Der Klang des Verderbens
das hatte letzten Monat auch nicht geholfen, als ihre Ermittlung von oben beendet worden war.
»Also, Sloan, wollten Sie etwas mit mir besprechen?«
»Ja. Und es wird ihnen nicht gefallen.«
Ein hörbarer Seufzer entfuhr ihm. »Schlimm?«
»Ziemlich.«
»Hat es was mit Ihrem … Sonderauftrag zu tun?«
Sie nickte.
Ambrose lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, streckte die Beine aus und faltete die Hände auf der Brust, während sie ihm erklärte, was gerade vorgefallen war. Ihr Chef war selbst hoher Geheimnisträger – er hatte genehmigen müssen, dass zwei seiner Detectives am OEP teilnahmen. Deswegen musste sie ihn nicht erst über die Technologie aufklären, die ihr den Videoanhang von vorhin beschert hatte. Er schwieg lediglich, ließ sich von ihr das Video beschreiben und nahm jedes ihrer Worte aufmerksam auf. Mit Sicherheit versuchte er gleichzeitig einzuschätzen, wie wild sie darauf war, sich wieder auf diesen Fall stürzen zu dürfen.
Würde er sie darin unterstützen? Würde er ihr helfen, sich die nächste OEP -Ermittlung zu erkämpfen?
Hätte er ihr nicht gerade eben von dem Tsunami erzählt, der auf ihre Stadt zurollte, dann wäre sie sich da ganz sicher gewesen. Ja, Ambrose hatte die Befehle von ganz oben befolgt und sie vor einem Monat wieder ihrem normalen Posten zugeteilt. Das hieß aber noch lange nicht, dass er gern vorgeschrieben bekam, was er zu tun und zu lassen hatte. Auch wenn ihr Chef froh darüber zu sein schien, sie wieder in Vollzeit zurückzuhaben, ging es ihm garantiert gegen den Strich, einen geisteskranken Mörder ungestraft davonkommen zu lassen, weil er nie identifiziert worden war. Vor allem nachdem zwei seiner eigenen Detectives, Ronnie und Daniels, im Laufe der Ermittlung schwere Verletzungen erlitten hatten.
Seine Antwort bestätigte ihre Vermutung. »Mir hat es nie gepasst, dass wir aufgegeben haben, bevor wir herausfinden konnten, was wirklich los war und wer – abgesehen von Wilders – für diese Morde verantwortlich war.«
»Mir auch nicht«, gab sie zu.
»Die Vorstellung, dass sein Komplize damit durchgekommen ist, macht mich richtig wütend«, fuhr Ambrose hörbar zornig fort. »Und das nach allem, was Daniels durchgemacht hat.«
»Geht mir genauso.«
»Standen Sie denn damals kurz vorm Durchbruch?«
Darauf konnte sie lediglich hilflos mit den Schultern zucken. »Wir hatten viele Theorien, Sir, aber nichts Handfestes.«
Ambrose, der sich wohl gern an diesem Rätsel versuchen wollte, zählte die ihm bekannten Fakten an den Fingern ab. »Um mal von hinten anzufangen: Es besteht kein Zweifel, welche Verbrechen Wilders begangen hat. Er war derjenige, der Daniels überfallen und ihm die Hand abgehackt hat. Daniels hat ihn identifiziert.«
»Genau. Wilders hat in dem Tunnel unterm Weißen Haus einen seltsamen Schlüssel fallen lassen. Den hat Daniels gefunden, was Wilders gemerkt hat. Er wollte ihn sich wiederholen, bevor er zu ihm zurückverfolgt werden konnte.«
»All das, um den Mord an seiner eigenen Sekretärin zu verschleiern.«
»Die, ohne es zu wissen, Beweise für eine Straftat gefunden hat, die er vor Jahren begangen hatte, ohne je dafür bestraft zu werden.«
»Aber Richmond und Philadelphia, diese beiden Männer, die enthauptet worden waren …«
»Die passen nicht ins Bild«, ergänzte sie unverblümt. »Überhaupt nicht.«
Eddie Girardo und Ryan Underwood, die intern als »Richmond« und »Philadelphia« bezeichnet wurden, waren beide ebenfalls grausam ermordet worden. Aber nicht von Jack Wilders, wenigstens das wussten sie. Denn Daniels war zum Zeitpunkt des Überfalls in Richmond bei Wilders gewesen, und nach Wilders Tod hatten sie Beweise gefunden, dass er auch während des anderen Verbrechens nicht in Philadelphia hätte gewesen sein können.
»Sobald wir herausgefunden hatten, dass Wilders für beide Nächte ein Alibi hatte, haben wir uns die Daten noch einmal angeschaut und festgestellt, dass die Morde in Richmond und Philadelphia mehr Gemeinsamkeiten miteinander haben als mit den anderen. Daraus haben wir geschlossen, dass jemand anders diese Taten begangen haben muss, während der Rest auf Wilders’ Konto ging.«
»Also, als Allererstes ist Wilders der Tod seiner Assistentin zuzuschreiben …«
Im Untergeschoss verstümmelt.
»… dann der Überfall auf Sie …«
Kantholz gegen den Schädel.
»… und danach der Hinterhalt, in den er Daniels gelockt hat.«
Angeschossen und die Hand abgehackt.
»Und an seinem letzten
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