Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
Vom Netzwerk:
nicht denken. Denn sonst hätte sie ihren Koffer in den Wald geschleudert und wäre schreiend hinter ihm hergelaufen.
    Es klingelte, und der Hund hob den Kopf. Sie ging zur Tür, versuchte, ihre geröteten Augen vor Nicholas zu verbergen.
    »Alles fertig?« Er küsste sie und warf dann einen Blick auf ihren Koffer. »Ist das alles?«
    »Vorläufig, ja. Und … der Hund. Wenn’s dir nichts ausmacht. Ich weiß, ich hätte dich fragen sollen.«
    »Du kannst die Pferde mitbringen, wenn du willst. Ich bin sicher, wir könnten zwei auf die Terrasse quetschen.«
    Sie wollte lachen, doch dann brach sie in Tränen aus, barg das Gesicht in den Händen.
    »He … he … schon gut. Es tut mir so leid.«

    »Nein«, schluchzte sie, das Gesicht an seiner Brust vergraben, »nichts ist gut. Mein Sohn hasst mich. Er will bei dieser Frau wohnen. Ich kann nicht fassen, dass er bei dieser Frau wohnen will.«
    Nicholas nahm sie in die Arme. »Aber wenigstens nicht für lange«, sagte er nach einer Pause.
    »Was meinst du damit?«
    »Das Haus wird hoffentlich in Kürze uns gehören. Und dann wird er, zumindest theoretisch, wieder unter deinem Dach wohnen. Unter unserem Dach.«
    Er bot ihr ein Taschentuch an. Sie nahm es und wischte sich die Augen ab. »Leinen … dasselbe?«
    »Mein Glücksbringer.«
    Sie faltete es sauber zusammen. Mit bemüht beherrschter Stimme fragte sie: »Dann hat sie also eingewilligt?«
    »Nicht direkt …« Er musterte ihr Gesicht. »Aber ich hab heute früh mit ihr geredet, und als ich erwähnte, dass ich herfahren würde, hat sie mich gebeten, bei ihr vorbeizuschauen.«
    »Und du glaubst, sie will verkaufen?«
    »Kannst du dir einen anderen Grund vorstellen, aus dem sie mich zu sich bitten sollte?«
    »Vielleicht will sie ja auch noch dich verführen.« Sie schniefte.
    Nicholas strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ach, ich glaube, was das betrifft, da bin ich immun. Zumindest gegen sie. Aber du kannst mitkommen, wenn du willst. Ein Auge auf mich haben.«
    Er brachte ihren Koffer zum Auto. Laura zog die Haustür hinter sich ins Schloss. Was das bedeutete, daran wollte sie gar nicht erst denken. Sie brachte Bernie dazu, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, und stieg dann vorne ein. Das war ein anderes Auto, ein viel besseres als das letzte. Die Tür fiel mit einem satten, gedämpften Klang zu.
    »Das werde ich nicht.«

    »Was wirst du nicht?«, fragte er.
    »Ich werde nicht aussteigen. Ich will sie nicht sehen. Ich will keinen von denen sehen. Nicht mal das blöde Haus.« Sie starrte bekümmert aufs Armaturenbrett. »Rede du mit ihr. Ich bleibe im Auto und warte auf dich.«
    Nicholas nahm ihre Hand. Er wirkt so unerschütterlich, so gelassen, dachte sie.
    »Es wird alles gut werden«, sagte er und küsste ihre Fingerspitzen. »Heute ist nun mal der schlimmste Tag, das war nicht anders zu erwarten. Aber Anthony wird schon wieder zur Vernunft kommen.«
    Ihre andere Hand steckte in ihrer Tasche. Sie konnte die Dokumente fühlen, die alles infrage stellten, was sie je für richtig und falsch gehalten, was sie je über sich zu wissen geglaubt hatte.
    Nicholas stieß zurück und bog dann in den Feldweg ein, der zum Spanischen Haus führte. Laura biss sich auf die Lippe. Sie war froh, dass Nicholas so unerschütterlich war. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass er auch recht hatte.
     
    Wer hätte gedacht, dass er einmal so viel Freude daran haben würde, sich in seiner eigenen Küche einen Kaffee zu machen? Byron nahm eine Tasse aus dem Schrank und schaute sich dann in seinem neuen Heim um. Der Wohnwagen war zwar nicht gerade luxuriös, aber hell und ordentlich. Und nicht allzu beengt. Aber das Allerwichtigste war: Er hatte ein neues Zuhause. In den Schränken lag seine Wäsche, im Bad waren seine Toilettensachen. Seine Zeitung lag auf dem Tisch, wo sie liegen bleiben würde, bis er wieder Zeit dafür hatte. Sein Zuhause. Zumindest für eine Weile.
    Seine Hunde lagen erschöpft auf dem Fußboden. Er rieb sich die Augen, versuchte, seine Müdigkeit durch schiere Willenskraft zu besiegen. Er hatte überlegt, ob er sich nicht kurz hinlegen sollte, wusste aber, dass man sich danach manchmal
noch schlimmer fühlte, als wenn man ganz auf den Schlaf verzichtete.
    Zwei Löffel Kaffeepulver, das sollte reichen. Er brauchte so viel Koffein, wie er nur vertragen konnte. Und Zucker. Viel Zucker.
    Er hatte sich gerade hingesetzt, als es ungehalten an der Tür klopfte. Müde stemmte er sich hoch und öffnete. Frank stand mit

Weitere Kostenlose Bücher