Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Antwort habe. Und vielleicht noch mehr.«
Aber nicht einmal diese Drohung vermochte Helenas Widerstand zu brechen. Sie sah plötzlich beunruhigend entspannt aus.
»T un Sie das. Sie wird zusammenbrechen, und dann können Sie sie gleich in die Psychiatrie schaffen, und die erzwungene Aussage ist Dreck wert«, meinte Helena, und ihre spöttische Zufriedenheit nahm noch zu. »W issen Sie was? Das Klügste, was ich jetzt tun kann, ist, alles auf Caroline zu schieben. Wenn ich sage, dass ich gesehen habe, wie sie Raoul mit Dexofen und Wein abgefüllt hat, als wir im Atelier waren, müssten Sie sie in Untersuchungshaft nehmen. Sie würde natürlich alles abstreiten, ihr gerissener Anwalt würde eine rechtspsychiatrische Untersuchung anordnen lassen, und man würde feststellen, dass sie zum Tatzeitpunkt vollkommen übergeschnappt war. Dann käme sie ein paar Monate in eine passende Einrichtung, was ihr by the way nur guttun würde. Eine erzwungene Pause von allen Gespenstern. Alles im Lack.« Sie hielt einen Augenblick inne und legte den Kopf in den Nacken. »Bitte schön, Ebba. Viel Glück.«
Ebba betrachtete sie gleichmütig.
»Mit welchen Worten haben Raoul und Sie die in Tränen aufgelöste Caroline aus dem Atelier getrieben? Auf welche Weise haben Sie die Lage noch verschlimmern können?«
Ebba erhielt eine unerwartete Antwort.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das klingt vielleicht seltsam, aber ich warte selbst auf das Ergebnis der Analyse, die meinen Verdacht bestätigen wird.«
»Können Sie sich nicht deutlicher ausdrücken? Was soll analysiert werden?«
»Ich will Ihre Überlegungen nicht mit Mutmaßungen beeinflussen.«
»Das ist ja sehr rücksichtsvoll, aber ich glaube, ich komme damit schon zurecht. Ich werde sowieso mit Svante reden. Sie können mir also genauso gut reinen Wein einschenken«, meinte Ebba.
»Daran kann ich Sie nicht hindern. Unter normalen Umständen unterliegt er der Schweigepflicht, aber ich vermute, diese Ermittlung entbindet ihn davon, da Sie unbedingt glauben wollen, dass ich in Raouls Tod verwickelt bin.«
Helena zuckte mit den Achseln.
»Sie sind eine sehr anstrengende Person und fassen das sicher noch als Kompliment auf«, meinte Ebba, und Helena lachte, wurde aber sofort wieder ernst.
»Ich versichere Ihnen, Ebba, Sie sind auf der falschen Fährte. Sie werden das Resultat dieser Analyse erhalten. Und ich erhalte die Antwort auf eine Frage, die mich schon viele Jahre beschäftigt. Falls meine Vermutung zutrifft, werden selbst Sie davon überzeugt sein, dass ich vollkommen unschuldig bin. Darauf haben Sie bislang nur mein Wort, und ich verstehe, dass Sie mir nicht vertrauen. Alles andere wäre auch ein Dienstvergehen. Ich kann Ihnen im Augenblick aber nicht mehr sagen.«
Ebba schüttelte resigniert den Kopf.
»W ann haben Sie sich, nachdem Sie Svalskär verlassen hatten, von Caroline getrennt?«
»Caroline war heute Nacht bei uns. Sie schlief noch, als ich zur Arbeit ging, und es würde mich nicht wundern, wenn sie immer noch schläft.«
Ebba musterte Helena eingehend. »Ich gehe davon aus, dass Sie auf dem Heimweg und gestern Abend miteinander gesprochen haben. Worüber haben Sie geredet?«
Helena trat einen kleinen Stein beiseite und blinzelte konzentriert. Von Neuem spürte Ebba, dass sie ein heikles Thema angeschnitten hatte. Zum ersten Mal während ihrer Unterhaltung schien sich Helena ihre Worte sehr genau zu überlegen. Als sie den Mund öffnete, sagte sie dann aber nur: »Alles.«
Kurze elektronische Töne drangen aus Helenas Tasche. Sie zog ihren Piepser hervor und stellte ihn ab. Die Erleichterung über die Unterbrechung war ihr anzumerken, als sie sich wieder an Ebba wandte.
»W arum sollte ich ihn umbringen? Weil er sich in Caroline verliebt hatte?« Sie schüttelte den Kopf. »Raoul hat seit unserer ersten Begegnung so viele Frauen geliebt. Ich hätte die letzten zwanzig Jahre nichts anderes zu tun gehabt, als unzählige Frauen und nicht zuletzt ihn selbst zu ermorden, wenn ich meiner Eifersucht gehorcht hätte.«
»Aber keine dieser Frauen hat sie so provoziert wie Ihre Schwester. Es muss ein harter Schlag gewesen sein, dass er Caroline vorzog. Das und der Umstand, dass sie vielleicht jetzt mit seinem Kind schwanger ist.«
Helenas Miene verfinsterte sich, und sie wollte schon etwas antworten, schaute dann aber zu Boden. Volltreffer, dachte Ebba. Diesen Umstand wird sie Raoul nie verzeihen können.
Als Ebba den Bahnsteig der U-Bahn erreichte, sah sie
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