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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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mehr herzergreifend. Sie fragte sich, wie oft Mrs Weinberg herüberkam und die Lichter erneuerte … Vermutlich jede Nacht.
    Sie erreichten das Haus, parkten an der Bordsteinkante und folgten Mitchell in die Einfahrt. Er musterte das Aufgebot im Vorbeigehen, blieb aber nicht stehen. Wahrscheinlich war er den Anblick gewohnt, der bestimmt sofort entstanden war, nachdem die Nachricht vom Doppelmord bekannt geworden war.
    Im Haus herrschte Grabesstille. Ein makellos sauberes, hübsch dekoriertes Grab.
    Sie blieb im Eingang stehen, um sich die Familienfotos auf dem Flurtischchen anzuschauen – auf den meisten sah man die beiden Kleinen, auf wenigen waren alle vier Needhams abgebildet. Dr. Needham sah jung und glücklich aus, Mrs Needham noch viel mehr. Wahrscheinlich hatte Ronnie sie nicht in ihrer Bestform gesehen, als sie mitten in der Nacht geweckt und in den Kopf geschossen worden war.
    Reiß dich zusammen.
    Sie folgten Mitchell durch das Haus hin zu einer breiten, ausladenden Treppe, die sich ins obere Stockwerk wand. Kunstdrucke, größtenteils besinnliche Landschafts- und Naturmotive, zierten die Wände. Alle waren sorgfältig gerahmt, keines wirkte billig.
    »Unfassbar, dass sie keine Alarmanlage hatten«, brummte sie, als sie den ersten Stock erreichten.
    »Hatten sie. Früher mal«, erwiderte Mitchell und schüttelte entrüstet den Kopf. »Das ganze Haus war komplett verkabelt, und als sie es vor vier Jahren gekauft haben, war die Anlage aktiviert. Aber kurz nach ihrem Einzug haben sie sie abgeschaltet.«
    Ronnie konnte seine Empörung durchaus nachempfinden. Optimismus war das eine, aber die Sicherheit der Familie so aufs Spiel zu setzen, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens war, die regelmäßig Morddrohungen erhielt, grenzte wirklich an Leichtsinn. »Vermutlich dachte Dr. Needham, es würde reichen, wenn er die Leute freundlich bittet, ihn und seine Familie nicht auszurauben oder zu ermorden.«
    »So ein arrogantes Arschloch«, grummelte Mitchell, der offenbar nichts von dem alten Brauch hielt, über Tote nur Gutes zu reden.
    Sie bogen nach rechts in einen Flur ab, der wohl ins Elternschlafzimmer führte. Sie schluckte und wappnete sich gegen den instinktiven Widerwillen, den Fußspuren eines Ungeheuers zu folgen. Sie spürte, wie Jeremy ihr ganz kurz und liebevoll eine Hand auf den Rücken legte, und war dankbar für den kurzen Moment körperlicher Nähe. Natürlich dachte auch er gerade an die Schrecken, die sie beide mitangesehen hatten.
    Als sie das Schlafzimmer betraten, war auf den ersten Blick nicht erkennbar, welches Unglück hier gewütet hatte. Auf dem Boden lag ein flauschiger Teppich, an der Wand stand eine schwere, kostbar wirkende Mahagonikommode, es gab einen Sitzbereich inklusive Chaiselongue, auf der sich die Kissen stapelten, und drum herum standen Bücherregale mit alten Bänden klassischer Literatur.
    Dann wandte sie sich nach links zum entgegengesetzten Ende des Zimmers, wo die nackte, blutbesudelte Matratze auf dem Bett lag. Ihr Blick wurde automatisch von den Flecken am Kopfende und an der Wand angezogen, wo Gehirnmasse, Knochenstücke und Blut gelandet waren … als deutliche Spuren dieser böswilligen Tat.
    »Hier sind sie gestorben«, sagte Mitchell und ging zum Bett hinüber. »Er sah aus, als wäre er nicht einmal aufgewacht. Lag immer noch auf der Seite, eine einzige Kugel in der linken Schläfe. Sie lag flach auf dem Rücken und hatte ein Loch mitten in der Stirn.«
    »Er ist ein guter Schütze«, murmelte Sykes.
    Ja, das war er tatsächlich. Selbst als die Frau überraschend aufwachte – wovon jeder professionelle Killer ausgegangen wäre –, war es ihm gelungen, sie mit einer einzigen Bewegung seines Zeigefingers niederzustrecken.
    Sie blieben gerade lange genug im Schlafzimmer, um sich zu überzeugen, dass alles genauso war, wie sie es bereits gesehen hatten. Ihnen fiel nichts auf, was sich von dem unterschied, was der Mörder ihnen gezeigt hatte. Dann folgten sie Mitchell den Flur entlang zum Kinderzimmer. Hier würden keine Blutspritzer zu sehen, keine Aura von Schmerz und Zorn zu fühlen sein, nur eine verklebte Fensterscheibe und die leeren Gitterbettchen. Dennoch war das Leid auch in diesem Raum fast greifbar. Hier hatten die Zwillinge zuletzt ein sicheres, fröhliches und normales Leben geführt. Hier hatten sie Eltern gehabt, von denen sie geliebt und zu Bett gebracht worden waren. Kurz nachdem Mommy und Daddy dieses Zimmer zum letzten Mal verlassen

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