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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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bisschen, was sie zu essen hatten, auf den Tisch zu bringen. Das Radio dudelte leise vor sich hin, und auf dem Tisch stand eine große Tasse Tee. Isabel freute sich riesig über die »neue« Küche, hatte aber auch ein fürchterlich schlechtes Gewissen, weil es ihre Tochter war, die dies zustande gebracht hatte.

    »Diese Kammer hier können wir vorläufig als Kühlkammer nehmen. Dort können wir die verderblichen Lebensmittel aufbewahren, bis wir einen Anschluss für den Kühlschrank haben.«
    »Muss man den nicht einfach einstecken?«
    »Doch, natürlich, aber es gibt keine Steckdose. Ich hab überall gesucht. Ach ja, und ich hab dort unten eine Mausefalle aufgestellt. Da werden sie nicht getötet, aber wenn wir ein paar gefangen haben, müssen wir sie irgendwo weiter weg vom Haus aussetzen.«
    Isabel schüttelte es.
    »Es sei denn, Thierry will sie als Haustiere behalten«, bemerkte Kitty.
    Ihr Bruder blickte hoffnungsvoll auf.
    »Nein«, sagte Isabel.
    »Den Ofen kriege ich nicht in Gang, aber wir haben Frühstücksflocken und Brot und Butter. Die zwei Männer aus dem Tante-Emma-Laden backen es selbst. Ist ziemlich gut.«
    »Mmm, selbstgebackenes Brot. Toll.« Isabel hatte auf einmal einen Kloß im Hals. Laurent, du wärst so stolz auf sie gewesen, dachte sie.
    »Allerdings haben wir nur Marmelade dazu.«
    »Ach, Marmelade ist prima«, sagte Isabel. »Kitty, dieser alte Backherd sieht ja toll aus; du hast wahre Wunder gewirkt. Vielleicht kriegen wir ihn ja heute in Gang. Diese Dinger heizen angeblich das ganze Haus.« Bei dem Gedanken an Wärme stieg fast so etwas wie Gier in ihr auf.
    »Thierry hat’s schon ein paar Mal probiert. Hat eine ganze Schachtel Streichhölzer verbraucht. Nichts. Ach ja, und das Telefon geht. Wir hatten einen Anruf, leider nur verwählt.«
    Isabel begutachtete stolz ihre neue Küche. »Ein Telefon! Kitty, du bist unglaublich.«
    »Ist nur ein Telefon, brauchst nicht gleich auszuflippen.«
Kitty wich vor der Umarmung ihrer Mutter zurück, schmunzelte aber.
     
    Zwei Stunden später war die Stimmung weit weniger optimistisch. Der Boiler weigerte sich trotz aller Bemühungen anzuspringen. Jetzt mussten sie sich auf einen weiteren Tag ohne Heizung und Warmwasser einstellen. Der Backofen wollte sich partout nicht anzünden lassen, und die vergilbte Gebrauchsanweisung, die sie in der Messerschublade gefunden hatten, war derart unverständlich, dass sie ebenso gut für ein ganz anderes Gerät hätte geschrieben worden sein können. Thierry war rausgegangen und hatte Holz zum Feuermachen gesammelt, den Kamin jedoch leider mit feuchten Ästen bestückt. Das Holz begann heftig zu qualmen, und das Wohnzimmer füllte sich mit Rauch.
    »Vielleicht ist der Kamin verstopft«, hustete Kitty – und in diesem Moment fiel eine mumifizierte Taube auf das Holz. Alle kreischten vor Schreck, und Kitty brach in Tränen aus.
    »Warum hast du nicht vorher in den Kamin geschaut, du Trottel?«, schrie Kitty ihren Bruder an.
    »Ich glaube, sie war bereits tot«, sagte Isabel.
    »Das kannst du nicht wissen. Er könnte sie umgebracht haben.«
    Thierry zeigte seiner Schwester den Mittelfinger.
    »Wie kann man nur so dumm sein und feuchtes Holz zum Heizen nehmen?«, fuhr sie ihn an. »Und schau dir deine Schuhe an. Du hast überall Dreck reingetragen.«
    Thierry warf einen Blick auf seine Turnschuhe, die tatsächlich mit feuchter Erde verkrustet waren.
    »Das macht …«, begann Isabel.
    »Bei Mary hättest du dir das nie erlaubt!«, schrie Kitty.
    Thierry stürmte davon. Isabel rief noch hinter ihm her, hörte aber nur noch das Zuknallen der Vordertür. »Schätzchen, musstest du so gemein sein?«, fragte Isabel. Bei Mary
hättest du dir das nie erlaubt … Die Worte schwelten in ihrem Innern.
    »Ach, das ist doch eine Bruchbude! Einfach hoffnungslos. Alles ist hoffnungslos.« Kitty stürmte an ihrer Mutter vorbei und verschwand in der Küche. Die fröhliche kleine Hausfrau hatte sich in Luft aufgelöst.
    Isabel stand im verrauchten Wohnzimmer und schlug die Hände vors Gesicht. Mit den Streitereien der Kinder hatte sie früher so gut wie nie zu tun gehabt. Mary hatte immer gewusst, was in solchen Fällen zu tun war, wie sie die Kinder ablenken oder dazu bringen konnte, sich gesittet zu benehmen. Ob sie sich jetzt öfter stritten, weil nur noch sie, ihre Mutter, da war? Oder hatte sie es früher einfach nur nie mitgekriegt, so vertieft wie sie in ihren Beruf gewesen war?
    Sie trat in die Diele hinaus. »Thierry?

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