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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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krachte sie auf ihn. Alle Luft wich ihr aus der Lunge, als sie nach unten kullerten, tiefer, tiefer, tiefer, an Grabsteinen und Flaggen und schreienden Zuschauern vorbei. Er trat nach ihr und wehrte sie ab. Sie schlug zurück, rammte ihm den Ellbogen in die Brust und versuchte dabei verzweifelt, nicht die Pistole fallen zu lassen, die ihr fast aus den Fingern rutschte.
    Er griff ebenfalls nach seiner Waffe – nun kam es bloß darauf an, wer seine zuerst hochbekam.
    Sie erreichten den Fuß des Hügels, und es gelang ihr, die Oberhand zu behalten. Sie hob ihre Glock und zielte nur wenige Sekunden, bevor er seine Pistole auf sie richten konnte, genau auf sein Gesicht.
    »Keine verdammte Bewegung, O’Neal. Keine. Verdammte. Bewegung.«

14
    Reverend Tippett bekam seine Demonstration. Ronnie war in dem ihr zugeteilten Sektor Patrouille gelaufen, hatte nach Ärger Ausschau gehalten und fand, dass eigentlich alles glatt über die Bühne gegangen war. Es war hier und da zu Prügeleien gekommen, es hatte ein bisschen Geschubse gegeben, ein paar Taschendiebe.
    Aber keine gemeingefährlichen Mörder. Das war immer positiv.
    O’Neal saß in Haft, und bereits jetzt zankten sich die örtliche Polizei, Chicago und Los Angeles um ihn. Sie bezweifelte, dass er jemals wieder freikam – dafür waren seine Verbrechen zu grausam.
    Gestern, als er begriffen hatte, dass sie ihn jeden Augenblick erschießen würde, hatte O’Neal ausgesehen, als würde er sie sogar einfach gewähren lassen. Ganz eindeutig zog er kurz in Erwägung, Selbstmord zu begehen – durch Polizistenhand.
    Ronnie hätte natürlich keine Sekunde gezögert. Vor lauter Wut – über den blutbesudelten, verschandelten Angelo Ortiz und die elternlosen Babys – flehte sie ihn sogar stumm an, sie mit der Waffe zu bedrohen. Doch am Ende lächelte er bloß und gab den Widerstand auf.
    Er sagte kein einziges Wort. Nicht eine verfluchte Silbe. Weder als sie ihn auf die Beine zerrte, noch als Daniels ihm Handschellen anlegte, noch als sie ihm seine Rechte vorlasen. Auch nicht als ihm die Presseleute, die begriffen, dass sie Zeugen eines vereitelten Attentats geworden waren, laute Fragen zuriefen.
    Er blieb völlig – fast gespenstisch – stumm, mit gerecktem Kinn und merkwürdig gelassen.
    Ohne Zweifel würde er irgendwann den Mund aufmachen, um seine Beweggründe darzulegen und bei den Leuten um Verständnis für sein Anliegen zu werben. Er würde sie auffordern, für einen Wandel zu kämpfen und besser nachzudenken, wenn das nächste Mal die Schwachen und Wehrlosen in einer ausweglosen Situation steckten und die Regierung oder jemand anders mit Geld und Macht die Möglichkeit hatte, sie zu retten. Und es nicht tat.
    Es oblag dem Gericht zu entscheiden, was mit ihm geschah. Nachdem Ronnie – mehr oder weniger – in seinem Schädel drin gewesen war, kam sie offen gestanden allmählich zu der Überzeugung, dass ihm die Psychiatrie guttun könnte.
    Als die Menge sich am Ende des Tages zerstreute und nach Hause ging, um die letzten Vorbereitungen für die Feiertage zu treffen, kehrte sie in die Wache zurück, um den Einsatz nachzubesprechen und sich abzumelden. Es war nach sechs Uhr, die meisten waren schon weg, über Nacht würde nur eine Notbesetzung die Stellung halten. Daniels war am Nachmittag nach Hause gegangen. Trotz der Freigabe durch die Ärzte war er noch nicht auf Patrouille geschickt worden. Baxter war ebenfalls gegangen. Sykes saß im FBI -Hauptquartier, hatte sich bei seinem Vorgesetzten zurückgemeldet und tippte einen Bericht über die Ereignisse der vergangenen Woche. In der Wache herrschte eine seltsam freudlose Stimmung, so unpassend dieser Begriff auch für ein Polizeirevier klang.
    Ambrose war immer noch da. Keine große Überraschung. Wenigstens befand er sich bereits im Aufbruch, ein bisschen Privatleben hatte er vermutlich trotz allem. Sie wechselten noch ein paar Worte.
    »Das war sehr gute Polizeiarbeit gestern, Detective Sloan.«
    »Danke, Sir.«
    »Ich muss gestehen, dass ich nicht geglaubt habe, dass es funktioniert.«
    »Ehrlich gesagt … ich auch nicht.«
    »Umso besser, dass wir uns beide geirrt haben.«
    »Allerdings, Sir.«
    »Na dann, fröhliche Weihnachten, Sloan. Lassen Sie sich vor Montag nicht hier blicken. Das haben Sie sich verdient.«
    »Danke, Lieutenant, Ihnen auch.«
    Er ging, und sie setzte sich an ihren Schreibtisch, räumte ein bisschen auf und überflog die E-Mails, die während ihrer Abwesenheit gekommen waren. Dann rief

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