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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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auch auf die aufreibende Nacht, die sie hinter sich hatte. Ebba fragte sich, ob das an unverschämt guten Genen oder an der Tatsache lag, dass sie der Vorfall nicht weiter erschüttert hatte.
    »Ich muss noch ein paar Fragen stellen, die nicht Sie, sondern Ihre Schwester betreffen.«
    Helena setzte sich etwas gerader hin, ließ aber sonst keinerlei Zeichen von Nervosität erkennen.
    »Caroline«, sagte sie mit verhaltener Nachdrücklichkeit, als sei der Name noch nicht bekannt. »Caroline ist meine Halbschwester. Wir haben dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter.«
    »Stehen Sie sich nahe?«
    »Der Altersunterschied zwischen uns beträgt zwanzig Jahre. Als sie geboren wurde, war ich bereits zu Hause ausgezogen. Ich wurde gelegentlich als Babysitter herbeizitiert.«
    »Soll ich das als Nein deuten?«
    »Ganz und gar nicht. Aber das bedeutet, dass zwischen uns ein großer Abstand besteht, so groß, dass man unser Verhältnis kaum noch als schwesterlich bezeichnen kann. Es gibt natürlich die zwischen zwei Schwestern selbstverständlichen Bande.«
    »Diese Bande sind nicht immer so selbstverständlich, wie man glauben sollte. Deswegen habe ich diese Frage auch gestellt … «
    Helena unterbrach Ebba sofort.
    »Außer Caroline habe ich keine Geschwister. Natürlich liebe ich sie. Was sind das für merkwürdige Unterstellungen?«
    »Es geht mir nicht darum, Ihre geschwisterliche Liebe infrage zu stellen. Ich versuche mir ein Bild von den Beziehungen zu machen, die zwischen jenen Menschen bestanden … und bestehen, die sich in jüngster Vergangenheit auf Svalskär aufhielten.«
    Helena atmete tief durch.
    »Caroline und ich sind sehr unterschiedlich. Dafür gibt es sicher alle möglichen psychologischen Erklärungen, die darauf fußen, dass wir in sehr unterschiedlichen Verhältnissen aufgewachsen sind. Ich bin meinem Vater nie begegnet. Genauer gesagt hat sich mein Vater aus dem Staub gemacht, als ich zwei Jahre alt war. Seither habe ich ihn nie mehr gesehen. Das macht mir nicht mehr jeden Tag zu schaffen. Ich kann damit umgehen. Ich wuchs also mit einer alleinerziehenden Mutter auf, die als Krankenschwester arbeitete. Als ich gerade mit dem Gymnasium fertig war, lernte sie Magnus af Melchior kennen. Er war für mich also nie so etwas wie ein Vater. Wir verstehen uns, aber mehr auch nicht. Weihnachten, Ostern und an Geburtstagen sehen wir uns zum Abendessen, sonst habe ich keinen Kontakt zu ihm. Zu meiner Mutter im Übrigen auch nicht. Das ist uns eigentlich allen recht. Caro kam etwa ein knappes Jahr, nachdem Mama und Magnus ein Paar geworden waren, zur Welt. Sie waren bereits verheiratet und in seine große Wohnung in der Riddargatan gezogen. Für meine Mutter bedeutete das natürlich einen sozialen Aufstieg. Sie hatte so schwer gekämpft, und jetzt kam ein Mann und kümmerte sich um sie und liebte sie. Sie ersetzte unseren Nachnamen Melkersson mit dem adligen af Melchior, worüber in unserer Familie ständig gescherzt wird.« Helena lächelte etwas angestrengt und fuhr dann fort: »Caro war ein Kind der Liebe. Sie bekam natürlich alles und wuchs zu einer, wie soll ich es ausdrücken, energischen jungen Frau heran, die weiß, was sie will. Es kam gelegentlich zu harten Auseinandersetzungen im Patrizierdomizil. Worum ich kämpfen musste, das bekam Caroline auf einem Silbertablett serviert. Damit soll nicht gesagt sein, dass sie nicht begabt ist. Im Gegenteil. Sie ist eine äußerst gute Musikerin und kann es noch weit bringen, wenn sie es nur … mit sich selbst und allen anderen aushält. Ihre Launenhaftigkeit steht ihr aber manchmal im Weg.«
    Helena machte eine kurze Pause und versuchte Ebbas Miene zu entnehmen, ob sie sich mit dieser Antwort zufriedengeben würde. Ebba erwiderte ihren Blick.
    »W ie reagierten Carolines Umgebung, ihre Familie und ihre Freunde auf ihre Homosexualität?«
    Helena lachte und schüttelte den Kopf.
    »T ja … «
    »Fiel ihr das Coming-out schwer?«
    Helena dachte einen Augenblick nach.
    »Das war beim jährlichen Adventsglögg in der Riddargatan. Man muss wissen, dass zum Adventsglögg der af Melchiors der große und der kleine Adel erscheint. Vorzugsweise der kleine: Im Unterschied zu Caroline ist der Adel nämlich häufig relativ kleinwüchsig. In meinen Adern fließt ja überwiegend Bauernblut. Wie auch immer, die ganze edle, blaublütige Familie war versammelt, Inzucht und Aufzucht, da kommt Caroline mit neuem Nasenpiercing und Louise an der Hand reingetänzelt, baut sich mit

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