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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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hörte. Anthony nahm es schließlich vom Armaturenbrett und ging ran.
    »Es ist Theresa«, sagte er böse, und auch er wandte sich von seinem Vater ab.
     
    Als Isabel am nächsten Morgen die Hunde bemerkte, war es kurz vor sieben. Es war Samstag, und sie hätte nicht so früh aufstehen müssen, aber da sie in letzter Zeit ziemlich schlecht schlief, war es ihr besser erschienen aufzustehen und sich ein wenig abzulenken.
    Wie sollte sie sich die Pläne erklären, die sie im gelben Bagger gefunden hatte? Sie bezogen sich eindeutig auf das Spanische Haus, waren eine Art Schablone für die Arbeiten,
die Matt bisher durchgeführt hatte. Das Bad war an der Stelle eingezeichnet, die er vorgeschlagen hatte, daneben ein Ankleidezimmer. Aber er hatte nie Pläne oder Architekten erwähnt. Und von Samuel Pottisworth konnten sie nicht stammen, dafür sahen sie zu neu aus. Außerdem glaubte sie nicht, dass ihr Großonkel so umfangreiche Renovierungsmaßnahmen geplant hatte, während er das Haus gleichzeitig jahrzehntelang verfallen ließ.
    Aber wenn Matt einen Architekten dafür bezahlt hatte, diese Pläne zu entwerfen, dann hätte sie doch sicher ein Mitspracherecht haben müssen. Ihr wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, ihn diesbezüglich zur Rede stellen zu müssen.
    Und dann war da das Geld. Zu Laurents Lebzeiten hatte sie sich nie den Kopf darüber zerbrochen. Das war seine Sache gewesen; für sie hatte es bloß als abstraktes Konzept existiert, ein Mittel zum Zweck, für ein leichteres Leben. Ferien mit der Familie, neue Kleidung, auswärts essen. Isabel war schockiert über die nachlässige Verschwendung, in der sie gelebt hatten.
    Sie wusste jetzt ganz genau, wie viel Geld sie im Portemonnaie und wie viel sie auf dem Konto hatte. Wenn sie Matts bisher letzte Rechnung bezahlt hatte, würde für sie und ihre Kinder gerade noch genug übrig bleiben, um drei Monate über die Runden zu kommen – ohne zusätzliches Einkommen. Drei oder vier Geigenstunden pro Woche würden das noch ein wenig strecken. Wenn sie es schafften, wenigstens ein Zimmer in Ordnung zu bringen, und ein funktionstüchtiges Badezimmer besäßen, könnten sie vielleicht untervermieten. Das würde immerhin bis zu vierzig Pfund pro Woche in die Kasse bringen. Aber es war ein gewaltiges Wenn . Sie mussten sich nach wie vor in der Küche waschen und das Klo im Erdgeschoss benutzen. »Kann mir nicht vorstellen, dass ein Mieter in einem Zinkeimer baden will«, hatte Kitty bemerkt.

    Isabel stand verschlafen am Fenster und beobachtete die Enten und Gänse, die, von einem Störenfried aufgescheucht, kreischend über den Himmel zogen. Das war der Moment, in dem sie die Hunde erblickte, die fröhlich auf der anderen Seite des Sees herumtobten.
    Impulsiv schlüpfte sie in ihren Morgenmantel, lief die Treppe hinunter und zog ihre Gummistiefel an. Dann rannte sie, die Arme vor der frischen Kühle des Morgens um den Oberkörper geschlungen, über den Rasen zum See.
    An der Stelle, an der sie die Hunde gesehen hatte, blieb sie stehen. Das hoch wachsende Unkraut streifte ihre nackten Waden. Überall zwitscherten Vögel. Die Hunde waren nirgends zu sehen.
    »Byron?«, rief sie, und ihre Stimme schallte über den See.
    Aber er war bereits fort. Wahrscheinlich zurück zu seiner Arbeit. Doch dann tauchte plötzlich in einiger Entfernung ein Kopf im See auf, ein glatter, dunkler Kopf, darunter ein kräftiger, nackter Oberkörper.
    Er wandte ihr den Rücken zu, weshalb Isabel einige Sekunden Zeit hatte, ihn ungesehen zu bewundern. Er sah einfach atemberaubend aus, wie sie überrascht, ja schockiert feststellte – breite, kräftige Schultern, die in schmalen Hüften ausliefen. Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Isabel war hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für seine Schönheit und Scham über ihre letzte Begegnung mit einem männlichen Körper. Und Trauer – über den Verlust schlichter, unkomplizierter Körperlichkeit, ein harter Männerkörper an einem weichen, nachgiebigen Frauenkörper, sinnliche Genüsse, die sie – und davon war sie überzeugt – nie wieder würde genießen können.
    Als er sie sah, zuckte er sichtlich zusammen. Sie fuhr herum und kehrte ihm den Rücken zu, voller Scham, von ihm dabei ertappt worden zu sein, wie sie ihn anstarrte.

    »Entschuldigen Sie«, sagte sie, und das Haar fiel ihr ins Gesicht, »ich … ich wusste nicht, dass Sie hier sind …«
    Scheinbar fast ebenso betreten wie sie watete er zum Ufer. »Ich komme oft in der

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