Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
mitgenommen. Momentan herrscht Ausnahmezustand. Es gab einen Todesfall! Da ist es nicht immer so einfach, sich über alles im Klaren zu sein. Und ich bin auch nicht für meine Schwester verantwortlich. Sie ist mündig und kann ihr Leben leben, wie es ihr gefällt.«
Ebba speicherte ihre Datei und klappte dann hastig ihr Notebook zu. Sie lächelte Helena an.
»V ielen Dank. Wir beenden das Gespräch jetzt. Ich muss Ihnen später noch weitere Fragen stellen.«
Helenas Wangen röteten sich wieder etwas, während sie sich erhob. Als Vendela zurückkehrte, nachdem sie sie hinausbegleitet hatte, packte Ebba gerade ihr Notebook in eine schicke schwarze Computertasche.
»Und was sagt uns das?«, sagte Vendela.
»Das sagt uns, dass wir uns weiter in die Umstände von Raoul Liebeskinds Tod vertiefen müssen«, erwiderte Ebba ernst. Im nächsten Augenblick meinte sie unbekümmert: »Hungrig? Mittagessen, Vendela?«
Nach einem Fischgratin mit Krabbensauce, in der sich die Krabben nur als rosa Fetzen hatten erahnen lassen, waren sie alles andere als satt. Zur allgemeinen Freude zauberte Jakob eine Tüte Chips hervor und leerte sie in eine Schale.
»Und wie ist es euch ergangen?«, fragte er.
»W ir haben einige interessante Dinge in Erfahrung gebracht«, sagte Ebba, stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund und fuhr dann kauend fort: »Der zentrale Punkt ist die Tatsache, dass Raoul Liebeskind … «
Das Klingeln ihres Handys unterbrach sie. Sie entfernte sich ein paar Schritte. Als sie zurückkehrte, war die Chipsschale leer.
»Das war Svante. Sie haben recht schnell festgestellt, dass Raoul nicht ertrunken ist. Es waren Schmerztabletten, die zu einer Atemlähmung führten. Jetzt wissen wir, um was für eine Dosis es sich handelte. Es besteht kein Zweifel daran, dass das die Todesursache war.«
»Und was waren das für Tabletten?«
»V ermutlich Dexofen. Atemlähmung durch die Kombination mit Alkohol. In Raouls Magen fand sich auch Rotwein.«
»Starb er an einer Überdosis?«, wollte Vendela wissen.
»Er hatte eine so hohe Konzentration des Wirkstoffes im Blut, dass er gestorben wäre, ganz gleichgültig, ob er von den Felsen gefallen wäre oder nicht. Offenbar handelte es sich um eine Menge, die selbst einen Elefanten umgebracht hätte.«
»So viel schluckt man nicht versehentlich. Es handelt sich also nicht mehr um einen Unfall, sondern eher um einen geplanten Selbstmord«, meinte Vendela.
»Oder Mord«, sagte Jakob.
Ebba hob die Hand. »Nicht so eilig, Jakob. Halt dir alle Möglichkeiten offen.«
Aber jetzt war es ausgesprochen. Erwartung erfüllte sie, wie immer, wenn bei der Ermittlungsarbeit eine neue Richtung eingeschlagen wurde. Plötzlich eröffnete sich eine neue Sicht auf die Arbeit und alle Beteiligten.
Es klopfte an die Tür der Kabine, und Kaj streckte seinen Kopf herein.
»Kaj, ich habe gerade über dich fantasiert!«, rief Ebba und lächelte ihn an. Kaj machte eine zweifelnde Miene und lachte höhnisch.
»Ich wollte noch einmal durchgehen, was wir bislang wissen. Hast du Zeit?«
»Klar. Dazu fehlt nur der Kaffee. Willst du einen?«
»Gerne.« Er warf einen Blick auf Vendela, die Kaffee in vier Tassen goss. »Aber nur wenn ihn Vendela mit dem kleinen Finger umrührt.«
»Kannst du vergessen!«, sagte Vendela. »Ein richtig guter Kaffee ist bitter und säuerlich«, fuhr sie fort und drückte ihm eine Tasse in die Hand. Er lachte gutmütig. Vendela warf Ebba einen Blick zu, der bedeuten sollte, »da siehst du«, aber diese zog nur müde die Brauen hoch. Kaj wirkte zufrieden. Seine nächste Bemerkung war unvermeidlich: »Dann muss wohl Ebba umrühren.«
»Mit dem Mittelfinger?«, fragte Ebba ungerührt. Kaj lachte. Dann öffnete er seine Mappe und nahm einige Ausdrucke heraus. Ebba überflog sie rasch, ehe Vendela und Jakob neben ihnen Platz nahmen.
»Okay, das ist der erste Durchgang im Fall Raoul Liebeskind«, begann Ebba. »V endela führt Protokoll.«
Vendela drehte Ebbas Notebook in ihre Richtung und lächelte, als sie bereit war.
»Zum einen die festgestellte Todesursache, Sauerstoffmangel. Svante nimmt an, dass Raoul das Arzneimittel Dexofen mit dem Wirkstoff Dextropropoxifen eingenommen hat. Es handelt sich um eine mehrfach tödliche Dosis. Er hatte mit anderen Worten ohne sofortigen Rettungsversuch keine Möglichkeit zu überleben. Zusammen mit Alkohol führt das Mittel zur Atemlähmung.«
Vendela schrieb, und Ebba trank einen Schluck Kaffee.
»Raoul Liebeskind war also schon
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