Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
beim Erstechen oder Erwürgen. In letzteren Fällen folgt das Resultat auf dem Fuß.«
»Du meinst also, Tabletten sind eine weibliche und Messer eine männliche Methode?«, fragte Vendela und nahm sich Ebbas Mineralwasserflasche, um ihr den letzten Schluck wegzutrinken.
»Ich meine, dass gewisse Mitglieder des Quartetts stark männliche Wesenszüge an den Tag legen.«
»Und nur weil Louise lesbisch ist, würde sie also auf eine männliche Art und Weise töten?«
»Louise, aber auch Helena weisen meines Erachtens ausgesprochen männliche Seiten auf. Genau wie ich. Im Unterschied zu dir, Vendela. Das braucht nichts mit sexuellen Neigungen zu tun zu haben.«
Vendela schüttelte den Kopf und strich sich das Haar aus der Stirn. »Du glaubst also, dass keine von beiden den Mord begangen hat, weil sie nicht auf eine weibliche Art getötet hätten?«
»Sie können durchaus die Schuldigen sein. Tabletten sind weich , eine Leiche ins Wasser schmeißen ist hart . Es könnte jedoch dieselbe Person sein, die beides getan hat. Muss nicht, aber kann. Wenn es dieselbe Person war, so muss sie besonders starke Nerven und moralische Prinzipien besitzen, um die ganze Verantwortung tragen zu können.«
»Und starke Nerven sind wieder unmännlich?« Vendela musste sich ein Lächeln verkneifen.
»Moralische Prinzipien zeichnen den Adel aus, würde ich sagen.« Ebba lächelte. »W er konnte das Dexofen aus Louises Zimmer stehlen?«
»Hatte sie die Tabletten auf Svalskär dabei?«
»Natürlich.«
Ebba zog ihren Laptop an sich heran. »Folgendermaßen sieht es aus. Jemand flößt Raoul Dexofen und Wein ein, um ihn zu töten. Caroline findet ihn leblos auf der Brücke. Er ist noch warm, vielleicht lebt er ja sogar noch. Jedenfalls behauptet sie das. Dann stirbt er, sofern wir ihr glauben, in ihren Armen, und sie verabreicht der Leiche zwei Spritzen. Danach rennt sie ins Haus, und die Leiche verschwindet. Caroline kommt mit Helena auf den Steg. Auf dem Weg treffen sie Louise, die behauptet, in ihrem Boot gewesen zu sein, um Noten zu holen.«
»Du glaubst also, dass Louise die Leiche beiseitegeschafft hat?«
»Ja. Mit Peders Hilfe.«
»W arum wollte sie die Leiche verschwinden lassen?«
»Damit es idealerweise wie ein Unfall aussehen würde. Im ungünstigsten Fall, um die Ermittlung zu behindern und Spuren zu vernichten.«
»W as für Spuren?«
Sie sahen sich eine Weile an. Ebba schüttelte den Kopf. »W ir kommen im Augenblick nicht weiter.«
»W er hat ihm den Dexofendrink kredenzt?«
»Das kann wirklich jeder gewesen sein«, meinte Ebba und gähnte. Vendela ließ sich vom Gähnen anstecken.
»Geh nach Hause, Vendela«, meinte Ebba. »W ir sehen uns morgen.«
Als sie allein war, streckte sie die Hand nach dem Telefon aus und suchte Karl-Axels Handynummer. Sie hatte schon gewählt, als sie im selben Moment innehielt und die Verbindung noch vor einem Rufzeichen wieder unterbrach. Man kann Leute, die einen Herzinfarkt hatten, nicht einfach anrufen und stören, dachte sie und biss sich auf die Lippe. Aber wie sollte sie weitermachen? Jemand musste Karl-Axel vertreten, und sie wollte diese Person sein. Sie war jetzt an der Reihe. Sieben Jahre lang hatte sie sich als Kommissarin abgerackert. Die nächste Stufe war Polizeichefin. Sie wusste, dass sie für diesen Posten ausgezeichnet geeignet war. Es galt jetzt nur, den Claim abzustecken, bis die Stelle ausgeschrieben wurde. Wen sollte sie anrufen, falls sie Göran nicht erreichte?
Ebba nahm ihren Mut zusammen und rief Karl-Axels Handy an. Dieses Mal ließ sie es klingeln.
Monika antwortete, und Ebba entspannte die Schultern ein wenig.
»Hallo, Monika, hier ist Ebba. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dem Kranken gut geht.«
»Oh, Ebba! Danke für deinen Einsatz gestern. Du warst phänomenal. Karl-Axel hat dich in den höchsten Tönen gelobt.«
Eine leise Freude breitete sich in Ebba aus. Das ließ hoffen!
»Ach was«, erwiderte sie und meinte dann: »Du hast ihn nicht zufällig in der Nähe?«
»Er unterhält sich gerade mit Göran, der mit Blumen erschienen ist. Kann er nicht später zurückrufen?«
Ebba musste sich sehr zusammennehmen, um nicht vor Glück zu schreien. »Natürlich, kein Problem. Er kann mich auf dem Handy anrufen, dann erreicht er mich problemlos.«
Sie beendete das Gespräch und legte das Handy in ihre Tasche. Leichten Herzens verließ sie, den Mantel über dem Arm und die Tasche in der Hand, ihr Büro und wollte gerade auf den Ausgang
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