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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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paar Sekunden, und der Lorbeerkiller ist verschwunden. Der Erste von Millionen. Es tut so gut, das zu erleben. Ich bin erfüllt von Mut und Tatkraft. Ich packe die nächste Laus.
    »Kaliumchlorid ist das Salz der Salzsäure. Es bildet farblose, bitter schmeckende Kristalle, die sich bei 20 Grad in Wasser auflösen. In der Lebensmittelindustrie wird es als Geschmacksverstärker eingesetzt, in der Landwirtschaft als Dünger. Du findest es auch in schmerzhemmenden Zahncremes, sogar beim Winterstreusalz. Kurz gesagt: Es ist kein Problem, an das Zeug zu kommen.«
    Jock isst Möhren, das gibt seinem Vortrag etwas Abgehacktes. Knackend beißt er in eine Karotte. Mangels eines Besprechungszimmers hat der Leiter der internen Krankenhausabteilung den Polizisten den Aufenthaltsraum der Ärzte zur Verfügung gestellt. Zwei Liegen zum Ausruhen, eine Reihe Spinde, unter der Decke hängt ein Basketballkorb. Ralph breitet die Serviette auf dem Couchtisch aus und sortiert sein zerquetschtes Sandwich. Rosy steht am Fenster.
    »Wenn du einem Menschen Kaliumchlorid in erhöhter Dosis zuführst, kann es unterschiedliche Erkrankungen verursachen: Nierenversagen, Herzrhythmusstörungen, Stoffwechselprobleme. Diese Symptome werden behandelt. Auf Vergiftung schließt man selten, außer man sucht gezielt danach.« Jock hebt die Karotte wie einen Zeigestab. »Der Witz dabei ist: Tritt durch eine Kaliumchloridvergiftung der Tod ein, ist die Ursache praktisch nicht nachweisbar.«
    »Warum?« Rosy betrachtet Jocks mahlenden Mund.
    »Durch den Zellverfall steigt nach dem Tod der Kaliumchloridspiegel im Körper sprunghaft an. Erhöhter Kaliumchlordianteil bei einer Leiche ist normal.« Jock lächelt mit ausgebreiteten Armen. »Dieser Fall ist wirklich sensationell.«
    »Wieso?« Ralph leckt sich Mayonnaise von den Fingern.
    »Weil der klassische Giftmord kaum noch vorkommt. Früher liebten unsere Mörder Gift. Es war schwer nachweisbar, außer durch Gerüche oder spezifische Symptome. Das Nervengift der Tollkirsche bewirkt eine Pupillenerweiterung, Zyankali hinterlässt einen Bittermandelgeruch. Das Fehlen von Geruch und Geschmack machte Arsen sehr attraktiv. Heutzutage ist Arsen selbst nach Einäscherung einer Leiche noch Jahre nach dem Tod in den Haaren nachweisbar.«
    »Ist ja gut, Jock, dein Punkt ist klar.« Selten hat Rosy den altgedienten Polizeiarzt so mitteilsam erlebt.
    Er lässt sich noch nicht bremsen. »Bei Vergiftungsverdacht mit Pflanzenschutzmitteln setzen wir Fruchtfliegen auf den Mageninhalt des Opfers. Selbst bei geringen Mengen E605 sterben die Fliegen sofort.« Jock kaut knirschend. »Was denkst du, wie viele Giftmorde im Vorjahr registriert wurden?«
    Rosy seufzt. »Sag’s mir.«
    »Nicht einmal dreißig, im gesamten Königreich. Bei unseren ausgeklügelten Verfahren lassen moderne Mörder lieber die Finger vom Gift.«
    »Mit anderen Worten?«
    »Dein Tipp, Mrs Gaunt auf Parasiten untersuchen zu lassen, war zwar falsch, trotzdem ein Schuss ins Schwarze.«
    »Könnte die Vergiftung von Mrs Gaunt von einem ihrer Medikamente herrühren?«
    »Herzrhythmusstörungen werden mit Stoffen wie Verapamil oder Diltiazem behandelt. Das sind Kaliumkanalblocker.«
    »Du sagst, bei einer Vergiftung mit Kaliumchlorid wäre die Todesursache kaum nachweisbar. Jemand hatte also vor, Mrs Gaunt zu ermorden?«
    Jock nickt. »Langsam, schleichend, und wenn wir das Gift nicht zeitgerecht entdeckt hätten, unbemerkt.«
    »Man hätte es nicht bemerkt?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit nicht.«
    »Das ist – Moment mal –« Rosy macht fünf Schritte zur Tür und vier zurück. Vor Ralph bleibt sie stehen. »Mrs Gaunt ist eine äußerst sensible Frau. Dünnhäutig, anfällig, kränklich seit Jahren.«
    Ralph legt das Sandwich weg. »Jemand vergiftet diese Frau.«
    Sie nickt. »Will ihren Tod herbeiführen. Jedoch nicht heute, nicht morgen, vielleicht erst in Monaten.«
    »Wozu?«, fragt Jock.
    »Um sie loszuwerden.« Rosy zieht die Lederjacke aus. »Weshalb entledigt man sich eines Menschen?«
    »Um an sein Geld zu kommen?«, sagt Jock.
    »Im Fall von Mrs Gaunt unwahrscheinlich. Edward bringt das Geld nach Hause.«
    »Warum dann?«
    Rosy tritt zwischen den Arzt und den Sergeant. »Um frei zu sein. Für eine andere Frau.«
    Die Polizisten sehen sich an. Rosy spricht aus, was beide denken.
    »Um frei zu sein für Gwendolyn Perry.«

W eiß Mrs Gaunt von ihrer Vergiftung?«, fragt Rosy vor der Tür des Krankenzimmers.
    »Nein.«
    »Und ihr Mann?«
    »Außer

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