Der Klang des Herzens
Asad. Die gleiche Nase, die gleiche angenehme, ein wenig zurückhaltende Art. Die gleiche eigenartige Mischung aus Stolz und Trotz, als wäre die Verwandtschaft mit einem wie Matt McCarthy sowohl ein Grund zum Jubeln als auch zum Heulen.
»Sie wird mich umbringen«, verkündete er fröhlich.
»Ich werde mal die Oliven und den Truthahn für dich einpacken«, sagte Asad, »vielleicht fällt’s dir ja noch ein.«
»Ist es ganz bestimmt was zu essen?«, fragte Mrs Linnet, die einer guten Herausforderung nicht widerstehen konnte.
»Früchtekuchen? Den mag sie sehr gern.« Henry hielt einen hoch.
Anthony schüttelte den Kopf.
»Milch«, verkündete Mrs Linnet triumphierend. »Ich vergesse immer die Milch. Und das Klopapier.«
»Warum rufst du sie nicht einfach an?«
»Das hab ich gerade. Aber es war nur der Anrufbeantworter dran. Wahrscheinlich ist sie mit dem Hund raus. Es wird mir einfallen, wenn ich im Wagen sitze.«
Asad steckte die zwei in Papier eingewickelten Bündel in eine Plastiktüte und reichte sie über die Theke. »Hilfst du noch immer deinem Vater im Großen Haus?«, erkundigte er sich. Anthony hielt ihm einen Schein hin.
»Manchmal.«
»Und wie läuft’s? Geht’s vorwärts?« Asad ignorierte Henrys warnenden Blick.
»Sie hat uns gebeten, für den Moment aufzuhören«, erklärte Anthony. »Aber ich glaube, es läuft gut. Nicht, dass ich das beurteilen kann. Ich tu nur, was Dad mir sagt.«
»Verstehe«, sagte Asad. Er zählte Anthony das Wechselgeld in die Hand. »Und wie geht’s der jungen Kitty?«
Der Junge errötete. »Sie … äh … ganz gut, glaube ich.«
Jetzt musste Henry ein Schmunzeln unterdrücken.
»Schön, dass sie ein paar Freunde gefunden hat«, bemerkte Mrs Linnet. »Ein so junges Ding wie sie in einem so großen alten Haus – das muss ganz schön einsam sein. Ich wollte gerade erzählen, wie schlecht ihre Mutter aussieht …«
In diesem Moment ging die Tür auf, und Matt kam herein. Anthony fing zufällig Henrys Gesichtsausdruck auf.
»Warum brauchst du so lange? Wir hätten schon vor einer Viertelstunde bei Mr Nixons Haus sein sollen.«
»Hab vergessen, was Mum wollte«, erklärte Anthony.
»Tja, mein Sohn«, grinste Matt, »was die Frauen so wollen, wird uns Männern immer ein Rätsel bleiben.« Als ihm bewusst wurde, zu wem er das sagte, wurde er wieder ernst. »Aber jetzt mal los, komm.«
Asad lächelte. »Mr McCarthy, ich wollte Anthony gerade erzählen, dass ich gestern Abend eine interessante Sendung über Handwerker gesehen habe.«
»Ach ja?« Matt warf einen Blick zur Tür, als hätte er’s eilig.
»Es ging dabei um Handwerker, die armen, naiven Hausbesitzern zu viel berechnen und Arbeiten erfinden, die gar nicht nötig wären. Einfach schrecklich, finden Sie nicht, Mr McCarthy?«
Eine jähe Stille trat ein. Henry schloss die Augen.
Matt kam wieder rein und machte die Tür zu. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Asad.«
Asads Lächeln schwankte nicht. »Ach, Sie sind doch gewiss ein viel weltgewandterer Mann, als Sie es nach außen zur Schau stellen würden, Mr McCarthy.«
Matt trat an die Seite seines Sohnes. »Freut mich, dass Sie das sagen, Asad, aber Sie werden feststellen, dass solche Dinge in unserem Dorf nicht vorkommen. Wir hier leben von unserem guten Ruf, nicht wahr? Wir Handwerker – und auch die Ladenbesitzer.«
»Allerdings. In diesem Laden wissen wir ganz genau, in welchem Ruf jemand steht. Aber ich freue mich, dass Sie das so positiv sehen. Denn Sie werden mir sicher zustimmen, dass, wenn so etwas hier vorkäme, man etwas dagegen unternehmen müsste.«
Matts Lächeln war geradezu stählern. »Asad, mein Freund, ich würde Ihnen ja beipflichten, wenn ich nur wüsste, wovon Sie reden. Komm jetzt, Anthony. Wir müssen gehen.« Die Tür fiel um einiges lauter zu als gewöhnlich, und die Glocke bimmelte noch mehrere Sekunden lang.
Mit hochroten Ohren überquerte Matt den Gehsteig. Als er in den Lieferwagen stieg, konnte er nicht länger an sich halten. »Was für eine Frechheit! Wofür hält sich der Kerl eigentlich? Hast du gehört, was er angedeutet hat, Ant?« Seine Angst, dass die Nacht mit Isabel herauskommen könnte, ließ seine Emotionen höher kochen, als es sonst der Fall gewesen wäre. »Dieser scheinheilige Bastard. Ich könnte ihn wegen übler Nachrede verklagen. Blöder Mistkerl – der ist mir schon immer auf die Nerven gegangen!«
Das Rauschen in Matts Ohren war so stark, dass er das Klingeln seines Handys nicht
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