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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Sumpf, der mit hohem grauem Schilfgras bewachsen war. Nach und nach wich das Schilf gedrungenen, knorrigen Baumstämmen mit glitschiger, ölig schwarzer Borke, von deren Ästen feuchtes Moos hing. Der Weg wurde erst nass und dann schlammig und saugte sich an ihren Füßen fest. Die Bäume drängten sich dichter an sie heran, als sie dem Weg zwischen zugewucherten Tümpeln und stehenden Teichen hindurch folgten.
    All das gefiel Nick ganz und gar nicht. Abgesehen von gelegentlichen rülpsenden Lauten herrschte Stille im Sumpf, und die Luft roch modrig und stickig. Selbst Blutrippe schwieg wie ein Toter, während sie langsam und mit gezogenen Waffen weiterschlichen und dabei die Bäume und die trüben Tümpel genau im Auge behielten. Nick kam sich vor wie in der Geisterbahn, als ob jede Sekunde irgendwo etwas Gruseliges aus der Ecke springen könnte. Er war erledigt, seine Füße taten weh, und die ständige Angst zerrüttete ihn. Er kam zu dem Schluss, dass er für heute genug Abenteuer erlebt hatte, und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er sich in die Feste zurückwünschte.
    Da erklang ein Schrei hinter ihm, und er fuhr gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Danny eine niedrige Böschung hinabrutschte und in einem Tümpel aus schwarzem, zähem Schlamm landete.
    »HILFE!«,
schrie Danny und krallte sich ins glitschige Ufer. Um ihn herum blubberte der Schlamm. Nach kurzer Zeit reichte er ihm bereits bis zur Hüfte und schien ihn weiter hinabzuziehen.
    Sofort sprang Blutrippe herbei, packte mit einer Hand eine Wurzel und umfasste mit der anderen Dannys Handgelenk. Flitz und Dirk eilten ihm in Sekundenschnelle zu Hilfe, und zu dritt gelang es ihnen schließlich, den Jungen ans Ufer zu ziehen.
    »He, Danny«, sagte Blutrippe, »das nächste Mal, wenn du dich ertränken willst, mach’s leiser. In Ordnung?«
    Danny sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Er hatte beide Stiefel verloren und war von Kopf bis Fuß mit fädenziehendem, öligem Schlamm bedeckt. Hinter ihm stieß der Tümpel ein lautes Gurgeln aus, und er ging hastig auf Abstand.
    »Vielleicht sollten wir sie zurückbringen«, sagte Abraham zu Sekeu.
    »Dort«, sagte Sekeu und zeigte auf eine Gruppe gepunkteter Pilze, die unter einer dichten Dornenhecke wuchsen.
    »Hier sind auch noch ein paar«, sagte Flitz. »Wir sollten uns trennen. Vielleicht finden wir ja genug.«
    Sekeu nickte zustimmend. Sie zeigte auf Nick und die anderen Neuen. »Ihr vier sucht hier. Abraham, bleib bei ihnen. Der Rest schwärmt aus. Aber haltet euch in Sichtweite. Wir müssen uns beeilen. Wenn wir zu lange trödeln, entdecken sie uns.«
     
    »Autsch«, sagte Nick und steckte den Finger in den Mund. Jetzt hatte er sich schon etwa zum hundertsten Mal gestochen. Die einzigen Pilze, die sie fanden, wuchsen unter Dornenbüschen, wahrscheinlich, weil das Wild dort nicht an sie rankam.
    »Mir geht’s genauso«, sagte Grille und hielt den Handrücken hoch.
    Obwohl sie ein paar Büsche hangabwärts war, konnte Nick die Kratzer gut erkennen.
    Dafür sah Danny aus, als ob er sich zum ersten Mal heute amüsierte. Er hatte sich auf alle viere niedergelassen und stocherte mit seinem Speer nach den Pilzen. »Das ist wie Ostereiersuchen«, erklärte er. »Findet ihr nicht?«
    »Halt einfach die Klappe und pflück weiter«, sagte Leroy.
    Abraham ging zu Leroy rüber und ließ eine Handvoll Pilze in seinen Sack fallen.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Abraham und schaute besorgt hangaufwärts. »Der Nebel kommt.«
    Nick blickte den Hang hinauf und erkannte gerade so Sekeu und Blutrippe, die auf dem Kamm der Anhöhe nach Pilzen suchten.
    Etwas platschte ganz in der Nähe. Auch Abraham hörte es. Der Nebel wurde tatsächlich dicker. Zuerst dachte Nick, dass er es sich nur einbildete, doch dann wehte eine Nebelschwade auf die Lichtung und verdeckte Danny fast völlig.
    »Nein, mein Herr, das ist ganz und gar nicht gut«, sagte Abraham. »Wir müssen los. Ich hole Sekeu. Ihr rührt euch nicht von der Stelle.« Er rannte den Hang hinauf.
    Der Nebel wurde immer dichter.
    »Niemand hat gesagt, dass ihr mit dem Pilzesammeln aufhören sollt«, ätzte Leroy.
    »Kannst du sie sehen?«, fragte Grille.
    »Nicht mehr«, erwiderte Nick.
    »Hab ihn!« Danny hielt einen großen gelben Pilz in die Höhe. »Mann, schaut mal, wie riesig der ist!«
    »Ich erkenne überhaupt nichts mehr«, sagte Grille.
    »Ich hab gesagt, dass ihr weiterarbeiten sollt«, knurrte Leroy.
    Der Nebel riss ein

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