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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bumski aufzuregen, mußte schon allerhand passieren, und so zuckten alle in der Bäckerei zusammen, als er plötzlich, ohne Vorwarnung, in den Raum brüllte:
    »Wär hat jeklaut Törtchen? Wär hat jefrässen Törtchen? Scheißä noch mal! Fählen hier auf Bläch Törtchen … sächs Törtchen!«
    Zunächst antwortete ihm ein Lachen, das ihn noch mehr reizte. Er hieb mit der Faust auf die Ausgabetheke und zählte noch einmal mit ausgestrecktem Zeigefinger die Lücken auf dem Blech. Francois Duprét, der erste Konditor, der gerade fünf Schokoladentorten mit Rumkirschen dekorierte, nahm seine Sahnespritztüte und legte sie wie eine Pistole an.
    »Hände hoch!« schrie er. »Alle Maul auf. Anhauchen! Wer nach Törtchen riecht, dort an die Wand. Pfarrer ist schon unterwegs für letzte Beichte. Und dann: bumbum!«
    »Sächs Obsttörtchen!« brüllte Bumski außer sich. »Mitt Sahnä …« Mit wilden Augen sah er um sich, knirschte mit den Zähnen und verstand nicht, warum sich seine Kollegen vor Lachen schüttelten. »Gäbt Törtchen här!« sagte er und hieb wieder auf die Theke. »Schlächter Schärz von euch! Wenn nicht sofort Törtchen bei mir, ich pissä euch auf Brotä …«
    »Ein Vorschlag, Bumski«, rief Duprét zurück. »Nagle dir deine Törtchen an die Wand. Hart genug sind sie.«
    »Leg sie an die Kette!« johlte vom Backofen her der Bäcker Hans Platschke.
    »Noch besser«, jubelte Duprét auf. »Stell 'nen Matrosen mit 'ner Maschinenpistole daneben …«
    Basziniowski wartete, bis sich die allgemeine Heiterkeit gelegt hatte. Es hatte keinen Sinn, dagegen anzukämpfen. Er kannte das: Je mehr er sich aufregte und dann unwillkürlich fürchterlich auf polnisch fluchte, um so fröhlicher wurden seine Kollegen. Das forderte geradezu heraus, ihn immer wieder zu provozieren, denn polnische Flüche, auch wenn man sie nicht versteht, haben allein vom Klang her eine durchschlagende Wirkung.
    Wie erwartet verflog die Heiterkeit sehr schnell, die Arbeit ging weiter, aus dem Ofen III wurden jetzt die Vollkornbrote herausgeholt, im Ofen I waren die Partybrote fertig.
    »Nix mit mir!« sagte Bumski verbissen. »Ihr allä liegt schief … könnt machän, was wollt, aber nix klauän bei mir! Ich meldä Oberzahlmeister.«
    »Und wein dich an seiner Brust aus!« rief Platschke über seine Partybrote hinweg. »Von uns hat keiner deine verdammten Hartgummitörtchen gefressen.«
    Bumski warf seine weiße Mütze weg, zog den weißen Kittel aus und holte aus seinem Spind eine neue, gebügelte, etwas gestärkte weiße Jacke. Es war die Festtagsjacke, die er trug, wenn er am letzten Abend vor einem Passagierwechsel mit dem Mannschaftschor auf der Bühne des Salons stand und zum Abschied Seemannslieder und Shanties sang. Er hatte einen schönen Bariton, aber es klang doch merkwürdig, wenn er zum Beispiel sang: »Wirr laggen vorr Madagaskarr und hattän die Päst an Borrd …« Und das noch inbrünstig gesungen; den neben ihm stehenden Mitsängern gluckerte das Lachen in der Kehle.
    »Ich gähe!« sagte Bumski an der Tür. »Lätztäsmal: Keinär hat jäklaut?«
    »Hau ab!« Platschke tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Du spinnst ja! Wer frißt denn von uns Kuchen?«
    »Lückä ist Bäweis genugg! Sächs Lückän … auf Bläch … also sächs Törtchen wäg …«
    Mit aller Wut, die er in sich hatte, knallte Bumski die Tür zu und fuhr mit dem Servicelift hinauf zum Hauptdeck, um Herbert Losse Bericht zu erstatten.
    Der Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes hat nicht nur die Aufgabe, sechshundert Passagiere und dreihundertfünfzig Besatzungsmitglieder sicher von Hafen zu Hafen zu bringen, über alle Meere hinweg, und zwar so präzise, daß, wenn es heißt Ankunft in Nuku'alofa 7 Uhr morgens, das Schiff auch um 7 Uhr an der Reede festmacht; er ist auch verantwortlich für alles, was an Bord geschieht, denn der Kapitän ist Herr über alles.
    Das ist oft ein schwerer Job. Daß so ein Riesenschiff genauen Kurs hält, dafür hat man seine Nautikoffiziere und die modernsten Apparate, von der Satellitenpeilung bis zum Autopiloten, der, einmal programmiert, stur den eingegebenen Kurs hält, trotzdem aber immer wieder nach alter Methode auf den Seekarten berechnet und kontrolliert wird. Man tastet mit Radar die Umgebung ab, hat Funkverbindungen mit den Anlaufhäfen. Kurzum: Das Fahren allein ist nicht das große Problem des Kapitäns.
    Viel schwerer wiegt das, was man Repräsentation nennt. Die Pflicht, am Kapitänstisch zu

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