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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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beten, von denen sie dachten, dass sie vielleicht eine Direktverbindung nach oben hatten, wer auch immer da sitzen und zuhören mochte.
    Der Parkaufseher hielt den Blick fest auf den Weg, die Hindernisse und die Besucher gerichtet.
    Ronnie dagegen schaute auf ihren Bildschirm. Sie hatte O’Neals Daten eingegeben, seine Zugangscodes und Passwörter, die noch in ihrem Tablet gespeichert waren. Alle paar Sekunden aktualisierte sie das Fenster und hoffte, dass die Sanduhr stehen blieb und ein Bild auf das Display geladen wurde.
    Gewagter Versuch.
    Selbst Daniels und Sykes fanden, dass sie damit nur geringe Aussichten auf Erfolg hatten. Dennoch waren sie beide hier, genau wie Baxter und mehrere andere Mitglieder ihrer Truppe. In Uniform suchten sie die Menschenmenge ab, die allmählich aus mehreren Hunderten bestand. Bereits jetzt waren es weit mehr Besucher als erwartet. Entweder krochen die Städter aus ihren Löchern, oder manche, die für die Demonstration am nächsten Tag anreisten, hatten ihre Pläne geändert und waren früher angekommen.
    Sie warf einen Blick den sanft abfallenden Hügel zum nächsten Parkplatz hinunter, der sich rasch füllte; eine lange Autoschlange wartete auf Einlass.
    Einerseits verfluchte sie ihr Schicksal, weil es schwer war, ihr Mobil durch so viele Menschen hindurchzumanövrieren.
    Andererseits war sie ganz dankbar für diese Entwicklung. Je mehr Menschen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass O’Neal versuchte, sich darunterzumischen. Ihn heute zwischen fünfhundert zu finden wäre einfacher als morgen zwischen hunderttausend.
    Sie aktualisierte das Fenster. Und wartete. Und wartete. Und wartete.
    Seufzend hob sie den Kopf und entdeckte Sykes, ungefähr dreißig Meter weiter, am anderen Ende des Grabmals. Er schaute sie fragend an. Sie schüttelte den Kopf, um ihn wissen zu lassen, dass sie bisher nichts entdeckt hatte.
    Aktualisieren. Warten.
    Aktualisieren. Warten.
    Sie wiederholte den Vorgang so oft, dass ihr langsam der Finger wehtat.
    So oft, dass sie zuerst gar nicht bemerkte, dass die Seite zu laden begann.
    »Stopp!«, befahl sie, als sie begriff, was passiert war. Die Sanduhr war verschwunden, das Bild war langsam erschienen, und sie hatte wie ein ungeduldiger Trottel auf Autopilot wieder auf Verbinden gedrückt, bevor es fertig war.
    Super gemacht, Sloan!
    Sie wartete ab. Hoffentlich hatte sie es nicht vermasselt. Die Sanduhr drehte sich. Und drehte sich. Und drehte sich.
    Verflucht.
    Über die Schulter schaute sie zurück. Sie waren gerade eben um eine Kurve auf einen grasbewachsenen Abhang gefahren, auf dem Hunderte kleiner Kreuze standen – Veteranen des Zweiten Weltkriegs, wie sie sich in Erinnerung rief.
    »Zurück«, kommandierte sie.
    »Wie bitte?«
    Sie drückte wieder auf Aktualisieren, beugte sich zum Fahrer und flüsterte vorsichtshalber. »Wir müssen rückwärtsfahren.«
    Er schaute sie an, als hätte sie den Verstand verloren, doch er tat wie geheißen und legte den Rückwärtsgang ein. Das Golfmobil setzte sich in Bewegung. Außerdem gab es plötzlich ein lautes Piepen von sich und zog unweigerlich die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sich. Eine Vorsichtsmaßnahme natürlich.
    Ronnie kauerte sich etwas tiefer in den Sitz und presste die Zähne aufeinander. O’Neal wusste, wer sie war, und sie wollte keinesfalls von ihm entdeckt werden, bevor sie ihn entdeckte.
    »Also gut, halten Sie!«, herrschte sie ihn an. »Drehen Sie um und fahren Sie denselben Weg zurück, den wir gekommen sind, aber
langsam

    Er folgte ihren Anweisungen. Nun bewegten sie sich wieder ohne das schreckliche schrille Piepen.
    Sie schaute auf ihr Display, aktualisierte das Fenster, wartete.
    Und als sie ungefähr drei Meter weit gekommen waren, passierte etwas. Die Ansicht, die sie so gut von ihren eigenen OEP -Back-ups kannte, tauchte auf – ein kleiner rechteckiger Kasten, der sich mit unscharfen Schatten füllte. Dann Licht. Farbe.
    Dann ein Bild.
    »Oh mein Gott«, flüsterte sie und konnte kaum fassen, dass es geklappt hatte. »Halten Sie an. Sofort. Sehen Sie sich nicht um, sondern sprechen Sie mit mir, als würden Sie mir irgendwas über den Park erzählen.«
    Der Aufseher gehorchte. Währenddessen starrte Ronnie gebannt auf den Bildschirm und suchte nach etwas Vertrautem, das ihr verriet, wo genau O’Neal stand. Im Umkreis von fünf Metern umgaben sie ziemlich viele Menschen, und Dr. Cavanaugh war sich nicht sicher gewesen, ob das die volle Reichweite des Signals war.

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