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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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hat einfach seine Eingeweide auf der Straße verteilt! Dieser Hurensohn wird nie wieder irgendeinem Kind wehtun. Peter hat mich so weit wie möglich zusammengeflickt und mit nach Hause genommen. Ich sag’s dir also klipp und klar: Ich liebe dieses Spitzohr. Er hat mehr getan, als mir nur das Leben zu retten. Er hat mir ein Leben geschenkt. Eine Familie. Ich weiß, worum mein Leben geht, weil hier nämlichalles ganz einfach ist. Wir sind ein Clan. Wir sind die Teufel, und wir sorgen füreinander.«
    Abraham und Flitz nickten zustimmend.
    »Und wenn du meine Geschichte für schlimm hältst«, fuhr Blutrippe fort, »Mann, dann hast du echt keine Ahnung. Lass dir bei Gelegenheit mal von Abraham erzählen, wie es so als entflohener Sklave ist. Frag ihn nach dem Leben, vor dem Peter ihn
gerettet
hat. Verdammt, frag irgendeins der Kinder in der Feste. Sie haben alle so üble Sachen erlebt, dass man heulen könnte. Eine ganze Menge davon ist schlimmer als das, was ich durchgemacht habe. Und kein Einziger von uns will zurück. Weil wir nämlich alle mehr als genug mit kaputten Eltern, Stiefeltern, Geistlichen, Bullen, Zuhältern, Fixern, Junkies und all den anderen Scheißkerlen da draußen zu tun hatten. Von mir aus können die ihre beschissene Welt gerne behalten, Mann. Peter hat uns eine zweite Chance gegeben. Der Kerl hat sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt. Ebenso für dich und für jedes einzelne Kind hier, immer und immer wieder. Je schneller du dir das klarmachst, desto besser für dich. Haben wir uns verstanden?«
    Nein
, dachte Nick,
haben wir nicht
. Aber er nickte trotzdem.
    »Gut. Weil ich dich nämlich mag. Und ich habe wirklich keine Lust, dich töten zu müssen.«
    Nick war sich nicht sicher, ob Blutrippe scherzte, aber er hatte das deutliche Gefühl, dass es nicht der Fall war und dass dieser Junge ihn tatsächlich töten würde, wenn Peter ihn darum bat. Nach allem, was Nick in der Feste gesehen hatte, galt das wahrscheinlich für sämtliche Teufel. Er sah es bei Abraham, Flitz, Leroy, sogar bei Grille und Danny. Es war in ihren Augen zu lesen. Peter hatte sie vollkommen eingewickelt. Als ob er eine Art Heiland für sie wäre, der sie ins Gelobte Land geführt hatte.
    »Dies ist ein magischer Ort«, sagte Abraham an die Neuengewandt. »Auch wenn man es nicht sehen kann. Nicht so, wie er jetzt wirkt. Aber als ich zum ersten Mal hergekommen bin, war das hier ein üppiger Wald, in dem es von Leben nur so wimmelte. Hier gab es alles an Obst und Nüssen, was man sich nur vorstellen kann. An den Bäumen wuchsen Wildbananen … Es war ein Paradies.«
    »Das wird es auch wieder sein«, sagte Blutrippe voll Inbrunst. »Da kommen wir ins Spiel. Da kommt
ihr
ins Spiel. Zusammen werden wir die Fleischfresser vertreiben, und dann«, seine Augen glänzten, »sind wir die Herren von Avalon.«
    »Fleischfresser?«, fragte Grille.
    Blutrippe zögerte und warf Abraham einen Blick zu.
    »Erzähl schon«, drängte Grille.
    »Tja, nun«, brummte Blutrippe. »Belassen wir es einfach dabei, zu sagen, dass sie an all dem Ärger schuld sind.«
    »Was sind sie?«, fragte Grille hartnäckig.
    »Still jetzt«, sagte Abraham. »Sekeu kommt zurück. Sie ist ohnehin schon nicht besonders gut gelaunt. Wenn sie hört, wie wir den Neuen von den Fleischfressern erzählen, skalpiert sie uns an Ort und Stelle. Peter wird euch irgendwann davon erzählen. Er wird euch schon früh genug alles verraten.«
    Warum dürfen wir nicht über diese Fleischfresser reden?
, fragte sich Nick.
Was verheimlichen sie uns?
Er spielte mit dem Gedanken, Sekeu darauf anzusprechen, doch dann sah er ihr Gesicht und kam zu dem Schluss, dass jetzt wohl kein geeigneter Zeitpunkt dafür war.
    Sekeu streckte die Hand aus. Vier graue Eicheln lagen darin.
    »Das ist alles aus dem Eichenhain?«
    Sie nickte.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich bin dafür, dass wir uns über den Bach schleichen«, sagte Blutrippe. »Wir könnten einen kurzen Beutezug in den Wald der Dame unternehmen.«
    Abraham starrte Blutrippe an, als hätte er den Verstand verloren. »Du bist wirklich lebensmüde.«
    »Die Elfen sind zu wachsam«, sagte Sekeu.
    »Tja, dann bleibt uns nur noch der Hexensumpf«, erwiderte Blutrippe.
    Niemand sagte etwas.
    »Und?«, fragte Abraham schließlich und blickte zu Sekeu.
    Sekeu schüttelte den Kopf. »Was bleibt uns für eine Wahl?«
     
    Sie folgten dem Bach stromabwärts, bis das Land ebener wurde. Das Wasser verfärbte sich braun und führte sie in einen

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