Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
fiel, glänzte silbrigweiß im Dunkel des Zeltes. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Vor Grauen hätte er beinahe aufgeschrien, denn die Augen, die ihn anblic k ten, waren vollkommen schwarz. Ohne Iris, ohne das Weiße des Auges schien die P u pille das gesamte Auge auszufüllen, was dem Blick dieses Wesens etwas sel t sam Blindes gab. Die Frau schien sein Entsetzen zu spüren, senkte sofort die Lider über die grausigen A u gen und glitt neben ihn auf die Felle.
Er zitterte vor Panik, doch als sich ihr Leib glatt und weich an ihn schmiegte, vergaß er seine Furcht. Wie von selbst suchten seine Hände ihren Körper, streiften durch das lange Haar und glitten den g e schwungenen Rücken hinab. Die Angst schlug in Erregung um, er drängte sich an sie .
Als er den Höhepunkt erreichte, glaubte er, die B e si n nung zu verlieren, es schien ihm eine Ewigkeit zu da u ern, bis er von ihr ablassen konnte. Erschöpft wälzte er sich auf die Seite und sofort überwältigte ihn eine schwarze Ohnmacht.
1. Kapitel
Der Weg nach Norden
Jegliches Hochgefühl hatte ihn verlassen. Der g e samte Abenteuergeist, die Euphorie, die ihn bis hierher getr a gen hatte war dahin, erstickt in den weißen Massen von Schnee, die seit W o chen und Monaten die Landschaft einhüllten.
Anfangs konnte er sich noch an dem Gedanken an die beiden Säckchen unter seinem Schla f platz au f richten, inzwischen jedoch kam es ihm vor, als solle er hier zusammen mit seinen Schätzen begraben werden. Er war sich sicher, niemals wieder von hier wegzuko m men, so n dern an dem hartnäckigen H u sten oder am Hunger langsam zugrunde zu gehen. Doch noch viel schlimmer als diese trüben Aussic h ten war das Hei m weh, das ihn jeden Tag in dieser Schneewüste stärker peinigte. Dieser entsetzliche Schnee löschte nicht nur die Geräusche aus und verwandelte alle Farben in Schattierungen von Blau, Weiß und Grau, sondern erstickte auch säm t liche Gerüche, die Erde und Natur sonst von sich gaben.
Er vermisste den staubigen Geruch eines Somme r tages, der sich nach einem Gewitterguss in den e r digen Dunst der wiederbelebten Pflanzen verwa n delte. Er vermisste die fischige Brise, die das Meer seiner Heimat mit sich führte, sein Meer das so a n ders war als die bleigraue, fin s tere See, die dieses Land umgab. Er vermisste sogar den Gestank der Gassen Roms, in denen sich der Unrat aller Bürger, aller Sklaven und Haustiere seiner übe r füllten, dreckigen und doch so einzigartigen Heima t stadt sammelte.
Allein an Rom zu denken war wie eine Last auf seiner Brust, so dass er sich wohl zum hundertsten Male fra g te, was ihn nur zu dieser verrückten U n ternehmung hatte bewegen können, was dazu, seine Heimat zu ve r lassen. Im selben Moment schämte er sich für sein Selbstmitleid denn er wusste ja ganz genau, wieso er hatte fliehen müssen, so genau wie er auch wusste, dass alles allein seine Schuld gew e sen war.
Dabei hatte seine Zukunft so sicher und geradlinig vor ihm gelegen wie eine der vielen Str a ßen, die in seine Heimatstadt führten. Sein Vater war ein e r folgreicher Tuchhändler, der seiner Familie ein g e regeltes Ei n kommen und sogar einen recht großz ü gigen Wohlstand ermöglicht hatte. Während sie zunächst noch haup t sächlich mit Wollstoffen und Leinen für solide Togen ihr Geschäft begonnen ha t ten, kam im Laufe der Zeit und im Zuge der Au s weitung des röm i schen Reiches ein reger Impor t handel mit feineren Geweben insb e sondere aus den asiat i schen Provinzen hinzu, der ihnen auch die bessere Gesellschaft Roms als Kunden siche r te.
Auf lange Sicht war er dazu bestimmt gewesen das G e schäft fortzuführen, doch sein Vater war der Meinung, dass der Sohn des Hauses im eigenen Geschäft nur unzureichend ausgebildet werden könnte. So war er, nachdem er in seiner Schulzeit in römischer Sprache, Mathematik und den Anfang s gründen griechischer Literatur unterrichtet worden war, zu einem entfernten Onkel zur Verfeinerung der kaufmännischen Ausbi l dung gegeben worden.
Dessen Geschäft war noch um einiges exklusiver. Er besaß die ausgedehnten Verbindungen, die nötig waren um aus allen Teilen des Reiches das Seltenste und A u ßergewöhnlichste heranzuschaffen, das a l lein den re i chen Patrizier zur Demonstration ihres Reichtums und ihres Prestiges gut genug erschien. Oberflächlich z u mindest waren die Patrizier den römischen T u genden der Bescheidenheit und M ä ßigung verpflichtet, so dass es sich verbot mit
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