Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
Vom Netzwerk:
den Volvo zu. Rosa Blumenmuster im Licht der Scheinwerfer. Blondes zerzaustes Haar, die Frau hat vor dem Zubettgehen vergessen, das Haarspray auszubürsten.
    »Lass sie, Sam!« Die Frau klammert sich von hinten an den Angreifer, der wiederum Rosy umklammert hält. Die blonde Frau ist stärker, als sie aussieht. Beide Körper werden hochgezogen. Der Mann sagt nichts, schreit nicht mehr. Allmählich taucht er aus dem Amokrausch auf, der ihn überwältigt hat. Wendet den Kopf, schaut in die bittenden Augen seiner Frau.
    »Sie sollen nicht länger auf uns herumtrampeln«, sagt er, als ob die Tat damit zu erklären wäre. »Warum trampelt uns das Schicksal ständig ins Gesicht?« Er kriegt kaum mit, dass sich sein Griff um Rosys Arme lockert. »Wir waren glücklich, oder?«
    »Ja, Sam.« Iris beobachtet, wie sich die Polizistin im Heck aufrichtet.
    »Bis Alice verunglückt ist, war unser Leben das reine Glück«, sagt er.
    »Ich weiß. Das weiß ich doch.«
    »Warum ausgerechnet wir? Warum?«
    »Steig aus, Sam«, sagt Iris Black.
    Bevor er gehorchen kann, springt Rosy aus dem Wagen. Ihr Gesicht ist gerötet, sie wirft das Haar zur Seite, reibt sich die Handgelenke. Die Blacks und Rosy stehen einander gegenüber. Ehe ein Wort fällt, hören sie ein lautes Gepolter.
    Gern würde ich mich auf den Hintern fallen lassen, wäre da nicht das Tempo. Ich greife nach allen Seiten, reiße Äste und Laub mit mir. Einen Pantoffel habe ich verloren, mit dem anderen klappere ich Stufe um Stufe tiefer. Schon beim Ausgleiten sah ich den Sturz deutlich vor mir. Sah mich im Stil von Mrs Lancaster hinunterfallen, mehrmals aufprallen und mir das Genick brechen. Ein Schutzengel muss über mir wachen; meiner Körperbeherrschung kann ich es nicht zuschreiben. Zwar komme ich nicht elegant am Fuß der Treppe an, eher wie eine verrenkte Puppe, aber mit heilen Gliedern. Im Rollsplit falle ich auf die Knie.
    »Arthur!«, sagt Rosy. »Alles in Ordnung?«
    Ich hebe den Blick. Ein untersetzter Mann im Jogginganzug, eine Frau im rosa Morgenmantel, Rosy mit Schwertlilienblick.
    »Ich glaube, ich bin okay.« Ich stehe auf. An meinem Knie fühlt es sich kühl an. Ein Riss klafft in der karierten Hose.

J eder andere Polizist hätte den Versicherungsvertreter Sam Black sofort verhaftet. Der Mann hat eine Frau gewaltsam angegriffen. Dass diese Frau Polizeibeamtin ist, erschwert die Sache gravierend. Rosy hätte Mr Black einsperren und dem Richter vorführen können, niemand hätte sich darüber gewundert.
    Rosemary tut praktisch das Gegenteil. Ihr ist etwas anderes wichtiger – die Wahrheit. Sollte der nächtliche Vorfall dazu dienen, Black die Wahrheit zu entlocken, waren die angstvollen Sekunden nicht umsonst.
    Es ist nach elf Uhr nachts, als Detective Daybell Mr und Mrs Black auffordert, aufs Schloss mitzukommen.
    »Zu Ihnen hoch?«, fragt die Frau.
    »Nach Sutherly?«, setzt er nach.
    »Wir sollten endlich offen miteinander reden«, antwortet Rosy. »Finden Sie nicht auch?«
    »Sie verhaften mich nicht?«, fragt Black ehrlich verblüfft.
    »Das entscheide ich später. Gehen wir hinauf. Bist du einverstanden, Arthur?«
    Ich nicke, ähnlich überrascht wie die Blacks. Rosy ist zerzaust, hat einen blauen Fleck auf der Stirn, ich stehe mit zerrissenen Pyjamahosen da. Die verwirrten, verängstigten Blacks folgen uns nach oben.
    Ich kenne keinen Kommissar, männlich oder weiblich, der so vorgegangen wäre. Verrückt, sollte man meinen. Raffiniert, denke ich. Denn auch wenn ich kein Polizist bin, hat Rosy in mir einen Zeugen für das folgende Gespräch.
    Oben angelangt, lädt sie die Blacks ein, sich an den Esstisch zu setzen. Ich räume die Lasagnereste ab. Mrs Black kann ihre Neugier nicht verhehlen, sich im Herzen von Sutherly umzusehen. Wahrscheinlich ist sie enttäuscht über den fehlenden aristokratischen Glanz, das abgewetzte Mobiliar, die einfallslose Einbauküche. Der Earl of Sutherly trägt keinen Morgenmantel aus Brokat und Seide, und über der Eingangstür prangt nicht das Familienwappen, sondern der Stromzähler.
    Rosy bittet mich, Wasser aufzusetzen. Als ich den Tee bringe, finde ich einen vor Selbstmitleid zerfließenden Versicherungsvertreter vor.
    »Wir sind nicht mehr jung«, sagt er. »Wahrscheinlich können wir keine Kinder mehr kriegen. Alice war unser Ein und Alles.«
    »Was reden Sie da, Mr Black!« Rosy sitzt ihm gegenüber. »Alice ist ein süßes Mädchen. Sie kann wieder ganz gesund werden, wenn Sie Geduld und Anteilnahme

Weitere Kostenlose Bücher