Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
sprechen.«
»Karl-Axel«, sagte Ebba und musste sich sehr zusammennehmen, »für solche Zwischenfälle gibt es den stellvertretenden Polizeichef, aber dieser Posten ist ja seit Jahren nicht besetzt. Jetzt kommst du in die Klinik, und dann wirst du wieder gesund. Du musst mir schon gestatten, meine Ermittlung ungestört weiterzuführen. So kann es nicht weitergehen. Unsere Rollen müssen deutlich definiert sein.« Vor allen Dingen deine, führte sie ihren Gedankengang weiter: als Rentner in einem Liegestuhl auf den Kanarischen Inseln.
Sie erhob sich und sagte zu Vendela: »Du bleibst hier! Ich muss rüber zu Caroline.« Dann wandte sie sich an ihren Chef: »Ich bin gleich zurück.«
Aber als Ebba in ihr Büro zurückkehrte, war es leer. Auf dem Korridor lagen zwei umgekippte Tassen in einer Kaffeepfütze.
Der Krankenwagen kam sehr schnell. Während man Karl-Axel auf eine Trage hob, rief Ebba seine Frau an und bat sie ins Danderyds Sjukhus zu kommen. Karl-Axel bedeutete Ebba, näherzukommen. Ihr war nicht ganz wohl zumute, als sie neben ihrem Chef wie eine nahe Angehörige Platz nahm. Sie hatte eigentlich keine Lust, ihrem Vorgesetzten privat so nahe zu kommen. Ein Sanitäter wollte ihm gerade die Sauerstoffmaske aufs Gesicht drücken, als Karl-Axel ihn mit ausgestreckter Hand davon abhielt, Ebba zu sich heranzog und keuchte: »Stur wie sonst was. Jetzt hörst du mir zu. Du vertrittst mich, bis ich zurück bin.«
Eine Mischung aus Schuldgefühlen über ihren schäbigen Ehrgeiz und Stress, dass ihr die Zeit knapp wurde, ergriff von ihr Besitz. Sie hoffte, dass ihre falsche Bescheidenheit nicht allzu offensichtlich sein würde.
»Aber die Ermittlung … ich nähere mich einem Durchbruch.«
»Die Ermittlung ist egal. Magnus Skoglund soll mit Vendela und Jakob weitermachen. Jemand muss die Dienststelle unter sich haben, und ich weiß, dass du kompetent bist.«
Das hatte sie nicht von ihm erwartet. Sie war gerührt, wie gut er über sie dachte. Ehe er sich auf die Trage zurücksinken ließ, sah er sie an und sagte: »Richte das Göran von mir aus. Er wird sich nicht über meinen Willen hinwegsetzen.«
In rasendem Tempo wurde Karl-Axel auf die Intensivstation gebracht. Monika Nordfeldt erwartete ihn bereits. Ihr zerzaustes Haar und die rasch übergezogene Daunenjacke ließen darauf schließen, dass sie es eilig gehabt hatte. Sie wirkte nervös, und ihre Augen waren gerötet, aber sie lächelte ihren Mann liebevoll an, ohne erkennen zu lassen, welche Anstrengung es sie kostete, für sie beide stark zu sein. Ebba nickte sie dankbar zu.
Als sie die Intensivstation verlassen hatte, war Ebba mit den Kräften am Ende. Die Müdigkeit nach ihren Schlafstörungen und der vielen Arbeit in den Schären machte ihr noch zu schaffen. Kaffee, dachte sie, ich brauche Kaffee, und ging zum Café am Haupteingang. Als sie an der Kasse wartete, versuchte sie Caroline anzurufen, erreichte aber nur ihren Anrufbeantworter. Ebba sprach ihr die Nachricht auf Band, dass sie um einen Rückruf bitte.
Mit einem dampfenden Pappbecher ging sie auf den Ausgang zu, um mit der U-Bahn ins Büro zurückzufahren. Plötzlich öffnete sich die Tür eines Fahrstuhls, und zwei ihr wohlbekannte Personen traten heraus. Helena Andermyr in weißem Arztkittel, der ihre strenge Erscheinung unterstrich. Der hellrote Lippenstift ließ aber auch erkennen, dass sie in ihrem Beruf ihre Weiblichkeit nicht verleugnete. Neben ihr ging ein großer Mann, der etwas älter als Ebba war. Sein grau meliertes Haar war nachlässig zurückgekämmt. Die Brille auf seiner krummen Nase saß schief. Sein Gesicht war offen, und er schien gerne zu lachen, worauf sicher seine Lachfältchen zurückzuführen waren. Er trug einen abgetragenen blauen Dufflecoat, einen gestreiften Lambswoolpullover und abgetragene Jeans. Er hatte eine alte Jagdtasche aus gedunkeltem Leder umhängen.
Ebba wollte sie erst aufhalten und begrüßen, hielt dann aber inne. Helena und Svante standen sich etwas zu nahe. Sie schienen sich etwas zu gut zu verstehen. Er lachte etwas zu entspannt. Sie lächelte etwas zu viel.
Stattdessen ergriff Svante die Initiative. Als er Ebba entdeckte, winkte er eifrig. Helena drehte sich um, und ihr Lächeln gefror, als sie sah, wen Svante begrüßte. Lag das daran, dass sie mit dem charmanten Svante ertappt worden war oder mit dem Gerichtsmediziner, der mit einem Fall befasst war, bei dem sie zu den Verdächtigen gehörte?, überlegte Ebba.
»Hallo, Ebba!«, rief Svante.
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