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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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ein Luftgewehr ist.«
    Matt stieß ein bellendes Gelächter aus. »Ach, diese Großstädter! Gott segne sie! Wollen alles retten, was vier Beine hat, was? Die süßen kleinen Bambis? Köstlich. Köstlich.«
    Theresa kam schon wieder angeschwänzelt.
    »Wenn du sie das nächste Mal siehst«, fuhr Matt fort, »sag ihr, wir werden extra für sie ein kleines Naturschutzreservat anlegen. Da kann sie dann alle Häschen und Rehchen sehen, die’s in dieser Gegend gibt. Und ein paar Vögel werden wir auch noch beisteuern – Krähen und Stare -, die kann sie dann füttern. Wie ein richtiges Schneewittchen.«
    Byron lächelte unbehaglich, als läge ihm Spott nicht.
    »Ich sag dir was, lass uns doch später noch mal reden. Ich möchte, dass du ein bisschen mehr für mich machst. Ich könnte dich auf etwas längere Zeit anstellen … ich schätze, Pottisworths Land wird dieses Jahr erst mal jede Menge Arbeit machen, und ich könnte ein Extrapaar Hände brauchen. Du bist doppelt so groß wie mein Sohn. Ist zwar nicht viel Forstarbeit dabei, aber was hältst du davon?«
    Byron war ganz rot geworden. Matt vermutete, dass er sich mehr Sorgen um seinen Job gemacht hatte, als er zugeben wollte. Das und seine Vergangenheit konnten Matt unter Umständen dienlich sein – er würde sicher nicht allzu viel Geld verlangen. Pottisworth hatte ihm bestimmt nur einen Hungerlohn bezahlt.
    »Das … würde mich freuen«, räumte er ein.
    Matt fing Theresas Blick auf und zwinkerte ihr schamlos zu. Er würde Laura anrufen und sagen, dass er sich etwas verspätete. Wäre ja eine Schande, diesen schönen Abend zu vergeuden. Wo er doch so prächtige Laune hatte.

SIEBEN
    W ie Sie sehen können, muss hier ein bisschen was getan werden, aber diese Immobilie hat Potenzial, daher der Preis. Sie wissen ja sicher, dass dieses Stadtviertel groß im Kommen ist.«
    Nicholas Trent schenkte der jungen Frau, die sich den Riss in der Wand betrachtete, der sich von einer Fensterecke blitzförmig bis zur Decke zog, ein aufmunterndes Lächeln.
    »Wahrscheinlich bloß frischer Putz«, erklärte er, ihrem Blick folgend. »Das kommt beim Trocknen schon mal vor. Lässt sich leicht zuspachteln.«
    Sie warf einen Blick ins Exposé und tauschte ein paar leise Worte mit ihrem Lebensgefährten. Dann fragte sie: »Wo ist das dritte Schlafzimmer? Wir haben nur zwei gesehen.«
    »Das dritte Schlafzimmer.« Nicholas öffnete eine Tür und tastete nach dem Lichtschalter.
    »Das soll ein Schlafzimmer sein?«, fragte der Mann fassungslos. »Aber es hat ja gar kein Fenster.«
    Dem konnte Nicholas beim besten Willen nicht widersprechen. Früher hätte man so einen Raum als »begehbaren Schrank« bezeichnet – oder als Rumpelkammer.
    »Das ist aber winzig«, bemerkte die Frau.
    »Es ist tatsächlich recht überschaubar«, stimmte er ihr zu. Das schlecht beleuchtete Kabäuschen konnte nicht größer als eins achtzig auf eins zwanzig sein. »Aber ich muss Sie darauf aufmerksam machen, Miss Bloom, dass Immobilien wie diese nur selten ein drittes Zimmer haben. Die meisten haben bloß zwei Schlafzimmer. Soweit ich weiß, wird dieser dritte
Raum hier – der, wie gesagt, sehr selten ist! – gerne als Arbeits- oder Computerzimmer genutzt, wo eine natürliche Lichtquelle keine so große Rolle spielt. Sollen wir uns jetzt vielleicht die Küche ansehen?«
    Es dauerte trotz der recht »überschaubaren« Größe der Wohnung weitere zwanzig Minuten, bis sie mit der Besichtigung fertig waren. Und in jeder einzelnen dieser zwanzig Minuten hörte Nicholas Trent sich die nicht vorhandenen Vorzüge der Wohnung loben, während ihm sein Verstand etwas ganz anderes zuflüsterte. Diese Wohnung ist das Allerletzte, hätte er am liebsten gesagt. Sie liegt an einer verkehrsreichen Hauptstraße in einem Viertel, in dem man an jeder Straßenecke einem Dealer über den Weg läuft. Unter der Wohnung führt eine U-Bahnlinie durch, und darüber verläuft eine Flugschneise. Höchstwahrscheinlich hat eine gewisse Absenkung stattgefunden, und in den Zimmern, in denen keine Anaglypta-Tapete verwendet wurde, kommt bereits der Schimmel durch. Alte, erhaltenswerte – falls je vorhanden – Einrichtungsgegenstände sind längst entfernt worden. Die Wohnung ist hässlich, schlecht durchdacht, eng, unübersichtlich und nicht mal ein Drittel des verlangten Kaufpreises wert.
    Aber er wusste, dass es kaum Sinn hatte, das zu sagen. Die jungen Leute würden am Ende des Tages ihr Gebot vorlegen, und wahrscheinlich würde es

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