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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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Konferenzraum.
    »Danke, dass Sie es einrichten konnten.« Ralph hat seinen Kaffee dabei. »Wollen Sie auch einen?«
    »Danke, nein. Ich muss vor der Darmspiegelung nüchtern bleiben.«
    »Bei unserem Kaffee verpassen Sie nicht das Geringste.« Ralph nippt und zieht das Foto aus der Tasche.
    Rosy hatte nach dem Erwachen keinen Sex mit ihrem Earl. Sie setzte sich nicht mit mir an den Frühstückstisch, der weder Feigen noch Trauben, noch Eier von glücklichen Hühnern bereithielt. Stattdessen löffle ich mein Porridge allein. Rosy ist im Garten.
    Wenn die Fäden sich verheddern, die Motive einander überschneiden, wenn die Ermittlungen ins Leere gehen, klemmt sie sich ihr schwarzes Buch unter den Arm und den billigen Füller zwischen die Zähne, der schmiert und Kleckse macht. Bei jedem Wetter läuft sie in den Garten, setzt sich auf die überdachte Bank und schreibt. Seite um Seite füllt sie mit ihrer minutiösen Schrift. Schreibt auf, was sie weiß und welche Fragen sich daraus ergeben. Sie notiert auch Fakten, die belegen, wie das Verbrechen nicht begangen worden sein kann. Rosy geht dabei vom Grundsatz aus, dass in 95 Prozent der Fälle Mörder und Opfer einander kennen. So gut wie nie wird ein Mensch von einem Fremden getötet. Viel höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Person handelt, die vorgibt, das Opfer zu lieben.
    Wenn das Ausschlussverfahren Rosy nicht weiterbringt, bedient sie sich einer besonderen Methode, dem Disney-System. Walt Disney ließ ein Problem stets von drei Akteuren anpacken, dem Träumer, dem Realisten und dem Kritiker. Der Träumer denkt in chaotischen Bildern und lässt sich dabei weder durch Logik noch durch traditionelle Muster einschränken. Der Realist prüft das Modell des Träumers auf seine Machbarkeit. Der Kritiker wirft alles
wieder über den Haufen. Disney hatte in seinem Büro drei Stühle, auf die er sich abwechselnd selbst setzte. Einen zum Träumen, einen zum Planen, einen zum Verbessern. So löste er seine Probleme meistens allein.
    Rosy braucht keine drei Stühle, die Bank unter dem Plexiglasdach genügt ihr.
    Vom Rand des Vordachs löst sich ein Tropfen und fällt in den Kies. Die Morgensonne verwandelt den Nebel in Wasser, überall glitzert es. Rosy blättert zur letzten Seite ihres Buches, dort hat sie meine Zeichnung eingeklemmt. Zeichnung ist übertrieben. Ich habe mich bemüht, ihren Wunsch nach Klarheit zu erfüllen. Auf dem Blatt sind nur ein paar Striche zu sehen, das Ergebnis von etwa 20 Versuchen. Wollte ich zu Beginn ein Gesicht mit vielen Details zeichnen, musste ich bald feststellen, dass ich den Mann an Miss Perrys Seite viel zu kurz gesehen habe. Präzision war daher nicht möglich, vielleicht aber Intuition. Ich schloss die Augen und zeichnete Rank aus meiner inneren Wahrnehmung heraus. Ulkige Krakel kamen zum Vorschein, die einer Kriminalistin nicht helfen würden. Ich ließ mich nicht entmutigen und machte weiter. So entstand Rank. Ein feingliedriges Wesen mit federweichem dunklen Haar und einem Anflug von Bart. Seine Augen sind in die Ferne gerichtet, ein mysteriöses Lächeln umspielt die Mundpartie.
    »Das ist gut.« Rosy hatte die Zeichnung neben ihr Porridge gelegt. Während sie löffelte, wandte sie den Blick nicht davon. »Man kann es zwar nicht in die Zeitung setzen, aber ich habe ein klares Gefühl, wie dieser Mensch ist.«
    »Freut mich, wenn ich helfen kann.«
    Rosy schnappte sich das Blatt, ihre Lederjacke und verschwand in den Garten.
    »Keinen Toast?«, rief ich.
    »Muss nachdenken!« Die Bergschuhe polterten die Wendeltreppe hinunter.
    Nun sitzt sie auf der Bank und betrachtet die Skizze. Was wolltest du von Gwen?, fragt Rosy. Was hat Gwen an dir interessant gefunden, liebenswert, aufregend? Wie hast du ihr Leben verändert? Rosys Finger streicht über die sonderbare Augenpartie. Hast du ihren Tod herbeigeführt? Das Phantom gibt keine Antwort.
    Mehr kann sie dem Träumer in sich nicht entlocken, der Realist nimmt seinen Platz ein. Kann eine Person, die dem Opfer mutmaßlich viel bedeutete, verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen? Wusste tatsächlich niemand außer Mrs Lancaster von Ranks Existenz? Lügen die Befragten? Wusste Ogilvy, dass Rank in Gwendolyns Leben getreten war? Hatte Gwen Mr Hobbs davon erzählt? Wusste ihr früherer Geliebter, Mr Gaunt, von der jungen Liebe? War es Liebe? Was bedeutete Liebe für einen Menschen wie Gwendolyn? Eine Frau, die das Liebesgeplänkel perfekt beherrschte, Aufmerksamkeit

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