Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
als alle anderen hier. Die verlangen hier kaum w e niger als in Rom! Wer soll ihnen die Steine denn um diesen W u cherpreis abkaufen?“
„Ja, ja! Diese Verbrecher!“
Aber so schnell gab Marcus sich nicht geschlagen. D a für ging es ihm um zu viel, so machte er noch einige Vorstöße, doch ohne andere Ergebnisse e r zielen zu können. Als die Tage schon merklich lä n ger wu r den, versuchte er zu einer Entscheidung zu kommen. I m merhin hatten seine erfolglosen Bem ü hungen ihm ein i ges neues Wissen über den Ber n stein und seine Fun d orte beschert.
„Ich gebe es auf. Das hier wird nichts. Ich kann nicht mit leeren Händen nach Hause.“
„Nein, Herr!“
„Wir müssen weiter. Wir werden den Handelsro u ten nach Norden folgen. Dort soll es ein Meer g e ben, an dessen Ufern der Stein gesammelt werden kann. Etwas anderes bleibt mir nicht ü b rig. Statt meine Zeit weiter mit irgendwelchen Wucherern zu vergeuden, werde ich nun lieber noch etwas besser die Sprache der Einheim i schen lernen. Und dann werde ich selbst mit den Ba r baren verhandeln.“
„Ja, Herr!“
„Es soll ein Königreich dort sein. Dahin müssen wir uns durchschlagen. Wir sind nur zu zweit, ich hoffe wir kommen durch.“
„Bestimmt, Herr!“
Als der Schnee schließlich schmolz und der Frü h ling die Menschen aus den verräucherten Hütten trieb, lee r te sich die Handelsniederlassung. Nach und nach zogen die Gruppen und Grüppchen der Reisenden davon, ihren unterschiedlichen Zielen entgegen. Und als eine der ersten trieben Markus und Pugnax die beiden Pfe r de vor ihrem Karren zur Eile an.
Die ersten zwei Tage auf ihrem Weg nach Norden z o gen Marcus und Pugnax durch Gege n den, in denen keine Zeichen menschlicher Siedlungen zu finden w a ren. Am dritten Tag aber gelangten sie an ein Gehöft, das an einem kleinen Weiher stand und mit einem G e flechtzaun umgeben war.
Ein Hund schlug an, und sofort füllte sich der Hof vor dem Gebäude mit Menschen. Marcus und P u gnax w a ren im nächsten Augenblick von den B e wohnern des Hofes eingeschlossen, die sich mit allem bewaffnet hatten, was sie gerade in Reichwe i te gefunden hatten. Sie schwangen Stecken und Zaunlatten, Messer und Holzprügel, und dabei brüllten sie in ihrer rauen Spr a che, von der Marcus nur wenige Worte verstand. Schnell kramte er in seinem Wagen, um einige Glaspe r len und Armre i fen heraus zu suchen. Eine robuste Frau mit einem Beil in der Rechten, die sich bis zu ihrem Wagen vorgewagt hatte, schien die Herrin des Gehö f tes zu sein, deshalb drängte Marcus ihr einen Armreif auf.
So bedrohlich die Mienen der Verteidiger gewesen w a ren, so schnell schwang die Stimmung jetzt um, die Bewunderung für das Geschenk war grenze n los. Alle drängten näher, ließen die Waffen sinken und versuc h ten den bunten Reif in die Hand zu bekommen. Die Bewohner des Gehöftes schienen sich verblüffend schnell von der Harmlosigkeit der beiden Reisenden übe r zeugt zu haben, ja die Herrin lud sie sogar ein vom Karren zu steigen und ihr ins Haus zu fo l gen.
Sie führte die beiden Besucher ans Feuer, das in einer gemauerten Herdstelle in der Mitte des Ha u ses brannte dessen Rauch sich im einzigen Raum verbreitete. Nach einiger Zeit begann Marcus sich unbehaglich zu fühlen, denn niemand kümmerte sich weiter um sie. Zwar herrsc h te ein reges Ko m men und Gehen, es wurde ein Topf aufs Feuer g e setzt, Platten auf hölzerne Böcke gelegt, Ziegen aus dem Raum getrieben und ein frisch geschlachtetes Huhn gerupft, aber um ihn und Pugnax machten alle einen respektvollen Bogen. Nur zwei kle i ne Jungen ha t ten sich vor den Fremden aufgebaut, bohrten in den Nasen und starrten Marcus und seinen Begleiter mit unverhohlener Neugierde an. Marcus hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte. Er begann in seiner Verlegenheit den Ki n dern Grimassen zu schneiden, worauf sie mit ihren popeligen Fingern den Saum seines Umhangs b e fühlten. Er schob sie zur Seite und sang ihnen zum Trost ein Saufliedchen aus seiner bewegten Ve r gangenheit vor:
„... die Locken mit Rosen bekränzt
und duftend von syrischem Balsam!
Nagende Sorgen,
sie zerstreut uns Bacchus.“
Die beiden amüsierten sich prächtig, selbst Marcus entspannte sich, froh über ihre Gesellschaft. Es dä m merte schon, als sich zu dem kleinen Hausstand einige Männer gesellten, die von der Arbeit auf den Feldern zurückkamen. Alle setzen sich, die Frauen setzten Schüsseln mit Brei auf den Tisch, alle gri f fen
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