Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
»W as machst du denn hier?« Helena wirkte wieder kühl und entspannt und verzog nachsichtig den Mund, als Svante Ebba umarmte.
»Karl-Axel hatte einen Herzinfarkt, und ich habe ihn in die Notaufnahme begleitet«, sagte Ebba.
»Meine Güte! Wie geht es ihm?«
»Monika ist jetzt bei ihm. Die Lage scheint stabil zu sein. Er war die ganze Zeit bei Bewusstsein.«
Ebba sah Helena lange an. »Du arbeitest also hier im Krankenhaus mit Helena Andermyr zusammen?«, fragte sie Svante.
Dieser lächelte entwaffnend und legte eine Hand auf Helenas Arm. »Nein, nein, ich habe doch Probleme mit Patienten, die widersprechen.« Er schaute zwischen den beiden Frauen hin und her. »Ihr seid euch ja auch schon begegnet. Vielleicht nicht unter den erfreulichsten Umständen, wenn ich es recht verstehe.«
»So ist es«, erwiderte Ebba knapp. »W o ich euch schon mal beide hier beisammenhabe, würde ich gerne ein paar Fragen stellen.«
Svante war anzumerken, dass er lieber die Flucht ergriffen hätte. »Sorry, aber ich muss wirklich weiter. Ich muss zurück. Bis später. Ciao. Wir können doch später telefonieren, Ebba?«
Helena legte Svante eine Hand auf die Schulter, und dieser näherte sich ihr, wich dann aber zurück und tätschelte ihren Arm. Hätte er ihr ein Küsschen auf die Wange gegeben, wenn sie nicht zugeschaut hätte?, fragte sich Ebba und sah Svante hinterher, wie er in der Menge verschwand, die dem Ausgang zuströmte.
»Das ist … «, Helena lachte leise, »wirklich nett, Sie wiederzusehen. Wir haben aber vermutlich beide viel zu tun. Ich habe einen Patienten, der wahrscheinlich bald … impatient wird.«
»W ie bereits gesagt, würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten.«
»Kann das nicht warten?« Helena strebte dem Aufzug zu.
»W äre es Ihnen wirklich lieber, von zwei uniformierten Beamten zum Verhör abgeholt zu werden?«
Helena hielt inne und dachte einen Augenblick nach.
»W ir können ein wenig im Park spazieren gehen.«
Mit raschen Schritten führte sie Ebba eine Treppe hinunter und durch eine Hintertür ins Freie. Es war windig und Helena verschränkte die Arme, um sich vor der Kälte zu schützen, als sie auf den Edsviken zugingen.
»Lassen Sie mich direkt zur Sache kommen«, begann Ebba. »Sie haben Raoul abends im Atelier getroffen und mit ihm über Caroline gesprochen.«
»Das haben wir doch schon erörtert, oder?«
»Ja. Teilweise. Sie haben aber nicht erwähnt, dass Caroline später zu Ihnen stieß. Ich habe mir das bestätigen lassen, es gibt also keinen Grund mehr, mir etwas vorzumachen.«
Helena presste die Lippen aufeinander. Bereits vor Ebbas Frage hatte sie gestresst gewirkt. Weil ein Patient auf sie wartete? Oder weil jetzt endlich die Wahrheit ans Licht kam?
»Nein, warum auch? Ich traf Raoul, um mich mit ihm zu unterhalten. Caroline tauchte auf. Sie war erregt. Vollkommen außer sich. Schließlich hatte sie gerade erfahren, dass ich mit Raoul zusammen gewesen war.«
»W ie veränderte diese letzte Begegnung Ihr Verhältnis?«, fragte Ebba. »W elche Ereignisse und Worte führten zur Eskalation des Konflikts?«
»Die mich veranlassten, Raoul zu töten, meinen Sie?«
Ebba ließ sich nicht provozieren, musste aber doch fragen: »Haben Sie ihn getötet?«
»Nein, das war nur ein Scherz, Ebba.«
Nerven aus Stahl, dachte Ebba. Diese Frau ist zu allem fähig. Sie könnte mir direkt ins Gesicht lügen, und ich würde ihr glauben. Aber statt auf ihre flapsige Art einzugehen, kehrte Ebba zu ihrer Frage zurück.
»Erzählen Sie mir, warum sich Caroline so über ihre Affäre echauffierte. Was verschweigen Sie uns, Helena?«
Wirkte sie plötzlich besorgt? Ebba suchte nach Anzeichen der Schwäche, aber wusste nicht, ob sie sich etwas einbildete oder Reaktionen deutete, die gar nicht da waren.
»Raoul gab zu, dass unsere Beziehung erst sehr kürzlich zu Ende gegangen war.«
»Und das war alles?«
»Das war empörend genug.«
»Ich glaube, da ist noch mehr.«
»W arum sollte ich lügen, Ebba?« Ein anmaßendes Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf.
»Ich glaube, Sie versuchen von etwas abzulenken, indem Sie sich vage ausdrücken. Bitte etwas konkreter, Helena.«
Helena sah jetzt fast noch spöttischer aus, als sie merkte, dass sie die Zügel in der Hand hatte. Um Helenas nächster Unverschämtheit zuvorzukommen, sagte Ebba: »Ich habe nichts dagegen, Caroline vorzuladen und in die Mangel zu nehmen. Angesichts ihrer zarten Gemütsverfassung dauert es nicht lange, bis ich meine
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