Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
sah Louise an, aber diese lehnte sich nur mit entspannter Herablassung und ihrem Champagnerglas in der Hand zurück.
»Ebba«, begann sie, »sollen wir Jonas Cronsparre anrufen und ihn bitten, sich zu uns zu gesellen? Dann können Sie mit einsilbigen Antworten rechnen, denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich nach Belieben schweigen kann. Ich habe ein Alibi, mir ist nichts nachzuweisen, es gibt keine Spuren. Sie können mir nichts anhaben.«
»W arum treffen wir uns dann überhaupt hier?«
»W eil Sie an der Wahrheit interessiert sind, oder etwa nicht?«
»Und die wollen Sie uns jetzt erzählen?«
»W ir können über ein wahrscheinliches Szenario sprechen, dann können Sie selbst Ihre Schlüsse ziehen.«
»Sie tun dies also aus purem Altruismus?«
»Sowohl Sie als auch ich wollen endlich einen Schlussstrich ziehen. Auf offiziellem Weg wird Ihnen das wahrscheinlich nicht gelingen, zumindest nicht mit meiner Hilfe«, erwiderte Louise. »W ir müssen diese traurigen Vorfälle hinter uns lassen und nach vorne blicken. Raoul wird nie mehr lebendig. Caroline und ich werden nie wieder ein Paar sein, obwohl ich hoffe, dass sie diese Betrübnis mit einem halbwegs intakten Herzen hinter sich lässt. Und Anna … ja, über Annas Zukunft weiß ich nichts.«
Ebba lag die Frage auf der Zunge, wie wohl Helena über den Tod des Vaters ihres Sohnes dachte. Sie beherrschte sich aber und fragte nur: »Und Helena?«
Louise schüttelte den Kopf und antwortete: »Helena ist vermutlich die Einzige, die diese Geschichte halbwegs unbeschadet übersteht. Mittlerweile weiß ich auch, dass sie eine Affäre mit Raoul hatte, aber über einen kleinen Flirt müsste sie eigentlich recht schnell hinwegkommen. Sie kann schließlich zu ihrer Familie und einem geregelten Leben zurückkehren. Ich beneide sie fast darum.«
Vendela und Ebba wechselten einen kurzen Blick. Ebba blinzelte rasch, um zu bedeuten, dass diese Frage im Augenblick nicht wichtig sei. Pontus räusperte sich diskret, um beizupflichten, und wandte sich dann einer Kellnerin zu.
»W ir hätten gerne einen möglichst abgeschiedenen Tisch im Speisesaal.«
Die Kellnerin lachte etwas herablassend. »Das ist heute Abend vollkommen unmöglich. Wir haben sehr viele Gäste, eine ganze Tagung hat Tische reserviert.«
»Ich bin mir sicher, dass sich doch etwas machen lässt«, antwortete Pontus, beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sofort veränderte sich ihre Miene, und sie schluckte nervös.
»Ich verstehe. Natürlich, kein Problem. Geben Sie mir fünf Minuten, dann kriegen Sie einen Tisch hinten am Fenster.« Eilig verschwand sie mit ihrem Tablett. Ebba sah Pontus scharf an.
»Kann es sein, dass du dir dieses harmlose Mumintroll-Finnisch zugelegt hast, um deine sizilianische Abstammung zu verschleiern?«
»Gewisse Fragen sollten unbeantwortet bleiben«, erwiderte er lässig.
Wenig später erschien die Kellnerin gefolgt vom Oberkellner und führte sie zu ihrem Tisch. Ebba ging hinter Vendela und flüsterte ihr zu: »Und was treibst du eigentlich?« Aber Vendela warf ihr Haar zurück und antwortete nicht. Stattdessen legte sie Louise eine Hand auf den Ellbogen und schob sie auf die beiden Stühle mit Rücken zum Speisesaal zu.
Pontus rückte Ebba den Stuhl zurecht. Ohne Kommentar nahm sie Platz. Während die Kellnerin die Speise- und Weinkarten austeilte, versuchte sich Ebba ein Bild von der Lage zwischen den beiden adligen Damen zu machen und stellte beunruhigt eine gewisse Intimität fest. Vendela ergriff überraschend die Initiative und bestellte. Ebba fragte sich, ob Louises Einfluss sie selbstbewusster gemacht hatte.
»W ir nehmen je einen halben Hummer und machen mit dem Champagner weiter, eine Flasche Deutz. Dazu eine Karaffe Wasser, bitte.« Sie gab ihre Speisekarte zurück und blinzelte Pontus vertraulich zu. »W ie nett, dass du heute Abend alle einlädst, Pontus.«
»W as sollte ich gegen so einen hervorragenden Vorschlag wie Champagner und Hummer als Leichenschmaus schon einzuwenden haben?«, entgegnete er.
»Du bist der Polizeichef, Pontus«, antwortete Louise freundschaftlich-spöttisch. »W er hätte gedacht, dass du Bulle werden würdest. Das war sehr unerwartet.« Sie winkte den Oberkellner herbei. »Könnte ich meinen Hummer bitte ohne Schale bekommen?« Der Oberkellner nickte und verschwand.
»Oh, entschuldigen Sie, daran hatte ich nicht gedacht«, flüsterte Vendela. Louise strich ihr lächelnd mit der Hand über die Wange. Ebba
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