Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
löschte sein Bewußtsein aus. Aber beim Hinfallen, völlig verschwommen, von unten her, schon auf den Planken, huschte in seine Erinnerung noch ein verzerrtes Bild: Ein Paar starre, funkelnde Augen unter dichten Augenbrauen, die ihn feindlich anblitzten.
    Dann verlor er die Besinnung.
    Als Hallinsky wieder erwachte, lag er in einem weißbezogenen Bett. Um ihn herum saßen Dr. Schmitz, Kapitän Hellersen, der Leitende Erste Hartmann und der Sicherheitsoffizier Dornburg. Alle sahen ihn erwartungsvoll an.
    »Jetzt kommt er zurück«, hörte er die Stimme von Dr. Schmitz. »Hallo, Herr Hallinsky … hören Sie mich? Du lieber Himmel, haben Sie einen Bums bekommen …«
    Hallinsky zog die Muskeln an, wollte sich aufrichten, aber Dr. Schmitz drückte ihn aufs Bett zurück.
    »Nicht den starken Mann spielen, bitte!« sagte er beruhigend. »Wenn Sie Ihre Beule sehen könnten, würden Sie sich ein Loch in die Mütze schneiden.«
    »Was ist los?« fragte Hallinsky, noch benommen. »Ich bin im Hospital. Wie komme ich dahin?«
    »Mit dem Lift hinunter zu Deck C.«
    Hallinsky stöhnte leise auf. »Warum muß gerade auf diesem Schiff ein Arzt aus Köln sein? Herr Kapitän … was ist passiert?«
    »Sie sind durch irgendeine Ursache, vielleicht einen Schwächeanfall, gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Der Steward fand Sie ohnmächtig an der Wand liegen.«
    »Die Apfelsine …«, sagte Hallinsky schwach.
    Die Herren sahen sich betreten an. Er phantasiert noch. Er hat Halluzinationen. Eine schwere Commotio cerebi … für Hallinsky war die Reise hiermit zu Ende.
    »Die Apfelsine war schuld«, sagte er schwach. »Ich wollte sie aufheben, da schlug mich einer von hinten nieder.«
    »Wie bitte?« Hellersen zuckte hoch. »Jemand hat Sie niedergeschlagen?«
    »Ja. Mit einer Faust wie ein Dampfhammer.«
    »Und … und haben Sie noch etwas erkannt?« fragte Dornburg atemlos.
    »Ich habe den Kerl gesehen.«
    »Fabelhaft!«
    »Für Sie … für mich nicht.« Hallinsky war jetzt wieder ganz klar und sah wieder vor sich, was im Bruchteil einer Sekunde abgelaufen war. »Er hatte dunkle, stechende Augen mit dicken Brauen und eine bräunliche Hautfarbe …«
    »Und weiter …?« rief Hartmann erregt.
    »Weiter? Bekommen Sie mal so ein Ding verpaßt. Ich war sofort weg. Ich weiß nur eins: Das waren Mörderaugen. Eiskalt, gnadenlos funkelnd.«
    »Prost Mahlzeit!« Hellersen wischte sich über das Gesicht. »Meine Ahnung. Auf dem Schiff wird es noch ein Drama geben. Auf meinem Schiff! Und keiner kann es verhindern.«
    »Was war mit der Apfelsine?« fragte Dornburg stockend. »Sie erwähnten da eine Apfelsine.«
    Hallinsky nickte. Bei dieser Bewegung spürte er den Schmerz auf dem Kopf. Gleichzeitig zuckte er zusammen, weil Dr. Schmitz ihm einen Eisbeutel auflegte.
    »Dicke Beule?« fragte Hallinsky.
    »In der Form fast wie das Matterhorn.«
    »Sie haben gut grinsen, Doktor. Ja, die Apfelsine. Sie lag an der Wand, ich wollte mich bücken und sie aufheben, da schlägt der Kerl zu«, wiederholte Hallinsky.
    »Weil es seine Apfelsine war«, sagte Hartmann.
    »Man kann seinen Besitz auch anders reklamieren.«
    »Dieser Bursche nicht.«
    »Weil er der Klabautermann ist?« fragte Hallinsky deutlicher. Der Eisbeutel tat ihm gut.
    »Nein, weil er ein blinder Passagier ist, der sich seine Verpflegung zusammenstiehlt. Auch die Apfelsine gehörte dazu. Sie wollten sie wegnehmen, da hat er Sie niedergeschlagen.«
    »Du lieber Himmel, ich wollte sie ja gar nicht. Sie lag für mich so herum. Ich hätte sie ihm doch gegeben.«
    »Aber dann hätten Sie ihn gesehen, und das wollte und mußte er vermeiden.« Kapitän Hellersen schlug sich auf die Schenkel. »Wir wissen nun wieder mehr: Wir kennen seine Augenpartie. Starke Augenbrauen, stechender Blick und vor allem – gebräunte Haut! Ich folgere daraus: Ein Eingeborener aus Bali. Wie wir schon annahmen. Er will nach Singapur, um dort sein Glück zu machen. Also doch nur ein Mann! Ein besonders brutaler Bursche. Er schreckt vor nichts zurück.«
    »Und zieht einen Büstenhalter auf die Flaggenleine?« fragte Dr. Schmitz sarkastisch. »Und beißt in Manuskriptpapiere? Wie reimt sich das zusammen?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Hartmann. »Und warum soll er einen Schal an den Davit knoten? ›Blinde‹ haben nur ein Ziel: Unsichtbar bleiben bis zum erträumten Hafen. So war's wenigstens bisher üblich.«
    Hellersen beugte sich wieder über Hallinsky, der die Kühle des Eisbeutels genoß.
    »Sie meinen also

Weitere Kostenlose Bücher