Der Klang des Herzens
ein seltsames Zwischenspiel in ihrem Leben in Erinnerung bleiben. Und sie wollte dafür sorgen, dass ihre letzten Wochen hier schön werden würden. Kittys Geburtstagsparty sollte ein voller Erfolg werden.
Ja, das war eine gute Entscheidung. Eine vernünftige Entscheidung.
Isabel musterte ihr Werk mit fast so etwas wie Befriedigung. Dann sprang sie leichtfüßig die Treppe hinab und nahm die Do-it-yourself-Bücher zur Hand, die sie kürzlich aus der kleinen, schlecht sortierten Stadtbibliothek von Long Barton entliehen hatte.
Sie musste eine Badewanne anschließen.
Unweit davon, in der Hausgarage, machte auch Laura Zukunftspläne. Sie war eigentlich nur in die Garage gegangen, um den großen Koffer zu holen, dann aber von der Unordnung, die hier herrschte, festgehalten worden. Ohne es zu wollen, hatte sie angefangen, Matts Ersatzwerkzeug, das überall herum- und durcheinanderlag, aufzuräumen und zu putzen. Vielleicht aus Gewohnheit. Vielleicht weil ein Teil von ihr nicht gehen konnte, ohne vorher alles in Ordnung gebracht zu haben.
Sie schob einen Hochdruckreiniger in eine Ecke und rollte zwei Benzinkanister fort, die den Schreibtisch blockierten, den ihnen Mr Pottisworth hinterlassen hatte. Sie sammelte den Abfall zusammen und häufte ihn in eine Schubkarre, in der sie ihn rausschaffen und im Garten verbrennen konnte. Laura wusste, dass man das Chaos im Kopf am besten mit Hausarbeit bekämpfte. Sie brauchte beinahe zwei Stunden, um das Gröbste zu beseitigen. Dann richtete sie sich auf und ließ den Blick zufrieden über die ordentlichen Regalreihen gleiten, über die Farbdosen, auf denen fein säuberlich die Zimmer standen, die mit der jeweiligen Farbe gestrichen worden waren – falls mal was auszubessern war.
Matt hatte sich mal wieder aus dem Staub gemacht. Er war ohne ein Wort gegangen, ohne auf ihre Fragen einzugehen. Selbst Anthony hatte sich, so wütend er auch auf sie war, nicht getraut, sich ihm anzuschließen.
»Du musst ihm ein bisschen Zeit lassen«, hatte Nicholas ihr geraten. Sein Taschentuch war blutdurchtränkt gewesen, obwohl seine Nase dem Anschein nach gar nicht viel abgekriegt hatte. »Er hat viel zu verdauen.«
Ihn übers Handy zu erreichen, hatte sie gar nicht erst versucht. Matt ging seit einer Woche nicht mehr ran.
Nicholas war erst vor einer Stunde gegangen. Sie hatten zusammen in seinem Wagen gesessen, wo er ihr gesagt hatte, wie stolz er auf sie war. Er hatte über ihr künftiges Leben gesprochen, es ihr in den wärmsten Farben ausgemalt. Mit dem Haus würden sie ihr Glück machen.
»Nicholas?« Sie hatte ihre Hände angeblickt, die sie im Schoß gefaltet hatte. »Du hast mich doch nicht benutzt, um an das Haus ranzukommen?«
Er war entsetzt gewesen. Sie hatten einander angestarrt. Laura war in diesem Moment klargeworden, wie Misstrauen, Betrug und Lügen zu ihrer derzeitigen Situation geführt hatten. Ein Berg aus Schmerz, Kummer und Verzweiflung.
»Das mit dir ist das einzig Ehrliche, was ich je in meinem Leben getan habe«, hatte Nicholas geantwortet.
Laura zog die Gummihandschuhe aus, wischte sich die Hände an einem Papierhandtuch ab und verließ die Garage. Aber sie war noch nicht bereit, wieder ins Haus zurückzugehen. Dort erinnerte sie nur alles an das, was sie hinter sich lassen würde, an die Familie, die sie für immer auseinanderreißen, die Gelübde, die sie brechen würde. Alberne Dinge gingen ihr durch den Kopf: Was sollte aus den Familienporträts werden? Aus dem Silber, das ihrer Tante gehört hatte? Sollte sie die kostbarsten Sachen gleich mitnehmen, damit Matt sie nicht in einem Wutanfall kaputtmachen konnte? Was würde Nicholas denken, wenn sie mit mehreren Koffern voller Erbstücke bei ihm auftauchte? Oder würde das die Situation nur verschärfen? Matt war auf einmal so anders, so kühl, so distanziert. Bisher war immer er derjenige gewesen, der sie verließ.
Wer wusste schon, wie er reagieren würde, jetzt, da sie einmal diejenige war, die ging. Und was würde ihre Familie von ihr denken?
Sie hätte Nicholas gerne gefragt, wo sie wohnen würden, bis ihr neues Heim fertig war, traute sich aber nicht, weil sie fürchtete, er könnte sie für zu anspruchsvoll halten. Er könnte fürchten, dass er ihr nicht genug war. Sie hatte sein Londoner Haus noch nicht einmal gesehen. Und wenn es ihr dort nicht gefiel? Wenn sie es in London nicht aushielt? Und was um alles in der Welt sollte sie mit Bernie machen? Er war zu alt, um sich an ein Großstadtleben
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