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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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unversehens mit Namen angesprochen wurde, riss sie erschrocken die Augen auf.
    »Wir haben nicht oft Fremde im Laden«, erklärte er und kam, sich mit einem Lappen die Hände abwischend, zu ihr zurück. »Und Sie sehen Ihrer Tochter sehr ähnlich.«
    »Ach – Kitty. Natürlich.«
    Er zögerte. »Alles in Ordnung? Sie sehen ein bisschen … verschreckt aus.«
    Sie hob eine Hand ans Gesicht. Wunderschöne, weiße, schmale, langfingrige Hände. Sie zitterten. »Sagen Sie«, begann
sie, »besitzen in dieser Gegend viele Menschen eine Waffe?«
    »Eine Waffe?«
    »Ich bin soeben bedroht worden … Nun, vielleicht nicht bedroht, aber ich hatte eine Konfrontation mit einem Mann, der mit einem Gewehr schoss. Auf meinem Land, wie ich zunächst glaubte.«
    »Das … würde mich auch erschrecken.«
    »Ja, ich bin ein wenig durcheinander. Ich bin es nicht gewohnt, Leuten mit Waffen über den Weg zu laufen. Ich glaube, ich habe bis jetzt nicht mal eine aus der Nähe gesehen.«
    »Wie sah er aus, dieser Mann?«
    Sie beschrieb ihn.
    »Hört sich nach Byron an, Mr Pottisworths Landverwalter. Er macht jetzt ein paar Jobs für Matt. Aber soviel ich weiß, benutzt er nur ein Luftgewehr.«
    »Matt McCarthy.« Die Frau schien sich das durch den Kopf gehen zu lassen. Sie wirkte enttäuscht.
    »Ich wollte gerade Wasser aufsetzen«, verkündete er. »Eine schöne heiße, süße Tasse Tee ist immer noch das beste Mittel gegen einen Schock. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Asad Suleyman.«
    Ein trauriges, süßes kleines Lächeln war Ausdruck ihrer Dankbarkeit für sein freundliches Angebot. Keine Schönheit im konventionellen Sinn, dachte Asad, aber zweifellos höllisch attraktiv. Und ihr Haar, dieses lange, ungebärdige Haar – und das in einer Zeit, in der die meisten Frauen ordentliche Kurzhaarschnitte mit mehrfarbigen Strähnchen bevorzugten.
    »Nun, das muss er dann wohl gewesen sein. Das beruhigt mich ein wenig. Dennoch – ich möchte nicht, dass jemand so nahe an meinem Haus mit einem Gewehr herumspaziert. Aber es ist schwierig«, gestand sie, »denn ich weiß nicht, wie weit mein Grundstück reicht und wo Mr McCarthys anfängt.«
    Darjeeling. Sie sah aus wie der Darjeeling-Typ. Asad drückte
ihr eine große Tasse in die Hand und legte seinen Kopf schief. »Haben Sie schon mal daran gedacht, Ihren Rechtsanwalt nach den Besitzurkunden zu fragen?«
    »Würde man sie mir denn zeigen?«
    »Ich denke schon.«
    »Vielen herzlichen Dank. Ich bin ziemlich hoffnungslos in solchen Dingen. Ich habe nicht viel Erfahrung mit … Land.«
    Sie saßen in einvernehmlichem Schweigen beisammen und nippten an ihrem Tee. Asad warf dabei immer wieder verstohlene Blicke auf sie, um sich alles genau einzuprägen, denn Henry würde natürlich alles haarklein erfahren wollen. Kleidung eher ausgefallen – wenn auch in den zurzeit üblichen gedeckten Braun- und Grüntönen. Die schlanken weißen Hände. Er konnte sich leicht irgendein magisches Instrument in ihnen vorstellen. Das lange dunkelblonde Haar, auf ziemlich chaotische Weise hochgesteckt – der genaue Gegensatz zum glatten, glänzenden Bob ihrer Tochter. Augen, deren Blicke häufig zur Seite schweiften, leicht nach unten weisende Augenwinkel, vielleicht ein Hinweis auf den kürzlich erlittenen Verlust.
    »Das hätte ich nicht erwartet«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ihr Laden. Er ist wunderschön. Und Sie haben so viele Dinge, die ich gerne esse. Parmaschinken! Süßkartoffeln … Ich dachte immer, in Tante-Emma-Läden wie diesen finden sich nur die üblichen Obstkisten voller Äpfel, alter, verschwitzter Käse und hinter der Theke eine dicke Frau mittleren Alters, nicht ein großer …« Sie brach verlegen ab.
    »Schwarzer«, beendete er ihren Satz. »Ich bin von Geburt Somali.«
    »Wie sind Sie denn hier gelandet?« Sie wurde rot. Offenbar war ihr bewusst geworden, dass ihre Frage als zudringlich aufgefasst werden konnte. »Entschuldigen Sie. Sie müssen
nicht … Ich hatte in letzter Zeit nicht gerade viel Gelegenheit zu einer Unterhaltung.«
    »Aber das macht doch nichts. Ich bin in den Sechzigerjahren nach England gekommen. Dort habe ich meinen Partner Henry kennengelernt, und als wir das Großstadtleben satthatten, sind wir hierhergezogen. Hier ist es ruhig und friedlich … und besser für meine Gesundheit. Asthma, wissen Sie«, erklärte er.
    »Ja, ruhig ist es hier wirklich.«
    »Und wie kommen Sie zurecht, Mrs Delancey? Im Großen Haus?« Er griff unter die Theke und holte eine

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