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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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großer Golfspieler mit Handicap 18, was schon nach Profi roch, aber auch auf dem Golfplatz konnte Erna ihm keinen Flirt nachweisen, obgleich es eine Ansammlung attraktiver Damen gab. Natürlich ›Donatella‹-Kundinnen.
    Es folgte der Landausflug auf Sumatra, der Erna sehr ermüdete, und zum Dinner gab es natürlich wieder Champagner und ein Eisparfait, das Arno extra für diesen Abend beim Chefkoch bestellt hatte. Mit flammendem Rum kam es auf den Tisch.
    So weit, so gut … wenn man darauf verzichtet hätte, im Ballsaal den Abend bei Musik und Tanz ausklingen zu lassen. Für die Nacht sah Erna sowieso wenig Hoffnung; nach seinem 50. Geburtstag – dem Bergfest, wie es Arno nannte – war er in eine eheliche Bequemlichkeit geglitten, ohne dabei zu bedenken, daß eine Frau von 45 – seine Frau – noch nicht jenseits aller vertraulichen Wünsche war. Auch das begünstigte ihr Mißtrauen: Wer sich bei Mannequins austobt, hat im Ehebett nur Sehnsucht nach Ruhe.
    Das Ehepaar Falkenhausen kam ziemlich spät in den Ballsaal – zu spät, um noch einen eigenen Tisch zu bekommen. Sie nahmen deshalb Platz bei zwei alleinreisenden Damen, Singles genannt; zwei Schwestern aus Nördlingen, aber in Sachsen, in Glauchau geboren und dort bis zum 14. Lebensjahr aufgewachsen. Das ergab sprachlich eine interessante Mischung: Ein bayerisches Sächsisch, das kabarettreif war.
    Erna Falkenhausen spürte bereits in der Minute, da sie an diesem Tisch Platz nahm, daß es genau der falsche Tisch war. Die beiden Schwestern warfen einen glänzenden Blick auf den attraktiven Arno – widerlich aufdringlich, empfand es Erna –, rückten ihre Sessel etwas zusammen und ließen dabei ihre Busen unter den dünnen Blusen wippen. Kein BH, stellte Erna angewidert fest. Lange, schlanke Beine in Strümpfen mit Spitzenmustern, italienische Lackschuhe, Haare bis auf die Schultern, Puppengesichter … genau der Typ, dem Arno immer nachrannte.
    Falkenhausen reagierte so, wie man es von einem Mann erwartet, nämlich ziemlich dumm. Anstatt in Gegenwart der Ehefrau die anderen Schönheiten zu übersehen, faselte er etwas vom Entzücktsein, hier Platz nehmen zu dürfen, stellte sich den jungen Damen vor, die entgegenkommend sofort ihre Namen Lilo und Evelyn Ploschke preisgaben und damit zum erstenmal ihre umwerfende Sprachmischung kundtaten. Erna Falkenhausen nickte nur abweisend, setzte sich und nahm übel.
    Über die Silberhochzeit zogen Gewitterwolken.
    Sie entluden sich, als Arno Falkenhausen auch noch so weit ging, zwei Tanzrunden den jungen Damen zu widmen. Mit Lilo walzte und blueste er über die Tanzfläche, aber mit Evelyn wackelte und verbog er sich in Rock und Boogie, ließ ihren Rock fliegen und ihren Busen wippen – eine artistische Leistung, die Erna völlig neu war. Woher konnte Arno solche Tänze? Wo praktizierte er sie? Die Antwort demonstrierte er jetzt: sein Doppelleben lag für Erna bloß. Am Tag der Silberhochzeit! Geschmackloser ging es nicht mehr …
    »Ich bin müde«, sagte sie, als Arno schwitzend vom Tanzen zurückkam. »Der Ausflug … ich bin dafür, daß wir gehen.«
    Brav beglich Falkenhausen die Rechnung per Unterschrift, küßte zum Abschied, völlig überflüssig, den Schwestern Ploschke die Hand und folgte Erna hinaus auf das Foyer.
    »Ich fahre zum Promenadendeck«, sagte sie giftig. »Ich brauche jetzt frische Luft. Die Weiber stanken ja wie ein ganzer Puff.«
    »Das kann ich nicht beurteilen.« Arno drückte auf den Liftknopf. »Ich bin kein Besucher solcher Etablissements. Woher kennst du den Geruch?«
    »Diese Frage ist wieder eine deiner Gemeinheiten!« Der Lift hielt, die Tür fuhr auf. »Kommst du mit?«
    »Wie du siehst.«
    Stumm fuhren sie nach oben, stiegen aus und betraten durch die breite Glastür das Promenadendeck. Nur noch ein Paar stand an der Reling, das aber bald durch den zweiten Ausgang verschwand. Erna holte tief Atem, blickte über das mondschillernde Meer und in den unendlichen Sternenhimmel. Eine Nacht, die zum wortlosen Schwärmen reizte.
    Wütenden Schrittes ging Erna zur Reling und durchbrach die Stille mit ihrer schrill werdenden Stimme:
    »Unerhört ist das!« Sie umklammerte den Handlauf der Reling. »Unerhört! Wie du mit diesem Weib geflirtet hast … ausgerechnet mit diesem Weib …«
    »Mit welchem?«
    »Mit dieser Evelyn! Diesem Hinternwackler. Schamlos, sage ich, schamlos!«
    Arno Falkenhausen war sich keiner Schuld bewußt; ahnungslos wie die meisten Männer, die überraschend von

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