Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
hob ihn auf:
„Wir wünschen dir und deinem Begleiter eine glückl i che Heimkehr in euer Land. Möget ihr es genauso wundervoll wiederfinden, wie ihr es verla s sen habt. Wir werden uns nie wieder sehen, doch in unseren Geda n ken lebt unsere gemeinsame Zeit fort und soll ein S a menkorn sein für die Freun d schaft der beiden Völker.“
Marcus verneigte sich nochmals tief und ging dann zu Pugnax und seinem Karren, neben d e nen Hirst auf seinem Pferd wartete, um ihnen ein Stück weit Geleit zu geben.
Die Reise ging im weichen Boden zunächst noch schleppend voran. Am Abend des ersten T a ges fi e len sie völlig erschöpft auf ihr Lager. Doch Marcus war kaum eingeschlafen, da bega n nen unheimliche Träume ihn zu quälen. Der Kessel auf dem Wagen begann zu leuchten und einen leisen Ton ähnlich einem dumpfen Vibrieren auszusenden. Bräunliche Flecken zeigten sich auf der bronzenen Oberfläche, die zunächst spröde und eingetrocknet waren, sich aber alsbald verflüssigten und eine rote Färbung annahmen. Die Flecken vergr ö ßerten sich, bis die gesamte Oberfläche des Kessels davon bedeckt war, schnell füllte sich das Innere damit auf. Als stünde er auf hellem Feuer, brodelte der Inhalt und floss kochend über den Rand ohne ein Ende zu finden. Der Karren war bald über und über besudelt, das Blut tropfte an der Kante herab, um auf dem Er d boden zu kleinen Bächen zusammenzulaufen. Die Rinnsale verschmo l zen zu größeren Bächlein, die in alle Richtungen davon flossen. Bevor einer davon Ma r cus erreichen konnte, erwachte er schreiend. Zitternd kroch er zu dem Kasten auf dem hinteren Teil des W a gens um zögernd den Deckel anzuh e ben. Der Kessel stand in seinem Verschlag und ha t te nicht die kleinste Spur von Blut an sich. Vorsic h tig legte Marcus eine Hand auf den Rand und zuc k te sofort zurück, der Ke s sel fühlte sich in der Kühle der Nacht eindeutig warm an, Marcus meinte sogar ein leichtes Vibrieren gespürt zu haben. Voll W i derwillen schlug er den Deckel zu und legte sich erneut auf sein Lager. Den Rest der Nacht blieb er zwar ve r schont, doch am folgenden Abend setzten die Träume erneut ein. Marcus kam es langsam so vor als führten sie statt eines einfachen Kessels ein lebendiges Wesen mit sich. Sein Abscheu wuchs von Tag zu Tag. Es fiel ihm immer schwerer Schlaf zu finden aus Angst, wieder der u n heimlichen Vis i on ausgeliefert zu sein. Mehrere Tage quälte er sich mit den Träumen und der gedrückten Stimmung, in die sie ihn den Tag über versetzten. Dann fasste er einen En t schluss.
Sobald sie einen kleinen Weiher erreicht hatten hielt Marcus an und bat Pugnax ihm zu helfen, den stei n schweren Kessel vom Wagen zu heben. Als sie ihn heruntergewuchtet hatten, schwangen sie ihn einige Male zwischen sich , bis sie ihn in hohem B o gen in den See werfen konnten . Der Kessel schlug mit der Unte r seite auf das Wasser auf. Nachdem er einige Augenbl i cke lang auf der Oberfläche getri e ben war, neigte er sich zur Seite, füllte sich mit e i nem leichten Gurgeln und versank. Marcus und Pugnax blickten auf das dunkle Wasser, bis der Spiegel des Sees wieder ruhig geworden war. Dann gingen sie wortlos zurück zum Wagen und zogen davon, in Richtung Heimat.
3 . Kapitel
Der Weg nach Hause
Sein Heimweg führte ihn auf eine staubige Lan d straße, über der die Mittagssonne flirrte. Links und rechts des Weges dehnten sich Felder mit Getreide und Gemüse. In weiter Ferne glitzerte ein schmaler Streifen und r e flektierte das Licht. Das war das Meer. Lucius liebte diesen Teil des Tages, auch wenn er regelmäßig ve r schwitzt und staubig zu Hause ankam. Der Weg ließ ihm Zeit zum Trä u men, nachdem er sich bei Schu l meister Flavius in Schreiben und Zinsrec h nen geübt hatte. Der Le h rer hielt viel auf sich und seine Künste und war ein im gesamten Umkreis des Provinzstäd t chens am Rande der Sabinerberge gesuchter Pädagoge. Die besser gestellten Familien der Centurios und H o n o ratioren der Stadt schickten ihre Kinder, die Schrei b tafel unter den Arm geklemmt, in seine Stu n den. Auch auf Zucht und Ordnung wurde in den U n terweisungen sehr geachtet.
Lucius fand ein Schneckenhaus, hob es vom Boden auf und betrachtete es gedankenverloren. Seit er sich eri n nern konnte, lebte er mit seinem Vater und seinen be i den älteren Schwestern auf dem kleinen Landgut in der Nähe des Städtchens. Seine Schw e stern drängten mit jedem Jahr entschiedener auf einen Umzug ach Rom, wo
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