Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
dass er unsere Arbeit nicht immer so recht zu schätzen wusste.«
»W ar er Ihnen gegenüber unfreundlich?«
»Das wäre zu viel gesagt, es war eher, dass er nie zufrieden war und die Aufnahmen ständig wiederholen wollte. Dann sagte er schon mal Sachen, die ganz einfach unnötig dumm waren. Klar, man soll hohe Ansprüche stellen, aber auch dafür gibt es Grenzen. Oft wird es nicht besser, wenn man sich verbeißt und es immer wieder versucht. Man muss loslassen können und entweder eine Pause machen oder es auf sich beruhen lassen.«
»Haben Sie versucht, ihn wiederzubeleben?«
»Der Typ war mausetot. Es war kein Leben mehr in ihm. Da war nichts mehr zu machen.«
»W ann kamen die anderen?«
»Caroline rannte auf der Insel herum und rief nach ihm. Nachdem ich ihn rausgezogen hatte, war sie die Erste. Dann kam Anna und warf sich über den Toten. Caroline schob sie zur Seite. Tja … und dann begannen die beiden, sich zu prügeln.«
Kjell schüttelte mit einem schiefen Lächeln den Kopf. »Unglaublich. Das reinste Damenwrestling. Ich versuchte die beiden zu trennen. Anna lag wie ein Sack da, und ich bekam sie kaum hoch. Caroline klammerte sich an seinem Kopf fest. Ich weiß nicht, ob sie ihn beatmen oder küssen wollte oder was. Dann kam Helena und zerrte die Weiber weg. Caroline prügelte auf ihre Schwester ein, aber Helena schien das nicht weiter zu bekümmern. Sie schaute sich Raoul genau an, um zu sehen, ob er noch lebte. Dann ging sie zu den Felsen hinunter und starrte in die Dunkelheit.«
Er hielt kurz inne und streckte die Hand nach einer Coladose auf dem Fußboden aus.
»Als Letzte kam Louise. Sie war weiß wie ein Bettlaken und fasste den Toten nicht an. Sie stand einfach mit großen Augen da. Dann rief sie von ihrem Handy die Notrufnummer an.«
»Hatte man ihn vermisst?«
»Ich habe nichts bemerkt. Es wäre mir auch egal gewesen.«
»W ieso das?«
»Immer wenn er in der Nähe war, drehten sie alle vollkommen durch.«
Ebba zog eine Braue hoch.
»Es war ein ewiges Geschiss um diesen Typen. Ich meine, ich kenne die ja alle schon lange. Für Louise habe ich viele Platten aufgenommen, und auch die anderen Mitglieder des Quartetts kenne ich schon ewig. Außer Caroline natürlich. Sie ist neu. Die beiden stritten am meisten.«
»Raoul und Caroline?«
»Nein, nein. Caroline und Louise.«
»W enn Raoul in der Nähe war?«
»T ja … okay. Sie wissen vielleicht nichts davon?«
»Erzählen Sie, dann sehen wir, was mir neu ist.«
»Es geht mich ja nichts an, aber Louise ist … lesbisch.«
»So weit waren wir im Bilde. Fahren Sie fort.«
»Und sie war ja mit Caroline zusammen, und zwar seit … was weiß ich … einem Jahr oder so.«
Ebba nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Vendela ihr Standbein wechselte und hüstelte. Sie warf ihr einen fragenden Blick zu, aber Vendela schüttelte nur mit dem Kopf.
»Und was hat Raoul damit zu tun?«
»Ich weiß nicht recht, wie es anfing, denn Jan und ich kamen später als die anderen hierher. In den letzten Tagen hat es ja richtig gestürmt, es gelang uns also erst gestern früh, nach Svalskär rauszukommen. Das war hier das reinste Schlangennest.«
»Und das hatten Sie nicht erwartet?«
»Caroline und Louise wechselten kaum ein Wort. Es war ganz offenbar, dass Raoul seine Finger im Spiel hatte … oder etwas anderes, um es einmal so auszudrücken.«
Kjell Nilsson lachte über seinen eigenen Scherz, hörte aber sofort auf, als die anderen nicht einstimmten. Ebba sah ihn missbilligend an.
»W enn ich Sie richtig verstanden habe, litt die Beziehung zwischen Louise und Caroline aufgrund von Raoul Liebeskinds Anwesenheit?«
»Raoul und Caroline versuchten die ganze Zeit so zu tun, als sei nichts. Aber es war ganz offenbar, dass beide so geil waren, dass sie die Wände hätten hochklettern können.«
Ebba verschränkte die Arme.
»W ie glauben Sie, dass Raoul Liebeskind zu Tode gekommen ist?«
Kjell seufzte angestrengt, ließ den Blick durch den Raum schweifen und dachte nach.
»Sie machen keine Umschweife, Frau Kommissarin. Das klingt ja fast so, als sollte ich Ihnen sagen, wer der Mörder ist. Aber das kann ich nicht. Ich weiß nur, dass ich Raoul gestern Abend leblos im Wasser gefunden habe. Das war kein schöner Anblick.«
»Sie wählen das Wort Mörder, Kjell«, sagte Ebba ernst. »Ein gewichtiges Wort.«
»W arum sollte sich die halbe Stockholmer Polizei hierherbegeben, wenn es kein Mord wäre? Wer soll eigentlich beim Pferderennen Wache
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