Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
einem Fuhrmannshof vor den Toren der Stadt unte r gebracht war. Die Münzen verteilte er auf verschiedene kleine Verstecke zw i schen den Brettern des Karrens und in den Säumen seiner Gewänder.
Zwei Tage vor dem verhängnisvollen Termin beim Prokonsul war er reisefertig. Jetzt war der Zei t punkt gekommen, Pugnax wenn auch nicht zu se i nem Mi t wisser, so doch zu seinem B e gleiter und Beschützer zu machen.
„Mach dich fertig, du wirst mich heute Abend auf eine Geschäftsreise begleiten.“ teilte ihm Marcus in herr i schem Ton mit, der seine Unsicherheit und Nervosität verbergen sollte.
Pugnax gab ein missbilligendes Grummeln von sich: „Wieso denn? Warum so plötzlich? Dein Onkel hat nichts verlauten lassen.“
Marcus schnitt ihm das Wort ab: „Seit wann e r laubst du dir aufsässige Fragen? Mach dich fe r tig und schweig!“
Pugnax ging gleichgültig. Im Grunde war ihm egal wo er hinbefohlen wurde. Er war froh, dass er hier seine Stellung hatte, und er würde sie nicht durch Fragen aufs Spiel setzen.
Nachdem sie die ersten zwei Tage und Nächte in höchstem Tempo gefahren waren, fielen sie am Abend des dritten Tages in einer Taverne am Ra n de des W e ges auf die verwanzten Lager. Trotz der wenig anhe i melnden Umstände schliefen beide wie die Toten. Gut ausgeschlafen war Marcus am and e ren Morgen von einer Hochstimmung erfüllt, wie sie nur ein Zwanzi g jähr i ger haben kann, der glaubt die Lösung aller seiner Probleme gefunden zu h a ben.
Als schließlich nach vielen weiteren Reisetagen in Ric h tung Norden langsam das großartige Panor a ma der Alpen aus dem Dunst auftauchte, rasteten sie einige Tage, bis ein geeigneter Zug vertrauen s würdiger Hän d ler in ihrer Taverne abstieg, dem sie sich nach einigen Verhandlungen zur Überquerung der Alpen anschli e ßen konnten.
Dieser Abschnitt der Reise war anstrengend und nicht ungefährlich. Meist mussten sie neben den Wagen he r laufen um die Pferde zu schonen, aber nach einigen Tagen hatten sie sich e i nen stetigen, langsamen Schritt angewöhnt und hatten den Blick frei für ihre grandiose Umg e bung. Die scharfen Schatten in den Felswänden, das klare Licht und die spärliche Vegetation erschienen ihnen wie aus einer anderen Welt. Marcus glaubte, noch nie etwas Majestätischeres gesehen zu haben. Als en d lich ganz oben auf dem Scheitel des Passes von weitem die weißen Gletscher der Gipfel zu sehen waren, kan n te sein Entzücken keine Grenzen. Er stieß P u gnax in die Seite:
„Schau doch, hast du so etwas schon gesehen? Weißt du überhaupt, was das ist? Ich habe einmal ein wenig davon bei einem Senator gesehen. In e i nem goldenen Pokal. Das ist Schnee!!“
Rückblickend konnte Marcus sich fast darüber to t l a chen, denn sowohl an Außergewöhnlichem als auch an Schnee sollte er im weiteren Verlauf der Reise noch mehr als genug bekommen.
Es war besonders morgens in den Gipfelregionen em p findlich kalt, so dass Marcus sich schon darauf freute, beim Abstieg wieder in wärmere Gegenden zu gela n gen. Seine Hoffnungen sollten jedoch en t täuscht we r den. Die Tage wurden schon merklich kürzer, und das Land, in das sie hinunterwande r ten, schien voller Scha t ten und Kälte.
Da die Reise durch den zu erwartenden Herbst und Winter zunächst unterbrochen werden musste, b e schlossen die beiden Reisenden, in einer Siedlung am Weg ihr Winterlager aufzuschlagen. Vier Mon a te wü r den sie zusammen mit anderen Händlern, Einheim i schen und zwi e lichtigen Herumtreibern leben, und auch wenn der Haufen, der sich hier zusammengefu n den hatte, wenig Vertrauen erwe c kend wirkte, so war es doch sicherer, als irgendwo allein auf das Frühjahr zu warten.
Marcus war fröhlich und gesprächig. In den ve r gang e nen Wochen hatte er sich daran gewöhnt, Pugnax von seinen Plänen und Gedanken zu erzä h len. Dabei war es ihm nur recht, dass sein Lei b wächter meist nur ein u n deutliches Brummeln als Beitrag und Antwort gab.
„Ich werde versuchen, gleich hier mit einigen Hän d lern Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kann ich ihnen schon hier genügend Steine abkaufen, so dass wir im Frühjahr wieder zurück nach Rom können.“
„Hm!“
Doch es sollte anders kommen. Die Barbaren w a ren lange nicht so einfältig, wie es Marcus gepasst hätte. Sowohl die Einheimischen als auch die fa h renden Händler wussten sehr wohl, was ihre Ware wert war, und so empörte sich Marcus einige W o chen später:
„Dieser Händler war noch verbrecherischer
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