Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
muss man so schnell wie möglich einnehmen, und Raoul und Caroline waren bei ihrer leidenschaftlichen Affäre nicht faul gewesen.«
Louise schnaubte verächtlich und knallte ihr Champagnerglas auf den Tisch.
»Das ist das Absurdeste, was ich je gehört habe.«
»Der forensische Beweis liegt vor. Im Badezimmermülleimer lag eine leere Verpackung Norlevo.«
Louise öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Ebba kam ihr zuvor.
»W er außer Caroline hätte auf Svalskär Verwendung für eine Pille danach gehabt? Wohl kaum Helena, Anna auch nicht … und Sie, Louise, ganz bestimmt nicht.«
Ein künstlicher Zitronenduft breitete sich aus, als Ebba die Folie des Erfrischungstüchleins aufriss, um sich die Finger abzuwischen.
»Haben Sie sich mit Raouls Anwalt unterhalten, Louise?«, fragte sie zerstreut.
»W arum hätte ich das tun sollen?« Sie lächelte Ebba höhnisch an.
»W eil Sie eine seiner Haupterbinnen sind. Im Falle seiner Kinderlosigkeit erhalten Raouls Eltern einiges, dann kommen Sie und erben fast die Hälfte, während Joy sich mit einem Trinkgeld begnügen muss. Nach zwei gescheiterten Ehen war Raoul so geläutert, dass er einen ordentlichen Ehevertrag aufsetzen ließ, sie bekommt von der herrschaftlichen Wohnung also nur ein paar Prozent, etwa drei Millionen Kronen. Die Frauen kamen und gingen, aber die Freundschaft hatte Bestand. Sie waren ihm die Schwester, die er nie hatte.«
Louise zuckte mit den Achseln. »Ich weiß, dass mich Raoul in seinem Testament bedacht hat. Das hat er mir mal erzählt. Das ist aber nichts, worüber ich mich freue.«
»Ach? Achtzig oder neunzig Millionen, von denen dreißig Ihnen zugefallen wären, sind doch nicht zu verachten. Plus die Geige. Was die wert sein kann? Das weißt du vielleicht, Vendela? Du hast es vermutlich nicht unterlassen können, den Kasten zu öffnen, um dir die berühmte Nachtigall anzusehen?«
Vendela hustete und vermied es, Louise anzusehen.
»T ja … es ist eine Giuseppe Guarneri del Gesù, eine echte.«
Sie hielt inne, schaute zu Boden und fuhr dann etwas leiser fort: »Aber es versteht sich natürlich, dass Raoul Liebeskind eine echte Guarneri besaß. Vermutlich ist sie mehrere Millionen wert.«
»V ierzig Millionen Kronen, grob geschätzt«, meinte Louise gleichgültig. »Das haben Sie sich sicher bereits von Miles Rosenberg bestätigen lassen, oder?«
Ebba nickte. »Und da rechnen wir nur die Wohnung und die Geige. Vielleicht hatte er zu Hause im Schrank noch weitere Instrumente liegen oder in einem Schließfach, was weiß ich. Es dauert vermutlich eine Weile, bis ein kompletter Überblick über Raouls Finanzen vorliegt. Bis dahin hätte vielleicht Caroline sein Kind zur Welt gebracht.«
Vendela lehnte sich zurück und schüttelte verblüfft den Kopf. Als Louise erneut den Mund öffnete, zitterte ihre Stimme ganz leicht, aber unüberhörbar.
»Ich habe Raoul nicht getötet. Ich hätte ihm nie den Tod gewünscht.«
»Nein, das haben Sie nicht. Aber Sie ertrugen nicht den Gedanken, dass Carolines Kind ihn beerben könnte.«
Louise wollte sich erheben, aber Ebba hob die Hand.
»Setzen Sie sich, Louise, ich bin noch nicht fertig.«
Widerwillig ließ sich Louise wieder auf ihren Stuhl sinken.
»Sie haben keinerlei Beweise für Ihre Behauptung. Das ist eine unverzeihliche Verunglimpfung von Caroline und mir.«
»Obwohl Caroline nicht mehr Raouls Kind erwartet, bekommen Sie doch keine Öre.«
Louise blieb die Spucke weg.
»Raoul hat bereits ein Kind. Einen kleinen Jungen, der seinen Vater komplett beerben wird, obwohl er ihm nur ein einziges Mal begegnet ist. Aber das wusste damals noch niemand. Und das, Louise, ist das Traurigste an dieser Geschichte.«
»W as sagen Sie da?« Louises Stimme zitterte entrüstet.
»Es gibt eine Klausel, dass sein Kind, falls es eines geben sollte, alles erbt, mit Ausnahme dessen, worauf seine Frau Anspruch hat. Daran ist nichts weiter merkwürdig, und dagegen wird auch kein Anwalt dieser Welt etwas einwenden können. Ich bin davon überzeugt, dass Sie das wussten, weil Sie sonst gar nicht auf die Idee gekommen wären, Carolines eventuelle Schwangerschaft mit Raoul zu sabotieren.«
Louise atmete schwer. »W er ist Raouls Sohn?«
»Das brauche ich Ihnen im Augenblick nicht zu erzählen. Aber jetzt haben Sie etwas, worüber Sie nachdenken können, wenn Sie heute Abend zu Bett gehen«, antwortete Ebba. »Sie haben versucht, unsere Ermittlungsarbeit zu stoppen, indem Sie uns heute Abend Ihre
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