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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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auf seinem Rücken. Das kleinere rote Wesen hatte die Klauen in seine Schulter gegraben und holte nun mit dem Stachel nach seinem Gesicht aus. Nick konnte gerade noch den Arm hochreißen, sodass der Stachel ihm nur den Unterarm aufschlitzte.
    Der Junge schrie auf, als ein sengender Schmerz ihm durch den Arm schoss. Er riss sich das Monster von den Schultern und wich strampelnd zurück. Es zuckte und krallte sich in die Erde, aber es stand nicht wieder auf.
    Nick drückte sich den verletzten Arm an die Brust. Er spürte, wie das brennende Gefühl sich bis in seine Schulter ausbreitete. Auch sein Gesicht wurde erst warm und dann heiß. Ihm schnürte sich die Kehle zu. Nick ließ seinen Speer fallen, stürzte auf den Rücken und schnappte nach Luft, während sein Hals immer weiter zuschwoll. Sein Blick fiel auf Grille. Sie lag bleich, reglos und mit toten Augen da.
    Das rote Monster hing zuckend auf der Seite. Leroy, dessen Gesicht eine Maske von Angst und Ekel war, rannte herbei undbohrte seinen Speer immer wieder in den Leib des Ungeheuers, wobei er ununterbrochen schrie: »Oh Scheiße! Oh Scheiße! Oh Scheiße!«
    »HIER SIND SIE!«,
rief Sekeu, die aus dem Nebel gerannt kam, mit einem Blick erfasste, was passiert war, und neben Grille auf die Knie ging. Sie beugte sich vor und legte ein Ohr an die Brust des Mädchens.
    Abraham, Dirk, Flitz und Blutrippe kamen ebenfalls angerannt. Blutrippe war über und über von schwarzem Blut bedeckt. Ein hässlicher Schnitt zog sich ihm über Schulter und Brust, er hatte die Zähne zusammengebissen und atmete schwer und schnell. In einer Hand hielt er sein Schwert und in der anderen das Messer. Von beiden Klingen troff Blut. Sein wilder, zorniger Blick richtete sich auf die beiden toten Ungeheuer.
    »Ich habe sie getötet«, sagte Leroy hastig. »Ich habe beide getötet.« Er schaute zu Grille und Danny. »Ich habe versucht, sie zu retten. Es ging alles so schnell. Ich habe getan, was ich konnte.«
    Blutrippe schaute Leroy in die Augen. Seine Lippen waren zu einer dünnen, grimmigen Linie zusammengepresst. Er steckte sein Messer ein, legte Leroy eine blutige Hand auf die Schulter und schüttelte den Jungen. »Das sind Barghests, Mann. Weiter so, Leroy!«
    Leroy grinste kraftlos und schaute kurz zu Nick hinüber.
    Wie bitte?
, dachte Nick. »Nein!«, wollte er schreien, aber weil seine Kehle zugeschwollen war, erlitt er stattdessen einen schmerzhaften Hustenanfall.
    Ein Heulen drang durch den Nebel. Es kam von allen Seiten, selbst aus dem Boden. Der Nebel verdunkelte sich wie eine Gewitterwolke.
    »Die Hexe«, sagte Sekeu.

 

     
KAPITEL 12
Der Garten der Dame Modron
     
    Peter starrte auf die Leichen. Im sanften Licht der Morgendämmerung war zu erkennen, dass der Boden noch dunkel vom Gemetzel war. Es waren vier Puxits, entfernte Verwandte der Zentauren, nur sehr viel kleiner, sodass sie Peter kaum bis zu den Knien reichten. Sie hatten Katzenkörper und Affentorsos. Mit ihren geschickten kleinen Fingern, ihrer flinken Sprache und ihren lebendigen, ausdrucksstarken Gesichtern waren sie Peter immer wie kleine Menschen vorgekommen.
    Er sah, wo die Fleischfresser sie mit Feuer aus dem nahen Unterholz getrieben hatten. Auf dem Boden waren Krallenspuren zu sehen, die auf einen Kampf hinwiesen, und Schleifspuren, die dorthin führten, wo sie die Puxits gehäutet und geschlachtet hatten. Die Knochen der Wesen lagen im Dreck verstreut. Unwillkürlich fielen Peter die Bissspuren an ihnen auf.
    Er entdeckte die Köpfe in einem Graben, achtlos beiseitegeworfen wie Abfall. Ihre Augen starrten blind und wie eingefroren zu ihm auf. Es war noch immer deutlich zu erkennen, welch schrecklichen Tod die Wesen erlitten hatten. Peter hatte die Schreie derjenigen, die den Fleischfressern ins Netz gegangen waren, schon oft gehört. Ob es sich nun um Elfen, Zentauren, Gnome, Trolle, Feenvolk oder sogar Teufel handelte, spielte keine Rolle. Die Fleischfresser kannten keine Gnade. Sie häuteten ihre Beute bei lebendigem Leibe, schlachteten sie undaßen sie.
Lieber sterbe ich von eigener Hand
, dachte Peter,
als ihnen in die Fänge zu geraten
.
    Abgesehen von dem leichten Zucken seines Unterkiefers zeigte Peter keine Regung. Er wandte sich ab und wanderte weiter Richtung Norden. Die Spur ausgeplünderter, vergewaltigter Erde, die die Fleischfresser hinterließen, erstreckte sich vor ihm, so weit das Auge reichte. Er umrundete die Überreste eines Dorfes. Die ausgebrannten Hütten ragten aus der toten

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