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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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Das Red Lion und das Her Majestie’s sind die einzigen Pubs der City. Die kleinen Läden kämpfen mit dem Ruin, weil die Leute lieber zu den Shoppingcentern am Stadtrand fahren. Auf der Suche nach Esskultur findet man einen indischen und einen vietnamesischen Take-away, typisch für den Niedergang unserer Gastronomie. Der Inder hat schon zu, beim Asiaten döst ein türkisch wirkender Mann hinterm Tresen. Bei der Fish-’n-Chips-Bude ist Hochbetrieb. Die dicke Betty bedient mit Mundschutz. Hat sie Angst vor Ansteckung? Bettys Bude ist der hippe Treffpunkt der Kids. Den Alkohol zum Fisch bringen sie selbst mit.
    »Willst du nicht eingreifen?«, frage ich Rosy scherzhaft. »Keiner von den Biertrinkern da drüben ist volljährig.«
    »Jugenddelikte unterstehen nicht meinem Dezernat.«
    In friedlicher Koexistenz liegen die vier Immobilienmakler nebeneinander, ihre Schaufenster dicht an dicht.
    Rosy bleibt stehen. »Guck mal, drei Schlafzimmer, schöner Garten, und die Schule ist nicht weit.«
    Ich beuge mich zu den Fotos des Einfamilienhauses. »Bei dem Preis müsste ich allerdings erst eine Bank überfallen. Besuchst du mich im Gefängnis?«
    »Oder wie wär’s damit: Apartment mit Terrasse.«
    »Wir haben eine Terrasse.«
    »Ja, eine, von der man sich in die Tiefe stürzen kann.« Sie kuschelt sich an mich. »’tschuldige. Mir gefällt es ja auf unserem Falkenhorst.« Wir schlendern weiter. »Wenigstens, bis das Baby da ist.«
    »Spürst du schon irgendwas?«
    Das bringt sie merkwürdigerweise zum Lachen. »Was denn?«
    »Keine Ahnung – dass etwas anders ist.«
    »In zehn Tagen wissen wir Bescheid, Arthur. Nur Geduld.«
    Wenn Rosy in zehn Tagen ihre Periode kriegen sollte, ist der Traum wieder einmal ausgeträumt. Ich werde mich schämen, und das ganze Spiel beginnt von vorne.
    »Dort ist das Labyrinth«, sage ich, um Rosy vom Thema abzulenken. »Wollen wir –?«
    »Okay. Vielleicht kannst du mich aufklären, was sich Dienstagnacht dort abgespielt hat.«
    Eine Ampel, ein irrwitzig vorbeibrausender Motorradfahrer, wir betreten die Parkanlage. Der Bagger des Mr Melrose steht mit ruhendem Schaufelarm am Rand der Grube. Das Absperrband der Polizei ist verschwunden.
    »Da unten lag die Leiche?«
    »Mhm. In der Grube wurde sie nur abgelegt.« Rosy geht voraus ins Labyrinth. Nach mehreren Windungen taucht die Verzweigung auf. Links kommt man zum zweiten Ausgang, rechts zu Lady Carolines Denkmal.
    »Zertrampeln wir keine Spuren?«
    »Seit gestern dürfen hier wieder die Leute rein.«
    Es ist es ein seltsames Gefühl, am Schauplatz eines Mordes zu stehen. »Hier also.«
    »Ja, hier. Dort lag Miss Perrys Schuh. Ein paar Blutflecken. Das Blut stammt nur von ihr. Nichts deutet auf einen Kampf hin. Keine Tatwaffe.«
    Auch wenn Rosy den Fall nicht professionell mit mir diskutiert, spüre ich ihre Neugier auf meine Meinung. Ich betrachte die Statue, das marmorne Gesicht der Dame aus dem 17. Jahrhundert.
    »Ihr Mann soll sie mit dem Familienschwert enthauptet haben. Wurde Miss Perry nicht auch durch einen Streich in den Nacken getötet?«
    Rosy lächelt freundlich, doch gönnerhaft. »Du bist ein Romantiker. Miss Perry wurde nicht enthauptet. Aber du hast recht. Die Frage ist, weshalb es ausgerechnet hier geschah. Wieso kam Gwendolyn überhaupt hierher?«
    »Ich tippe auf einen gefühlsbetonten Grund. Lach mich meinetwegen aus, aber wer sich hier trifft, will etwas Emotionales tun oder besprechen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ein erster Kuss, eine Liebeserklärung, etwas besonders Schönes erhält an diesem Ort einen würdigen Rahmen.«
    Rosy sieht mich nachdenklich an. »Vielleicht ein Treffen mit ihrer neuen Liebe – Rank?«
    Vor Überraschung muss ich lachen. »Den haben wir ganz vergessen!«
    »Wieso?«
    »Die Zeichnung ist fertig.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Rank? Wie schon – moosig .« Ich drehe mich im Kreis. »Was wäre, wenn der Mörder …«
    »Lass gut sein, Arthur.« Sie nimmt meine Hand. »Ich möchte heim und Rank sehen.«
    Meine Plastikpantoffeln machen im Kies ein hohles Geräusch. Wir verlassen das Labyrinth.
    Auf dem Heimweg wird Rosy immer schneller, wie ein Pferd, das den Stall wittert.
    »Geht es dir besser?«
    »Ja. Der Marsch hat gutgetan.«
    Wir erreichen die Kurve, die auf unseren Parkplatz mündet. Müde schauen wir die Treppe hoch.
    »Wäre es nicht angenehm, jetzt ebenerdig in unser Zuhause zu treten?«, fragt Rosy.
    »Klar wäre das nett.« Ich nehme die unterste Stufe. »Andererseits, wäre

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