Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
Vom Netzwerk:
mehr Leben war und verschiedenste Dinge ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen.
    Sie sehnten sich danach, nicht nur Nachrichten von ihren Freundinnen über die letzte Mode, die neu e sten Schauspieler und natürlich den unerhörtesten Klatsch zu bekommen, sondern alles hautnah selber mitzuerl e ben.
    Ihre Freundinnen, die den Winter in der großen Stadt verbracht hatten, geizten nicht mit detaillie r ten B e schreibungen, was die Gespräche der Schw e stern j e doch nur jedes Mal wieder mit einem Seu f zen und himmelwärts verdrehten Augen enden ließ, da sie nicht dabei sein kon n ten.
    Lucius interessierte sich seinen zehn Jahren gemäß nicht sehr für diese Themen, fand sie eher unerträ g lich und freute sich insgeheim, dass es die ang e spannte f i nanzielle Situation der Fam i lie nicht e r laubte, nach Rom umzuziehen. Sein Vater sagte das den Schwestern oft genug und auch laut genug. Lucius konnte nicht umhin, über die materielle L a ge im Bilde zu sein. De n noch glaubte er manchmal, den wirklichen Grund zu kennen, weswegen der Vater lieber auf dem Gut leben wollte: seine Le i denschaft für gutes Essen ließ sich hier mit den E r trägen der eigenen Landwirtschaft und dem tale n tierten Koch hervorragend pflegen. Der Vater und der Koch begeisterten sich gegenseitig und ersa n nen immer neue Gerichte – das wäre in der Stadt zumindest schwieriger, weil dort alles teurer war, die Zutaten, aber auch der Koch.
     
    Ein kleines Stück des Weges weiter fand Lucius ein zweites Schneckenhaus und verglich es mit dem ersten. Er war froh, dass sein Vater sich nicht übe r reden ließ. Es waren nicht die Freunde, die ihn hier festhielten, denn um ehrlich zu sein, fiel es ihm eher schwer Freunde zu finden. Am liebsten war er für sich, und verschiedene Geschichten über seine F a milie, wie sie im Ort hinter vorgehaltender Hand weitergetragen wurden, führten zu einer gewissen Rese r viertheit seiner Schulkameraden. Er vermisste weder Rom dort, noch Freunde hier. Er schätzte die Freiheit, die er auf dem Gut genoss, die Mö g lichkeiten umherzustreunen, auf Bäume zu klettern und stundenlang in Wachträumen die Blicke über die Landschaft wandern zu lassen.
    Nach der nächsten Hügelkuppe konnte man das Dach des Gutshofes in der flimmernden Luft e r kennen. L u cius fand noch eine Schnecke, und als er sie aufhob sah er, dass das Gehäuse noch bewohnt war. Das kleine Weichtier hatte sich beim Hochh e ben schnell in die Windungen seines Hauses z u rückgezogen, doch jetzt, als Lucius die Schale ganz ruhig hielt, wagte es sich zögerlich wieder hervor. Haltsuchend bewegte sich der Fuß der Schnecke nach allen Seiten und berührte Luc i us Finger. A n geekelt warf er das Tier zu Boden und zertrat es. Den Schleim an seiner Sandale wischte er an einem Grasbüschel ab und rannte das letzte Stück des W e ges zum Haus.
    Eine Sklavin erwartete ihn mit einem Becken wa r men Wassers und einem Tuch. Er rieb sich den Staub aus dem Gesicht und ging zum Speiseraum, wo sein Vater bereits auf einem der Liegen Platz genommen hatte.
    „Ah, mein Sohn! Wie war der Tag? Du bist heute spät nach Hause gekommen. Bist du hungrig? Komm, pr o bier von der Vorspeise, ein neues Rezept von unserem göttlichen Koch. Man nimmt Art i schocken, aber die ganz jungen, die noch kein Heu angesetzt haben, und kocht sie in Essigwasser. Dann nimmt man mehrere Eier, wobei es wichtig ist, dass man solche von e her länglicher Form wählt. Sie haben nämlich den größeren Dotter und den besseren Wohlgeschmack. Diese we r den zu gerade eben fester Konsistenz gekocht und dann in Vierteln zu den Artischocken gegeben. Unser Koch hat dazu eine Sauce aus Garum, Essig und Ol i venöl en t wickelt - köstlich. Greif zu und lass es dir schmecken.“
    Sein Vater schien ihm heute besonders redselig und seine weitschweifigen Erörterungen machten ein wenig den Eindruck, als hätte er etwas ganz and e res auf dem Herzen. Zudem war es ungewöhnlich, dass seine Schwestern nicht mit bei Tisch saßen. Lucius beschloss abzuwarten, bis sein Vater von selbst auf sein eigentl i ches Thema zusteuern würde.
    Die Vorspeise wurde abgetragen und ein Hühne r g e richt folgte. Auch hier gab es wieder einige Fei n heiten anzumerken:
    „Der Koch hat das Hühnchen in Falernermost e r stickt statt ihm einfach den Hals umzudrehen. Er sagt, d a durch bekommt das Fleisch einen besond e ren Wohlg e schmack, ähnlich dem von Lerchen. Dann würzt er es mit gestampftem Pfeffer, Flo h kraut und

Weitere Kostenlose Bücher