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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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Kaffee?«
    »Tee«, antwortet Rosy, bevor Ralph seinen Kaffeewunsch anmelden kann. »Wenn ich es recht verstehe, bedeutete die besondere Nähe zu dieser Geliebten Ihres Mannes also eine Ausnahme?«
    »Allerdings.«
    »Hat Edward Ihnen gesagt, dass die Affäre zu Ende war?«
    »Die Sache mit Miss Perry war für uns abgeschlossen.« Sie kehrt nicht auf direktem Weg zum Tisch zurück. Sie hält sich an der Arbeitsplatte fest.
    Rosy beobachtet die zitternden Knöchel, die Anstrengung, die der kurze Gang die Frau kostet. »Gestern telefonierten Sie also mit Ihrer Freundin Harriet. Wer hat wen angerufen?«
    »Sie rief mich an.«
    »Aus welchem Anlass?«
    Mrs Gaunt setzt sich. »Sie war traurig. Sie brauchte jemanden, der ihr zuhörte. Miss Perrys Tod war ein schrecklicher Schlag für sie.«
    »Wie würden Sie Mrs Lancasters Beziehung zu ihrer Angestellten beschreiben?«
    »Das weiß ich nicht. Ich war nie in der Kita.«
    »Wie sprach Harriet von Gwendolyn?« Auf Mrs Gaunts Schweigen wird Rosy deutlicher. »Autoritär, freundschaftlich oder vielleicht liebevoll?«
    Langsam hebt Mrs Gaunt den Blick. »Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Auch Edward hat gewisse Andeutungen gemacht.«
    »Worüber?«
    »Über die verliebte Kindergärtnerin. Er mochte Harriet nicht besonders, daher sein Spott.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe diesbezüglich nichts zu sagen.«
    »Ihre Freundin rief Sie an, um ihren Kummer mit Ihnen zu teilen. Weshalb sollte sie das tun, wenn sie für Gwendolyn nicht etwas Besonderes empfunden hätte?«
    »Nennen wir es mütterliche Anteilnahme.« Mrs Gaunt schaut zum Herd, ob das Wasser schon kocht.
    »So viel älter als Gwendolyn war Mrs Lancaster nicht. Sie war geschieden, stand allein –«
    »Harriet ist tot«, entgegnet Mrs Gaunt scharf. »Sie sind beide tot.« Sie atmet hastiger. »Es ist grauenhaft. So grauenhaft, dass ich nicht darüber nachdenken darf, sonst …«
    »Sonst?«
    Sie legt die Hand auf ihre Brust. »Wir leben in einer ruhigen, anständigen Gegend. Plötzlich werden zwei Frauen umgebracht. Zwei Frauen, die ich kannte! Mit der einen habe ich gestern noch gesprochen.« Sie saugt die Luft ein, nestelt am obersten Blusenknopf. »Das ist … ein Albtraum.«
    »Bitte beruhigen Sie sich.« Ralph tritt an den Tisch.
    »Wie soll ich mich …« Speichel läuft aus Mrs Gaunts Mund, tropft auf die Bluse.
    »Was haben Sie?«
    »Nichts … ein Wasser –« Mit einem erstickten Laut sinkt sie vornüber, ihr Kopf zwischen den Armen.
    »Nehmen Sie Medikamente?« Rosy springt auf.
    »In … meiner Tasche.«
    Ralph ist schneller, schüttet den Inhalt von Mrs Gaunts Handtasche auf den Tisch. Drei Pillendöschen.
    »Welche sind es?«
    »Die weißen.«
    Rosy hält die Packungen ans Licht. Antiarrhythmikum, steht auf der weißen, Tachykardie. »Kammerflimmern«, flüstert sie.
    Ralph hat das Wasser, Rosy die Pille. Er zieht Mrs Gaunts Oberkörper hoch. Ihre Stirn, der Hals sind gerötet, sie ringt nach Luft.
    »Wie viele?«
    Keine Antwort. Umsonst sucht Rosy nach der Packungsbeilage. »Wie viele, Mrs Gaunt?«
    Die Augenlider der Frau flattern, ihre Unterlippe hängt schlaff herunter.
    »Den Notarzt.« Rosy schiebt ihr eine Tablette in den Mund und nimmt Ralph das Glas ab. »Sag denen, dass die Frau Herzrhythmusstörungen hat.«
    Ralph hat sein Telefon zur Hand. Mrs Gaunts Lippen bewegen sich, als ob sie flüsternd mit jemandem spricht.
    »Mrs Gaunt – können Sie mich hören, Mrs Gaunt?«

R osy isst nicht, pickt nur auf ihrem Teller herum.
      »Schmeckt fein«, sagt sie auf meinen ermunternden Blick.
    »Nicht zu matschig?«
    »Nein, sehr gut.«
    »Nicht zu sehr Altersheimessen? Ich weiß, du magst es pikanter.«
    Dezidiert legt sie die Gabel neben den Teller. »Es ist gut. Es schmeckt mir. Was soll ich noch sagen?«
    »Harten Tag gehabt?«
    Rosy trinkt Wasser. »Ein zweiter Mord. Ein kotzender Student, eine Frau, die während der Befragung zusammenbricht. Ja. Es war ein harter Tag.«
    »Wie wär’s mit Rotwein?«
    Sie klopft auf ihren Bauch. »Mir bekommt die Säure nicht.«
    »Kann ich sonst etwas für dich tun?«
    Ihr Blick sagt: Du könntest mich in Ruhe lassen. »Alles in Ordnung«, antwortet sie stattdessen.
    Wir essen. Die Wanduhr tickt.
    Rosy hebt den Kopf. »Die Frau hatte Schaum vor dem Mund, ganz plötzlich.«
    »Epileptikerin?«
    »Ich meine – bildlich gesprochen. Über dem Tisch ist sie zusammengebrochen.«
    »Wurde sie ohnmächtig?«
    »Nein. Im Krankenwagen ging es ihr auch wieder

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