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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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und Houston geredet. Hat die Sache in ein bisschen anderes Licht gerückt. Der Kerl aus Boulder hat sich in den Tagen vor seinem Tod eigenartig verhalten. Mit seiner Frau gestritten, über Kopfschmerzen geklagt und geglaubt, er würde verfolgt. Dann ist er einfach von der Klippe gefahren.«
    Das war verwirrend. »Wenn es wirklich jemand auf einen abgesehen hat, ist es keine Paranoia«, grübelte sie laut.
    »Ja, genau. Vielleicht war es Selbstmord – offenbar war er ja wirklich neben der Kappe. Oder vielleicht war er neben der Kappe, weil jemand hinter ihm her war.«
    »Zum Beispiel derjenige, der die Opfer in Philadelphia und Richmond auf dem Gewissen hat«, ergänzte Sykes vom Rücksitz aus.
    Genau dasselbe hatte sie auch gedacht.
    »Und der Typ mit dem Farbverdünner?«
    »Der aus Houston – da war es genau das Gleiche. Er war der netteste Mensch überhaupt … bis eben eines Tages Schluss damit war. Vorher hätte er keiner Fliege was zuleide getan. Dann hat sein Sohn das Lieblingsspielzeug vom Schwesterchen kaputt gemacht. Der Vater ist total ausgerastet, hat das Kind mit einem Gürtel verprügelt, die Mutter musste eingreifen. Als er sich beruhigt hatte und ihm klar geworden ist, was er getan hat, ist er in Tränen ausgebrochen. Und am Abend hat er eine Dose Farbverdünner getrunken.«
    »Das wird ja immer eigenartiger«, sagte Sykes, der sich wahrscheinlich auch fragte, wie das nur mit ihrem Fall zusammenpassen konnte.
    Womöglich passte es auch gar nicht zusammen – dieser letzte zumindest klang tatsächlich nach Selbstmord. »Vielleicht stand er einfach zu sehr unter Druck. Hat allen vorgespielt, glücklich zu sein, und dann ist er ausgetickt.«
    »Mag sein«, gab Daniels zu.
    Sie erreichten die Wache und beendeten das Gespräch, als Ronnie in der für sie reservierten Lücke parkte. Drinnen herrschte helle Aufregung, Ambrose bellte Befehle, Baxter schnauzte jemanden am Telefon an.
    »Was ist los?«, fragte Ronnie und eilte zum Lieutenant.
    Er winkte sie, Daniels und Sykes in sein Büro und erklärte: »O’Neal ist uns ins Fadenkreuz gelaufen. Gesehen wurde er zwar nicht, aber anscheinend hat er eine echte Kreditkarte benutzt, um einen Haufen Bargeld an einem Automaten in einem Mini-Markt auf der K-Street abzuheben.«
    Dann musste er völlig blank gewesen sein; er war ein großes Risiko eingegangen.
    »Wann?«, fragte Sykes.
    »Gestern Abend. Wir lassen seine Kontobewegungen überwachen. Die Bank hat uns gleich heute früh kontaktiert.«
    Auf der K-Street. Ausgerechnet auf der wuseligen, tummeligen K-Street. Dort gab es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, wo er sich aufhalten könnte. In einem Hotel war er vermutlich nicht – nicht ohne seinen Identi-Chip scannen zu lassen, nicht in diesem Stadtteil. Möglicherweise hatte er eine Unterkunft gefunden, die Bargeld akzeptierte, aber wahrscheinlich war das nicht. Doch in dieser Stadt gab es eine Menge verlassener Gebäude und leer stehender Büros, viele Orte, wo sich ein kluger Kerl, dessen Gesicht auf einem Fahndungsplakat prangte, verstecken konnte.
    »Um wie viel Uhr will Reverend Tippett heute Nachmittag seine Rede halten?«, fragte sie.
    »Die Mahnwache beginnt um zwei.«
    Himmel. Das war in drei Stunden.
    »Heute wird er nichts unternehmen«, murmelte Daniels. »So dumm ist er doch wohl nicht, oder?«
    Stimmt. Wahrscheinlich nicht. Vielleicht.
    Es bestand die Chance, dass O’Neal heute nicht zur Tat schritt. Ja, der Friedhof war riesig, aber es würden lange nicht so viel Menschen versammelt sein. Morgen, inmitten von einhunderttausend Menschen, würde es viel einfacher für ihn werden, zu entkommen und in der Masse unterzutauchen. Es gab keine Sicherheitskontrollen, keine Metalldetektoren. All das wäre mit mehr Zeit und mehr Einsatzbereitschaft der Regierung eingerichtet worden. Doch diese ganze Kiste war spontan organisiert worden. Wenn Präsident Lawton nun hart durchgriff, weil das potenzielle Zielobjekt des Mörders, auf das die ganze Stadt schaute, nicht einlenken
wollte
, erntete er damit schlechte Presse.
    Morgen. Er würde morgen zuschlagen.
    Dennoch bestand noch immer die Möglichkeit …
    »War der Geldautomat mit einer Überwachungskamera ausgestattet?«, fragte sie. »Vielleicht können wir das aktuellste Foto nehmen und es an alle verteilen, die bei der Veranstaltung nachher das Gelände sichern.«
    Sie hatten bereits Kopien eines Bildes gemacht, das sie in seinem Haus gefunden hatten, aber es konnte sein – und es war sogar

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