Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
Vom Netzwerk:
Sicherheit kü n den. Der Weg am Fluss entlang ist der richtige.“
    Die Versammlung löste sich auf. Agnar blieb allein zurück. Hatte er wirklich versagt und die Stäbe falsch gedeutet? Hatte die Aufregung ihm einen Streich g e spielt wie Wid es gesagt ha t te? Oder war er in eine Falle getappt? Hatte Wid einfach die e r ste beste Gelegenheit genutzt, um vor den Priestern und den Fürsten an se i nen Fähigkeiten Zweifel zu äußern? Aber das würde bedeuten, dass er die S i cherheit des ganzen Stammes aufs Spiel setzte, nur um ihn zu demütigen. Das war vollkommen u n denkbar. Agnar war sich sicher gewesen in dem, was er in den Buchenstäben gesehen hatte und auch darin, wie es zu deuten war. Aber die Tatsachen ließen keinen anderen Schluss zu, er musste sich geirrt haben.
    Einige Tage später opferte Wid einen Widder als Dank an Odin, dass die Gefechte am Fluss mit nur geringen Verlusten verbunden gewesen waren. In den Hügeln, so seine Version, wäre die Truppe von den dort ve r steckten Kämpfern aufgerieben wo r den.
    Und Wid hielt Wort, was die Ausbildung Agnars anb e langte. Er zitierte den Jungen zu sich und hielt ihm einen Vortrag über seine Vorstellungen von Wissen s vermittlung. Fjörm, sein Andenken in allen Ehren, h a be Agnar mit einem wilden Durcheina n der ohne Sy s tem und Struktur gefüttert. Eine Au s bildung, die ihren Namen wert wäre, müsste auf sicheren Grundlagen aufbauen, so wie er, Wid, sie nun zu vermitteln gedac h te.
    Sie begannen mit den Überlieferungen und Weiss a gu n gen. Fjörm hatte Agnar den Stoff längst beig e bracht, doch Wid hatte andere Vorstellungen von der Beher r schung der Texte. Nicht nur Wort für Wort mussten die uralten Überlieferungen wiede r gegeben werden, sogar die Betonung der einzelnen Si l ben musste exakt der Vorgabe Wids folgen. Wieder und wieder ließ er den Jungen einen A b satz wiederh o len ohne zufrieden zu sein. Agnar wusste bald nicht mehr, welche Änd e rungen er noch in seinem Vortrag vornehmen sollte, um einen Unterschied zu dem b e reits Vorgebrachten zu m a chen. Wids unverhohlene Gereiztheit machte ihn so nervös, dass er manchmal im Text stecken blieb, obwohl ihm die Worte seit langem geläufig waren. A n fangs schickte Wid ihn dann ko m mentarlos aus dem Zelt. Nach und nach aber wurden die Übung s stunden Gelegenheiten für ausgefeiltere Quälereien. So verlegte Wid die Übungen in die Nach t stunden, der größeren Ruhe wegen, und genoss es, seinen Schüler weit nach Mitternacht mit dem Schlaf kämpfen zu sehen. Er zwang ihn, seinen Vortrag zu verbe s sern, während Agnar bis zu den Hüften in den eisigen Wassern eines Bergbaches stand oder, was für Agnar das Schlimmste war, er setzte ihn auf halbe Rat i on. Manches Mal ließ ihn sogar einen ganzen Tag fa s ten. Agnars Körper machte gerade einen Wachstum s schub durch, so dass er am lie b sten die ganze Zeit nur gegessen hätte. Vor Hunger wurde er an manchen T a gen halb wahnsinnig. Sein ganzes Trachten ging dahin, sich der Aufsicht se i nes Lehrers zu entziehen und i r gendwo etwas Es s bares zu stehlen. In jenen Tagen schoss er gewaltig in die Länge, doch wirkten die Füße immer noch zu groß und der Gang unbeholfen. Er hatte bereits die Größe eines normalen Erwachsenen, aber noch immer wuchs er. Die Kuren seines Onkels und Lehrers führten zusa m men mit dem schnellen Wachstum dazu, dass er stark abmagerte. Lang und dünn war er, wobei seine Haut die weiße Farbe behalten hatte. Seine ganze Ersche i nung forderte den Spott der anderen geradezu heraus. Im Grunde war es u n denkbar, dass er als Priester der Kritik der normalen Jugendlichen ausgesetzt sein kön n te, doch diese fanden Wege, ihn scheinbar unabsich t lich zu foppen. Um ihn mit seiner langen, dünnen Ge s talt aufzuziehen, unterhielten sie sich in seiner Gege n wart ausführlich, aber völlig unsinnig über Lanzen, Zeltstangen oder Schil f rohre. Ein noch beliebteres Spiel war, möglichst viele weiße Dinge in einem einz i gen Satz zu erwähnen, um Agnar an seine ungewöhnl i che Hautfarbe zu erinnern. Das ganze Spiel konnte herzlich belacht werden, ohne dass einer der Spötter fürchten musste, ernsthaft b e langt zu werden. Agnar hatte einmal gewagt, e i nen seiner Peiniger zu verpr ü geln, was ihm große Genugtuung verschafft hatte. J e doch hatte Wid unglückl i cherweise von der Schlägerei Wind b e kommen. Um seinem Mi t druiden ein für alle mal die Lust an solch ungebührl i chen Benehmen zu verleiten,

Weitere Kostenlose Bücher