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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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urecht und atmete tief durch. Er musste es scha f fen.
    Kaum war er wieder an seinen Platz an der Spitze des Zuges zurückgekehrt, machte ihm Wids Ve r halten klar, dass sich alles ändern würde. Die ste i nerne Miene, der stechende, nach Fehlern fo r schende Blick Wids best ä tigte Agnars schlimmste Befürchtungen. Agnar hatte ja damit gerechnet, hatte sich auf einen harte Zeit eing e stellt, doch es sollte schlimmer kommen als er sich au s gemalt ha t te. Wid betrachtete seine Fehde mit Agnar nicht als eine Sache, die sich zwischen ihnen beiden abspi e len sollte. Vielmehr setzte er in den kommenden Wochen alles daran, Zuschauer zu gewinnen und mö g lichst viele Männer in seiner Geringschätzung für se i nen Neffen auf seine Seite zu ziehen.
     
    Eines Morgens sollte das Orakel befragt werden, um über die Richtung des nächsten Vorstoßes zu entsche i den. Wid war mit den Buchenstäben unter dem Arm ins Zentrum des Lagers geeilt. Agnar folgte ihm, über den Arm gelegt trug er das weiße Tuch, mit der and e ren Hand hielt er einen flatter n den Hahn an den Füßen gepackt. Vor den Wagen der Könige saßen die Fürsten auf ihren hölzernen Sesseln. Um sie herum standen die Krieger in voller Bewaffnung. Auch die Priester der anderen Stä m me - weniger angesehen als die geachteten Druiden der Kimbern - standen vor der Gruppe und wart e ten auf die beiden. Wid nickte den Fürsten wü r d e voll zu, während die Umstehenden zurück wichen, so dass Agnar das Laken mit einer Bew e gung des Handgelenkes auf den Boden ausbreiten konnten. Mit der anderen Hand hielt er we i terhin die Krallen des Hahnes gepackt, dessen Blut dem Orakel L e ben ei n hauchen sollte. Doch anstatt mit dem Ritual zu begi n nen, schoss Wid unvermittelt einen kurzen Blick in Agnars Richtung und wandte sich an die Fürsten.
    „Es ist hier für mich der richtige Moment, noch ei n mal an Fjörm zu erinnern, der so lange u n ser Halt und u n sere Verbindung zu den Göttern war. Nun sitzt er selbst an der himmlischen Tafel, an der seine Lieder von den Heldentaten unseres Sta m mens künden we r den.“
    Beifälliges Raunen war zu hören. Wid fuhr fort:
    „Wir alle vermissen ihn und seinen Rat. Fjörm war immer sicher in den Auslegungen der Ze i chen, und mit der selben Sicherheit hat er diesen jungen Mann hier erwählt und gefördert.“
    Ohne sich umzudrehen, griff er hinter sich und zog Agnar am Mantel nach vorne.
    „Es wäre in Fjörms Sinne, wenn er uns heute die Ze i chen der Stäbe deutete.“
    Alle Augen richteten sich auf Agnar. Der war z u tiefst erschrocken. Es war völlig undenkbar, dass er als ju n ger Priester den Vortritt vor dem wesentlich erfahren e ren Wid erhalten sollte. Dieser selbst ha t te, solange Fjörm noch lebte, niemals die Erlaubnis erhalten, die Stäbe zu befragen, und jetzt wollt er hinter einem ha l ben Kind zurückstehen? Ohne Vorankündigung hatte Wid ihn in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmer k samkeit geworfen. Fast schien es Agnar, als genösse Wid die Verlegenheit, in die er ihn gebracht hatte.
    Ein Widerspruch war völlig undenkbar. Der Hahn fla t terte, seine Krallen gruben sich in Agnars Hand. Die Geschlossenheit der Priesterschaft musste i m mer und überall gewahrt bleiben. Agnar atmete tief durch, dann schickte er sich in das Unvermeidliche und trat noch näher an den Rand des Lakens.
    Er schüttelte alle Gedanken an die Zuschauer und an die möglichen Beweggründe Wids ab und ko n zentrierte sich auf das weiße Flimmern.
    „Was bringt der Weg am Fluss?“
    Die Frage fiel und das Blut des Hahns schoss aus dem Hals des Tieres auf die weiße Fläche. Wid warf mit einem Ruck die Stäbe aus dem Beutel. Mit leisem Klappern fielen sie auf das blutbefleckte Tuch und bildeten ein krakeliges Muster. Lange starrte Agnar auf das Gewirr. Erst nach und nach formierten sich vor seinen Augen die Zeichen zu einem klaren Bild. Er sah Kämpfende und fliegende Speere.
    „Der Weg am Fluss birgt Gefahr und Kampf.“
    Die Worte waren kaum gesprochen, als hinter ihm ein verlegenes Hüsteln erklang. Wid trat zu ihm und legte den Arm um seine Schultern.
    „Nun, mein Junge, die Aufregung war wohl doch etwas zuviel für dich. Mach dir nichts daraus, wir werden vor dem nächsten Mal doch noch ein wenig üben müssen. Sei ganz beruhigt, ab jetzt werde ich mich deiner weit e ren Ausbildung zu widmen.“ Er wandte sich den übr i gen zu.
    „Unser junger Freund sieht vor lauter Aufregung Ü b les in den Zeichen, die nur von

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