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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Nick und trommelte mit den Fäusten ins Gras.
»SCHEISSE! SCHEISSE! SCHEISSE!«
    »He, Kleiner«, sagte Peter. »Ich habe mich gut geschlagen, was?«
    Nick stützte den Kopf in die Hände und raufte sich die Haare.
Was soll ich jetzt machen?
, fragte er sich.
Was zum Teufel soll ich jetzt machen? Beschissener kann’s ja wohl nicht werden!
    »Ich habe mich gut geschlagen, was?«, wiederholte Peter. »Findest du nicht?«
    Nick bemerkte, dass Peter mit ihm redete. »Hä?«, fragte er, leise und unsicher.
    »Na, bei dem Hosenspiel. Ich habe doch gewonnen, findest du nicht?«
    In Anbetracht der Tatsache, dass Bennie lang hingestreckt auf dem Asphalt lag und seine Arschritze aus der Unterhose hervorschaute, konnte Nick das nicht abstreiten.
    Peter trat auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Nick wich zurück.
    »He«, sagte Peter. »Keine Bange. Wir gehören zur selben Mannschaft. Schon vergessen?«
    Nick streckte vorsichtig die Hand aus. Peter schüttelte sie zufrieden und zog ihn hoch.
    »Ich bin Peter. Wie heißt du?«
    »Nick«, sagte der Junge abwesend, während er den Park mit Blicken nach Marko und seinen Kumpanen absuchte. Er rechnete fest damit, dass sie jeden Moment zwischen den Bäumen hervorkommen würden. Diese Kerle fackelten nicht lange. Zweifellos würden sie bewaffnet sein und keine Hemmungen haben, ihn und Peter abzuknallen.
    »Schön, dich kennenzulernen, Nick. Also, was möchtest du jetzt gerne machen?«
    »Wie?«
    »Was möchtest du jetzt gerne machen?«
    »Verschwinde von hier«, nuschelte Nick und ging auf die Bäume zu in Richtung U-Bahn, doch dann hielt er inne. Er durchwühlte seine Hosentaschen. »Verdammt.« Bennie hatte ihm sein letztes Geld abgenommen. Er würde einen anderen Weg raus aus Brooklyn finden müssen. Panik schnürte ihm die Kehle zu. Wo sollte er hin? Marko konnte überall sein, aus jeder Richtung kommen. Nick drehte sich hastig um und wäre beinahemit Peter zusammengestoßen. Er hatte nicht mal bemerkt, dass der Junge ihm gefolgt war. Ein schelmischer Ausdruck lag in dessen Blick. »Also, wie gehen wir vor?«
    »Was?«, fragte Nick. »Wie wir vorgehen? Hör mal, Junge …«
    »Peter.«
    »Peter, du begreifst das nicht. Ein paar üble Kerle sind auf dem Weg hierher.«
    Peter wirkte erfreut.
    »Sie haben Pistolen. Mit denen ist echt nicht zu spaßen. Die bringen dich um.«
    »Nick, ich sagte doch, wir sind in einer Mannschaft.«
    Nick lachte rau.
Himmel, er glaubt, dass das alles ein Spiel ist.
    »Möchtest du nicht
sie
umbringen?«, fragte Peter. »Das würde sicher verdammt viel Spaß machen.«
    »Wie bitte?«, fragte Nick ungläubig, doch er merkte, dass es dem Jungen ernst war. »Nein, ich will nichts mit ihnen zu tun haben. Ich muss verschwinden, und zwar
auf der Stelle

    »Ich kenne einen Geheimpfad.« Peter schaute sich kurz um. »Die finden uns nie. Komm mit.« Damit wandte er sich zum Gehen.
    Der spinnt
, dachte Nick, musste jedoch den Impuls unterdrücken, ihm trotzdem einfach blind hinterherzurennen. Dieser Junge hatte etwas Einnehmendes, etwas, das in Nick den Wunsch weckte, ihm wider besseres Wissen zu folgen. Nick ließ den Blick erneut durch den Park schweifen. Es war dunkel. Er war allein. Allein hatte man es schwer. Er schloss die Hand um seinen Hasenfuß, holte tief Luft und folgte dem goldäugigen Jungen.

 

     
KAPITEL 2
Nick
     
    Sie ruhten sich im Hof einer kleinen Kirche aus. Etwa eine Stunde lang hatte Peter ihn durch ein Labyrinth von Seitengassen geführt. Sie waren gegangen, gerannt, über Mauern geklettert und durch Buschwerk gekrochen. Es fiel Nick überraschend leicht, sich ungesehen zu bewegen.
    Nun, da der Park weit hinter ihnen lag, konnte Nick wieder durchatmen. Er ließ sich auf eine Bank fallen. Peter sprang auf die Sitzfläche und ging neben ihm in die Hocke. Wie er so dasaß und zu den Sternen aufschaute, erinnerte er Nick an einen Wasserspeier.
    »Nick, weißt du, wo du hinkannst?«
    »Klar«, sagte Nick. »Tja, ich will zu … zu … tja …« Er verstummte. Wo sollte er hin? Sein Geld, seine Tasche, alles war weg. Er hatte keinen roten Heller mehr, nicht mal mehr ein gottverdammtes Glas Erdnussbutter. Ungeweinte Tränen brannten ihm in den Augen. Er konnte unmöglich nach Hause zurück. Er dachte an die Penner im Park. Wie lange würde es dauern, bis er einer von ihnen war? Wie lange, bis er schmutzig, krank, frierend und hungrig in der Gosse lag? Wie lange, bis er für eine kleine Spende zu praktisch allem bereit war?

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