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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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erste Donne r grollen durch das Tal gerollt war, gaben die Druiden das Zeichen zum Rückzug. Die wenigen verbliebenen römischen Soldaten rannten und kletterten in wilder Flucht auf die u m liegenden Hänge und verbargen sich in den Wä l dern, während der strömende Regen das Blut von den Leichen wusch und jeder Blitz den R ö mern ihre geschlagene Armee im Tal mit gre l lem Licht beleuchtete.
    Die Legionäre blieben auch dann noch in ihren Verst e cken, als der Sturm längst abgeflaut war. Sie hatten Angst, dem Gegner noch mal zu begegnen, wenn er das Schlachtfeld nach Beute und Gefang e nen durchs u chen würde.
    Gegen Abend ging der Regen gleichmäßiger nieder, im Süden klarte der Himmel wieder auf. Das fr i sche Licht des Abends erhellte eine Szenerie, die die überlebenden Römer endgültig von der Gefährlic h keit und dem Wahnsinn ihrer Gegner überzeugte. Die Barbaren w a ren ta t sächlich zurückgekommen und streiften über das Schlachtfeld. Anstatt jedoch Waffen und Rüstungen an sich zu nehmen, bega n nen sie mit Äxten, Knüppeln oder Felsbrocken j e den brauchbaren Gegenstand aus dem Besitz ihrer Feinde zu zerstören und in den nah e gelegenen Bach zu werfen. Mit Grausen sahen die R ö mer, dass selbst Frauen und Kinder in irrwitziger Ras e rei Steine auf die Köpfe der Gefallenen schleuderten, um die Helme zu verbiegen und mit Messern die lede r nen Riemen der Brustharnische zerschnitten. Alles, was ohnehin schon ze r stört war, wurde z u sammen mit den Leichen in den Bach geworfen. Unter Tränen und Kl a gen bargen sie die Leichen der Toten aus den eigenen Reihen und brachten sie ins Innere des L a gers. Erst als alles unbrauchbar gemacht und in das Gewässer gewo r fen war, schleppten sich die Krieger erschöpft ins L a ger, nicht jedoch, ohne einige Männer als Wachen z u rückzulassen. Die überlebenden Römer blickten fa s sungslos auf das Geschehen. Jeder, vom Offizier bis zum einfachsten Soldaten, betrachtete das Recht auf Beute als eine der wichtigsten Motivationen im Kampf. Je nach Rang fiel der jeweilige Anteil gr ö ßer oder kle i ner aus, aber ein Teil war j e dem g e wiss. Schon mancher war als reicher Mann aus fe r nen Ländern zurückg e kommen und hatte sich durch seinen Mut und eine reiche Beute einen Platz in der römischen Gesellschaft erkämpft. Was kon n te also diese Wilden dazu bewegen, die vor ihnen liegenden Reichtümer zu vernichten, wenn nicht der reine Wahnsinn?
     
    Ein Mann, der als Krieger seines Fürsten in den Kampf zieht, muss ihn mit seinem eigenen Leben schützen. Einem Krieger, der noch lebt, wenn sein Fürst tot auf dem Schlachtfeld liegt, ist nicht zu trauen. Er ist feig, ehrlos oder noch schlimmer, ein Verräter, der den Tod seines Königs nicht nur zug e lassen, sondern vielleicht sogar mitverschuldet hat. Niemand wird solch einen Krieger mehr aufne h men. Hat er noch einen Rest Stolz, so geht er als Opfer ins Moor. Sonst bleibt ihm ein Leben in den Wäldern, einsam und stets hungrig wie ein Wolf, verachtet und gefürchtet. Ein Schwert, das seinen Mann nicht zu schützen vermag, ein Speer, der den Sieg nicht herbeiruft, ein Pferd, das seinen Re i ter verliert verdienen die gleiche Verachtung, das gle i che Misstrauen. Vielleicht sind sie die unscheinb a re n Träger eines Fluches. Wer kann garantieren, dass eine Waffe, die ihren ersten Besitzer verraten hat, dem nächsten Eigentümer treu ist?
    Wenn ein Mann, verführt durch glänzende Verzi e ru n gen und prächtige Steine, ein verfluchtes Schwert in sein Haus bringt, so gefährdet er die Sicherheit des ganzen Stammes, ja vielleicht beginnt das Unheil sogar die Ehre des Königs zu beflecken. Schleichend und unaufhaltsam durchlöchert der Fluch das Heil und führt letztlich den Untergang aller herbei. Je gefährl i cher der Gegner, desto s i cherer muss alles zerstört werden, was sich je in seinem Besitz befand. Die Trümmer gehören Odin. Erst wenn alles vernichtet und in Wasser versenkt ist, ist das U n heil gebannt und die Schlacht bee n det.
     
    Noch lange kehrte im Lager keine Ruhe ein. Die Toten aus den eigenen Reihen mussten g e borgen und Holz für die Scheiterhaufen gesammelt werden. Jeder suchte seine Kinder, Ang e hörigen und Freunde in dem Chaos, das die Schlacht hinterla s sen hatte. Agnar rannte zum Zentrum des Lagers wo er auf seinen Vater stieß, der sich mit den and e ren Fürsten und Wid beriet. Ein Stück weiter sah Agnar Gunthro, der von einer alten Frau am Arm verbunden wurde. Die

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