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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Etwas erhöht, der Puls, würde ich sagen.«
    »Wundert Sie das? Wer Sie ansieht, muß einen rasenden Puls bekommen.«
    »Um welche Zeit und wo?«
    »Sagen wir 22 Uhr in der Disco-Bar?«
    »Ich werde kommen.«
    Hellersen, Hartmann und Dornburg begleiteten Hallinsky zum Lift und fuhren mit ihm hinauf zum Hauptdeck. Aber erst, als der Lift geschlossen war, rieb sich Hallinsky die Hände und sagte breit grinsend: »Den Dr. Schmitz werde ich heute nacht in Grund und Boden saufen. So was hat der noch nicht erlebt. Wenn bloß kein plötzlicher Krankheitsfall dazwischenkommt!«
    Ein frommer Wunsch. Auf dieser Fahrt war man vor Überraschungen nie sicher.
    Das Ehepaar Falkenhausen hatte allen Grund, diese Tage auf See, diese Traumreise durch die indonesische Inselwelt samt Singapur und Hongkong mit größter Freude zu genießen: Es feierte seine Silberhochzeit.
    Fünfundzwanzig Jahre verbrieftes Zusammenleben ist zwar nichts Besonderes, abgesehen vom Durchhaltevermögen jedes Partners, aber bei den Falkenhausens war es eine besondere Leistung.
    Arno Falkenhausen besaß eine Schuhfabrik in Pirmasens, seine Marke ›Donatella‹ war überall beliebt. Das klang so schön italienisch, und es ist ja bekannt, daß die schicksten Schuhe aus Italien kommen. Gerechterweise muß gesagt werden: Wer ›Calzatura Donatella‹ kaufte, war bestens beschuht und verzieh die anfängliche Täuschung über die Herkunft der Treter. Man merkte das ohnehin nur, wenn man unter die Sohle blickte und statt Made in Italy das bekannte Made in Germany las.
    Arno Falkenhausen war ein Fabrikant, der etwas von Werbung verstand. Er schickte nicht nur seine Vertreter herum oder schaltete Anzeigen in den Zeitschriften, die vor allem Damen lasen, er ließ nicht nur Prospekte drucken oder im Werbefunk eine süße Stimme sagen: »Auf Donatella fühle ich mich wie auf Flügeln« – nein, das allein genügte ihm nicht. Vielmehr veranstaltete er darüber hinaus auch Schuhmodeschauen, bei denen extrem hübsche Mannequins mit zauberhaften Beinen mit neuen Donatella-Kreationen über den Laufsteg trippelten.
    Man ahnt es schon: Erna Falkenhausen, die Ehefrau, mußte seit mindestens 20 Jahren mit dem Mißtrauen leben, ihr Arno sehe seinen Mannequins nicht nur auf die Füße. Was sich darüber befand, war nämlich meistens noch bemerkenswerter.
    So etwas nervt. So etwas baut eine Pyramide von Verdächtigungen auf, vor allem, wenn man drei Kinder dabei bekommt und die eigene Figur sich hinterher nicht mehr richtig einpendelt, was aber das Ärgste für eine mißtrauische Frau ist: Arno Falkenhausen ließ sich nichts nachweisen! Das Verhältnis zu seinen Mannequins, um die ihn jeder Mann beneidete, war nämlich tatsächlich nur rein geschäftlich. Ja, die meisten der Mädchen kannte er nur von Fotos, denn die Modenschauen gehörten zum Ressort der Werbeabteilung. Deren Leiter, Friedhelm Drummer, hatte in weiser Voraussicht nie geheiratet; was man ihm alles nachsagte und andichtete, war also nicht ehegefährdend, wenngleich im höchsten Maße Mißgunst erregend. Erna Falkenhausen jedenfalls verstand einfach nicht, daß sie ihren Arno nie bei einem Seitenhupfer überraschte; sie hielt ihn nach wie vor für den raffiniertesten und hinterhältigsten Ehemann überhaupt.
    Und je mehr er seine Abstinenz nachweisen konnte, um so mißtrauischer wurde sie.
    Die Silberhochzeit hatten sie in die Ferne verlegt, um großen häuslichen Familienfeiern aus dem Weg zu gehen. Nichts war schlimmer, als das überglückliche Jubelpaar spielen und sich wechselseitig anhören zu müssen, wie tapfer man diese 25 Jahre durchgestanden habe.
    Ein Schiff schien für diese Flucht der richtige Platz zu sein. Keiner der anderen Passagiere wußte von dem Jubiläum, weit und breit gab es keine Bekannten, man mußte nicht mit einem Hollywood-Lächeln herumlaufen und konnte den historischen Tag in aller Stille feiern. Erna war auf das Geschenk ihres Mannes gespannt gewesen: Am Wert des Präsents glaubte sie sein schlechtes Gewissen ablesen zu können.
    Der Jubeltag war anstrengend verlaufen. In der Kabine ein Champagnerfrühstück. Darauf das Geschenk: ein Armband mit Brillanten und Smaragden, Ernas Lieblingssteine. Ein fulminantes Geschenk. Demzufolge mußte Arno mit allen Mannequins geschlafen haben!
    Erna Falkenhausen bedankte sich mit einem Küßchen, einem etwas verzerrten Lächeln und beschenkte ihren Mann mit einer Krawattennadel in Form eines brillantenbesetzten Golf Schlägers. Arno war ein

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