Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
kümmerte.«
Louise zuckte mit den Achseln und spießte die Hummerschere mit der Gabel auf.
»Loyal und selbstlos«, fuhr Ebba fort. Louise schaute von ihrem Teller auf. Einen Augenblick sahen sie sich unverwandt an. Vendela schielte vorsichtig auf ihre Tischdame, und Louise lächelte sie herzlich an.
»W ie sehr ich um dieses Quartett gekämpft habe«, sagte Louise. »Jahrelang. Die anderen hielten meine Arbeit für selbstverständlich. Ich habe meine Agentur Konzerte und Reisen organisieren lassen, ich habe Aufnahmen geplant und auf Svalskär für Essen und Unterbringung gesorgt. Wenn ich meinen Kolleginnen den Rücken gekehrt hätte, dann wäre das das Ende des Quartetts gewesen.«
»Konntet ihr euch wirklich vorstellen, nach einem solchen Vorfall weiterzumachen?«, fragte Pontus. »Mit dem ständigen Verdacht, dass jemand von euch Raouls Tod verschuldet hat? Hätte das nicht alle Voraussetzungen zerstört, jemals wieder zusammen spielen zu können?«
Louise leerte ihr Glas in einem Zug.
»In einer akuten Situation denkt man nur ans Überleben«, antwortete sie mit kühler, sachlicher Stimme. »Raoul hatte schon genug Schaden angerichtet. Es hätte nichts genützt, wenn wir uns geopfert hätten.«
»Darüber habe ich lange nachgedacht, Louise«, meinte Ebba. »Anfänglich hat mir Ihre Stärke wirklich imponiert. Sie war fast übermenschlich. Sie waren von Ihrer vergötterten Freundin betrogen worden, hatten das Kind verloren, nach dem Sie sich gesehnt hatten, und noch dazu Ihren engsten Freund. Von dem Schock, den Sie erlitten haben müssen, als Sie Ihre Hand verletzten, ganz zu schweigen. Allerdings gehe ich davon aus, dass Sie Ihre Hände für eine hohe Summe versichert haben. Schließlich bestreiten Sie mit ihnen Ihr Einkommen. Ohne gesunde Finger können Sie nicht spielen und Geld verdienen. Sie hätten also eine ziemliche Summe von Ihrer Versicherung bekommen. Keine Ahnung, was es kostet, eine Privatinsel und ein Mietshaus auf Östermalm zu unterhalten. Ich habe Ihre Finanzen unter die Lupe genommen, Louise, und um die könnte es besser stehen.«
Louises Bewegungen wurden bedächtiger. Sie schob sorgfältig etwas Hummerfleisch auf ihre Gabel. »Das Geld reicht. Außerdem werde ich bald wieder spielen können.«
Pontus schenkte ihr diskret nach und goss Ebba und Vendela den letzten Schluck ein. Er gab der Kellnerin ein Zeichen, eine weitere Flasche zu bringen.
Ebba löste den Hummerschwanz aus der Schale und entfernte den schwarzen Strang, ehe sie ein großes Stück in den Mund schob und genüsslich kaute.
»Hummer ist wirklich unübertroffen, Pontus. Ich nehme alles zurück, was ich über die Planung dieses Abends gesagt habe. Besser hätte er sich nicht beenden lassen.« Sie wandte sich an ihren Chef, und dieser sah sie abwartend, bewundernd und verblüfft an. Dann schaute sie wieder auf Louise. »Genießen Sie den Hummer, Louise. Vermutlich werden Sie in der nächsten Zeit Fleischwurst vom Familienporzellan essen müssen.«
Louise antwortete nicht.
»Es freut mich, dass Caroline dann doch die Kraft gefunden hat, um gestern mit Ihnen Kaffee zu trinken«, fuhr Ebba fort. Sie riss dem Hummer ein Bein ab und saugte es schlürfend aus. Louise hatte bereits ihr Besteck neben dem halb gegessenen Hummer auf ihren Teller gelegt und saß reglos auf ihrem Stuhl.
»W orüber haben Sie sich unterhalten?«, fragte Ebba.
Langsam, mit einer kontrollierten Bewegung, griff Louise zu ihrer Serviette. Sie drückte sie einige Male an die Lippen und legte sie dann neben ihren Teller. Sie atmete tief ein und hob das Kinn.
»Ich wollte ihr helfen. Sie brauchte meine Vergebung, um ihre Trauer verarbeiten und nach vorne blicken zu können.« Sie hob ihr Glas und hielt es vor die Brust, ohne zu trinken.
Ebba nickte. »Ja. Es kann nicht leicht sein, so viele Schicksalsschläge gleichzeitig zu erleiden. Am allerwenigsten für eine so fragile Person wie Caroline. Sie hat ein schlechtes Gewissen wegen dem, was sie Ihnen angetan hatte.«
»Es wäre mir recht, wenn Sie Caroline jetzt in Ruhe lassen könnten. Ich habe Ihnen erzählt, was geschehen ist. Jetzt brauchen wir Zeit, uns zu erholen.«
»Ich kann noch nicht ganz von Caroline lassen, Louise. Das wäre ihr gegenüber auch nicht fair. Ich stimme Ihnen ganz und gar darin zu, dass sie Erholung braucht, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie innerhalb so kurzer Zeit möglicherweise zwei Schwangerschaftsabbrüche durchgemacht hat.«
Louises Miene erstarrte, was sie aber
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