Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
hatte, wurde das Küchenfenster geöffnet, und Ebba schaute heraus.
»W enn du Helena Andermyr holst, dann können wir jetzt weitermachen«, sagte sie.
Vendela drückte ihre Zigarette in dem Marmeladenglas aus und nickte Louise höflich zu, bevor sie sich zur Tür umdrehte. Auf dem Weg ins Haus berührte sie versehentlich Louises Brust mit der Hand und zog diese so hastig zurück, dass die Geste eher noch unterstrichen als abgeschwächt wurde. Vendela entschlüpfte ein peinlich berührtes: »Oha!«, und Louise erfreute sie mit einem selbstsicheren und nachsichtigen Lächeln.
In der Diele wartete Helena. Sie gab durch ein Nicken zu verstehen, dass sie bereit sei. Vendela eskortierte sie ins Büro.
»Hallo, Ebba!«, sagte Helena und hielt dieser die Hand hin. »W ir sind uns ja bereits begegnet.«
Vendela fiel auf, wie ähnlich sie sich waren und doch auch sehr gegensätzlich. Beide trugen einen sehr akkuraten Pony, die eine war jedoch blond, die andere dunkelhaarig.
»Das stimmt. Bei einem Abendessen bei Carl-Adam und Adrienne Lundblad vor zwei Jahren, wenn ich mich recht entsinne. Wir sind uns vermutlich auch einige Male in Djursholm in die Arme gelaufen. Nehmen Sie doch bitte Platz, Helena.«
Helena setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Mit Leichtigkeit gelang ihr, was Anna Ljungberg versucht hatte die Beine übereinanderzuschlagen.
»Ich hielt es für das Beste, diesen Umstand gleich anzusprechen, um jedwedes zukünftiges Unbehagen auszuräumen.«
Ebba lächelte diplomatisch und lehnte sich ein wenig zurück.
»Unbehaglich wird es vermutlich trotzdem. Ich sehe mich vielleicht gezwungen, Ihnen private Fragen zu stellen. Aber Sie müssen wissen, dass alle Informationen bis auf Weiteres vertraulich behandelt werden.«
Helena verzog den Mund. »Das klingt ja, als hegten Sie übertriebene Erwartungen an meinen Beitrag zu dieser Ermittlung, Ebba.«
Es irritierte Ebba, dass Helena sie mit dem Vornamen ansprach. Das untergrub ihre Autorität als Kommissarin und gab ihrer Unterhaltung eine gleichberechtigte, freundschaftliche Note. Würde Helena ehrlicher antworten, weil sie sich oberflächlich kannten, oder hegte sie die falsche Hoffnung, dass Ebba schon keinen Verdacht gegen sie schöpfen würde? Würde sie sich vielleicht deswegen weniger an die Wahrheit halten?
»Ich würde zunächst gerne auf die Umstände von Raoul Liebeskinds Tod zu sprechen kommen. Wo befanden Sie sich gestern Abend um halb neun?«
»Ich war im Salon und las. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und ich hatte das Bedürfnis, mich zu entspannen.«
»W ie erfuhren Sie, das Raoul tot war?«
»Ich hörte Schreie von draußen. Als ich in die Diele trat, stand die Haustür weit auf, und ich sah Anna den Abhang hinunterlaufen. Beim Steg konnte ich Caroline und Kjell neben etwas erkennen, was sich später als Raouls Leiche herausstellte.«
»Sie erwogen nicht, den Rettungshubschrauber zu alarmieren?«
»Nein. Zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich wusste nicht, ob dafür eine Veranlassung bestand. Ich sah schließlich nur Raoul auf der Erde liegen und die anderen um ihn herumstehen. Ich eilte zu ihnen.«
»Sie sind ja auch Ärztin. Was für ein Urteil bildeten Sie sich, als Sie vor der Leiche standen?«
»Ich sah sofort, dass er tot war.«
»V ersuchten Sie, ihn zu reanimieren?«
»Nein. Es wäre unmöglich gewesen, ihn wieder zum Leben zu erwecken.«
»Fanden Sie nicht, dass Sie es zumindest versuchen sollten?«
»Ebba, dazu war es bereits zu spät. Er war zu diesem Zeitpunkt schon eine geraume Zeit tot, das sah ich an seinen geweiteten Pupillen.«
»W ie lange, glauben Sie?«
»Schwer zu sagen. Er war vom Wasser stark unterkühlt und fühlte sich sehr kalt an. Der Rigor mortis war noch nicht eingetreten. Die Haut war etwas aufgequollen, es muss sich also mindestens um zwanzig Minuten gehandelt haben. Vielleicht auch mehr. Eine halbe Stunde oder eine ganze. Ich habe mich mit dem Notarzt unterhalten, als sie die Leiche mit dem Hubschrauber abholten, und ihm auch meine Beobachtungen mitgeteilt.«
»W issen Sie, ob Raoul irgendwelche Medikamente nahm?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»W ann haben Sie ihn das letzte Mal vor seinem Tod gesehen?«
»Ein paar Stunden zuvor. Am Spätnachmittag nach den Aufnahmen.«
Ebba machte sich ein paar Notizen und fuhr dann fort: »In welcher Gemütsverfassung befand er sich da?«
»Er war … vermutlich wie immer.« Sie runzelte die Stirn, als versuche sie sich besser zu erinnern.
»Und wie
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