Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
go l denen Tafelgeschirren oder ries i gen Palästen zu prunken. Jedoch wollte der große Reichtum auch zur Schau gestellt werden, und so k a men die Waren seines Onkels gerade recht: ägyptische Töpferarbe i ten, uralt, aus Gräbern längst verstorbener Könige geraubt, Gemälde und Schriften, die nach der Plünderung Korinths von Legionären nach Rom g e bracht worden waren und schnell in zwielichtigen G e schäften die Besitzer wechselten, Kunstschätze und Kulturgüter, die den kultivierten Sinn ihres Besitzers bezeugten. Und nicht zuletzt führte der Onkel edle Steine und seltene Perlen aus allen Te i len des sich au s dehnenden römischen Reiches. Als besondere Spezial i tät handelte er mit einzelnen Stücken des wertvollen Bernsteins, dessen Goldton in römischen Augen von einzigartiger Schönheit war. Enthielt ein Stück dann auch noch die Le i che eines kleinen Lebewesens, einer Mücke, Spinne oder Fliege, dessen letzter Atemzug in dem honi g farbenen Harz erstickt worden war, so kon n ten für diesen morbiden Anblick Preise von unvorstel l barer Höhe erzielt werden . Einen Sklaven oder auch zwei konnte man sich für den Preis eines Juwels schon anschaffen.
Der Onkel hatte ihn in sein Herz geschlossen, da es keine direkten Nachkommen gab, hätte Marcus gute Chancen gehabt, neben dem väterlichen Tuc h handel auch dessen Geschäft zu übernehmen.
Marcus liebte seinen Beruf. Die Arbeit im Lade n g e schäft in der vornehmsten Lage am forum rom a num war nur ein Teil seiner Aufgaben. Sein größtes Vergn ü gen waren die Besuche in den Häusern der reichen Patrizier. Diese betraten natürlich kein auch noch so luxuriöses Geschäft, sondern ließen sich eine Auswahl der in Frage kommenden Waren in der eigenen Villa vorlegen. Mit Fischen besetzte Wasserbassins schmüc k ten die stillen Innenhöfe, die zum Schutz gegen die pralle Sonne mit einem weißen Leinensegel gedeckt waren. Hier warteten Marcus und sein Onkel in r e spektvoller Geduld auf den stets mit wichtigeren Bes u chern befassten Hausherren oder auch auf die säumige Dame des Hauses, um eine Auswahl ihrer kostbaren Stücke zu präsentieren. Die Besuche mussten oft drei- oder viermal wiederholt werden bis die Entscheidung für ein Objekt gefallen war und ein kleiner Beutel mit Goldmünzen ihre Geduld und Beharrlichkeit b e lohnte. Die diesmal nicht verkauften Waren wurden wieder zurück in gut versteckte Winkel oder scharf bewachte Keller gebracht, um bei einer entspr e chenden Anfrage erneut in das diffus gefilterte Licht eines aristokrat i schen Atriums gehoben zu werden.
Doch nicht nur in geschäftlicher Hinsicht war alles zum Besten gewesen, auch in seinem Pr i vatleben hatte Marcus lange Zeit keinen Grund zur Klage gehabt. Er war lebhaft und wohlhabend genug, um der bewunde r te Mittelpunkt eines kleinen, aber ausgesprochen selbstbewus s ten Freundeskreises zu sein, der sich zwar nicht aus Patriziern, aber doch aus Söhnen des Gel d adels der Stadt zusammenset z te. Sie waren übermütig und jung. Sie suchten den Kitzel übelbeleumundeter Schenken und Tavernen, tranken billigen Wein, br a chen im Schutz der A n onymität der Großstadt Rom den einen oder and e ren Streit vom Zaun oder ließen sich auch einmal in eine handfeste Schlägerei ein. Als Mutprobe hatten sie schon einmal einen Bürger, der das Pech hatte zu spät noch unterwegs zu sein, um seinen Gel d beutel erleichtert und hi n terher den Inhalt brüde r lich versoffen. Dass das in Gesellschaft von Tänz e rinnen von zweifelhaften künstlerischen Fähi g ke i ten stattfand, war keiner weiteren Erwähnung wert. Ganz im Gegensatz zu einer anderen Art von Ve r gn ü gung:
Marcus hatte lange gebraucht, bis er es sich eing e stehen konnte, doch musste er irgendwann den Ta t sachen ins Auge sehen - er war ein Spieler. Nicht, dass er damit in irgendeiner Form einzigartig gew e sen wäre. Ganz Rom liebte das Spiel mit den Wü r feln, der Aristokrat ebenso wie der letzte seiner Sklaven. Würfeln galt als heiteres Zwischenspiel bei den langen Gastmählern, als perfe k tes Vorspiel vor den langen Liebesnächten, und - es war stren g sten verboten. Mehrere Gesetze regelten dieses Verbot, das sich zwar lediglich auf das Spiel um Geld bezog - jedoch, um was sonst sollte es denn g e hen. Kaum eine Taverne, die nicht in einem N e be n raum einen Tisch und Würfel bereithielt. Die Gesetze sahen drastische Strafen vor, hohe Bu ß ge l der, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, Verba n nung.
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