Der Killer im Lorbeer
Kreisverkehr und damit die Ausfahrt aus Trench. »Von mir?«
»Im Labyrinth sagtest du: Wer sich hier trifft, will etwas Emotionales tun. Ein erster Kuss, eine Liebeserklärung. Es kann genauso gut ein Abschied gewesen sein.«
»So schwülstig habe ich dahergeredet?«
»Dienstagabend machte Gwendolyn reinen Tisch. Sie eröffnete ihrem Liebhaber, dass sie ein neues Leben beginnen will. Sie hatte sich in einen anderen verliebt und sagte Gaunt, dass es aus ist. Wie sollte sie wissen, dass für ihn damit die ganze Welt zusammenbrach? Der Mann war dabei, für Gwen seine Frau zu vergiften. Da ist es mit ihm durchgegangen.«
»Er hat zugeschlagen?« Wieder verdeckt der Kopf des Polizisten den Rückspiegel. »Aber wenn es Mord im Affekt war, bleibt die Frage –«
»Nach der Mordwaffe.« Rosy verschränkt die Arme. »Das ist das Problem, das wir lösen müssen. Wo hatte er die Waffe her?«
»Ich sehe nichts!« Vor uns taucht die Abzweigung nach Carleen auf. Der Rettungswagen ist außer Sicht. Der Constable sinkt auf den Sitz zurück. Eine dunkelbaue Limousine kommt auf den Kreisverkehr zu. Ich will die Straße nach Carleen nehmen.
»Das ist Gaunt«, sagt Rosy ohne hörbare Emotion.
»Der gleiche Gaunt, der …?«
»Fahr ihm nach.«
Die Flut der Ereignisse überfordert mich. »Wolltest du nicht zu Ralph?«
»Für den wird schon gesorgt. Fahr, Arthur.«
Der dunkelblaue Jaguar verschwindet bereits.
»Er will zur Autobahn«, sagt der Constable.
Ich höre ein hartes Klick-klack, sehe im Rückspiegel eine Pistole in der Hand des jungen Mannes. »Was machen Sie da?«
»Immer ruhig Blut«, sagt Rosy.
»Was wird das, Leute?« Ich fahre noch einmal um den Kreisverkehr.
»Wir sind das nächste Einsatzfahrzeug«, erklärt Rosy. »Wir nehmen die Verfolgung auf, bis Verstärkung kommt.«
»Ich bin kein Einsatzfahrzeug . Ich bin ein Nissan Micra und soll es mit einem Jaguar aufnehmen? Auf der Autobahn?«
»Wir müssen ihn vor der Autobahn stellen.« Der Constable hat plötzlich diesen unangenehmen Stahl in der Stimme.
Rosy schiebt die Hand in ihre Lederjacke.
»Holst du etwa auch deine Knarre heraus?«
»Fahr einfach Richtung M5, Arthur. Die Kollegen aus Cheltenham kommen uns entgegen. Wir nehmen ihn in die Zange.« Sie hat das Handy am Ohr. »Verbinden Sie mich mit dem Notarzt.«
Ich folge dem Wegweiser zur großen Nord-Süd-Verbindung zwischen Bristol und Birmingham.
»Haben Sie Sergeant Bellamy schon erreicht?«, fragt Rosy. »Ist er bei Bewusstsein? – Wie schlimm?« Sie nickt. »Geben Sie mir Bescheid.«
»Wodurch wurde Gaunt gewarnt?«, meldet sich der Constable. »Woher wusste er, dass der Zugriff auf ihn bevorstand?«
»Vielleicht hat Ralph ihn bei etwas überrascht.«
»Wie geht es Ralph?«
»Platzwunde, eine starke Blutung. Möglicherweise Schädeltrauma.«
Die Unruhe des Constables hinter mir nimmt zu. Ständig taucht sein Kopf im Spiegel auf. »Sollte ich nicht vielleicht besser fahren, Sir?«, fragt er.
Ich schalte in den Dritten. Es ist purer Trotz, aber ich lasse diesen Wagen nicht von einer testosterongesteuerten Kampfmaschine fahren.
»Wir verlieren ihn«, sagt er zu Rosy.
»Nur die Ruhe, Gentlemen. – Arthur. Sei mein Held und drück drauf.«
Ich begegne ihrem liebevollen Blick. Gleichzeitig senke ich den Fuß aufs Gas. Der Nissan tut einen Sprung nach vorn und surrt die Landstraße hinunter.
»Dort«, ruft der Constable. »Die Tankstelle!«
»Er tankt?« Ich beuge mich vor. »Der hat Nerven.«
Rosy gibt telefonisch unsere Position durch. »Die Texaco auf der A417 hinter Carleen. Der Gesuchte fährt einen dunkelblauen Jaguar.«
»Was machen wir jetzt – also ihr, was macht ihr?« Ich setze den Blinker.
»Du hältst beim Imbiss.«
»Weshalb?«
»Dann bist du außer Schussweite.«
» Schuss ?«, frage ich beklommen.
»Keine Sorge. Gaunt ist wahrscheinlich unbewaffnet.«
»Ach ja? Ralph dürfte das anders sehen.«
»Er ist nicht mehr an der Zapfsäule«, sagt der Constable. »Wahrscheinlich an der Kasse.«
»Gaunt kennt mich«, antwortet Rosy. »Sie gehen als Erster hinein.«
Ich halte vor dem Imbisslokal und lasse den jungen Polizisten aussteigen.
Rosys Hand legt sich auf meine Schulter. »Das ist nur Routine, Arthur. Mach dir keine Sorgen.«
»Warum wollte ich dich auch ausgerechnet heute zum Kaffee einladen?«
»Bleib im Auto.« Sie läuft zum Eingang des Kassenbereichs, wo der Constable bereits verschwindet.
Oft stört mich die Vorstellung, dass Rosy in diesem
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