Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
in einiger Entfernung Svante stehen. Der Zug fuhr gerade ein, und sie beeilte sich, in denselben Wagen zu steigen wie er.
»Du bist ein richtiger Feigling, weil du nicht stehen bleiben konntest, um mir die Sache mit den heimlichen Analysen zu bestätigen«, sagte sie und klopfte ihm dabei auf die Schulter. Dann ging sie weiter, um sich auf einen freien Platz zu setzen.
»W arte. Nicht so schnell. Ich habe mir gestern beim Tennis was gezerrt.«
Er nahm neben ihr Platz und sah sie an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht.
»Du kannst Helena nicht leiden, nicht wahr?«
Ebba biss sich auf die Unterlippe. »Helena ist eine durchtriebene Lügnerin. Es geht nicht darum, sie zu mögen oder nicht zu mögen.«
»Hoppla. Und ich dachte schon, du fühlst dich von ihr bedroht.«
»W as soll der Unsinn? Ich kann Leute nicht ausstehen, die die Polizei nicht ernst nehmen. Sie ist vollkommen unerträglich, wenn man sie um eine Auskunft bittet.«
»Das kann ich mir denken. Sie ist schließlich eine Verdächtige in einem Mordfall.«
»Irgendwie kam es mir aber eher so vor, als fehle es dir an professioneller Objektivität. Ich warne dich: Lass dich bloß nicht täuschen. Helena wickelt dich um ihren kleinen Finger, noch ehe du das Wort befangen ausgesprochen hast.«
Svante lachte und legte Ebba einen Arm um die Schultern. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Nur weil du es bist, erzähle ich dir, dass ich Helena schon länger kenne als dich.«
Ebba verspürte eine gewisse Missgunst, und sie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht ausfällig zu werden.
»Du willst doch nicht etwa sagen, dass ihr mal zusammen wart?«
»Eifersüchtig?« Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Ebba wich ihm halbherzig aus. »Nein«, fuhr er dann fort, »ich hatte nicht das Vergnügen, mit Helena Melkersson, wie sie damals noch hieß, das Bett zu teilen. Nicht einmal ich bin derart bestechlich. Sie war meine Studentin, und mit Studentinnen schlafe ich nicht.«
»Aber du hättest also gerne?«
»Es gibt viel, was man gerne gewollt hätte«, sagte er mit einem irritierenden Lächeln.
Sie sah ihn spöttisch von der Seite an.
»Eine Frage, Svante … besteht nach einem medizinischen Schwangerschaftsabbruch die Möglichkeit, zwei Wochen später wieder schwanger zu werden?«
»Das hat wirklich nicht das Geringste mit meinem Fachgebiet zu tun, aber ich glaube schon. Wahrscheinlich blutet man ungemein stark nach einem Schwangerschaftsabbruch, aber eigentlich müsste man trotzdem schwanger werden können. Das hängt natürlich ganz vom Eisprung ab, ob der so bald wieder in Gang kommt.«
Sie waren an der Endstation angelangt und stiegen aus. Ebba nahm Svante beiseite, damit ihnen niemand zuhören würde.
»Okay … Folgendes ist Teil der Ermittlung, wie du sicher verstehst, und ich benötige Informationen von dir. Helena war an Gewebeproben Raoul Liebeskinds interessiert. Sie wartet auf das Ergebnis einer Analyse. Führst du diese Analyse durch?«
»Ja«, antwortete Svante, »ich habe eine Blutprobe in der Tasche. Sie hat sie mir vorhin gegeben. Ich schicke sie ein und rechne in ein paar Tagen mit dem Ergebnis.«
»Und worum geht es?«
»Um einen Vaterschaftstest.«
Ebba schloss die Augen.
Bewundernswert elegant saß Peder Armstahl in dem braunen Cordsofa und wartete. Er trug denselben Anzug wie am Morgen. Ihm zur Seite saß ein ebenfalls gut gekleideter Mann im selben Alter. Er hatte neben seine gewienerten Schuhe einen schwarzen Aktenkoffer aus Leder gestellt. Ebba gab erst Peder und dann seinem Anwalt die Hand.
In ihrem Büro wartete bereits Vendela. Sie hatte ein Tonband auf den Schreibtisch gestellt und sagte jetzt: »Montag, den 19. Oktober, 13 Uhr. Verhör mit Peder Armstahl. Außerdem anwesend: Kriminalkommissarin Ebba Schröder, Kriminalinspektorin Vendela Smythe-Fleming, Rechtsanwalt Sören Jarlevik. Dürfte ich Sie bitten, Ihre Namen ebenfalls auf Band zu sprechen.«
Nachdem das erledigt war, beugte sich Ebba vor und begann: »Peder Armstahl, am Samstagabend, den 17. Oktober unterhielten Sie sich mit Raoul Liebeskind auf dem Steg auf Svalskär. Die Unterhaltung artete in einen Streit aus, und Sie schlugen Raoul ins Gesicht. Raoul verlor das Gleichgewicht und stieß mit dem Hinterkopf auf die Bank am Steg.«
Peder schüttelte den Kopf und sein Anwalt sagte: »W elche Beweise haben Sie für diese Behauptung?«
»Ein Augenzeuge hat sich gemeldet. Man hat Sie am Samstagabend mit Raoul Liebeskind auf dem Steg streiten sehen. Wir
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