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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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von allen ins Fadenkreuz genommen, die eine immer noch trauernde Nation weiter zermürben wollten.
    »In der Nähe des Patriot Square wird sich niemand aufhalten dürfen; der Militärschutz wird verdoppelt, und wir sperren alle Zugangswege. Trotzdem ein beunruhigendes Vorhaben«, seufzte Ambrose.
    Tja, das war die Untertreibung des Jahres. Einhunderttausend Demonstranten, die für ihre Uneinsichtigkeit und selbstgerechte Haltung bekannt waren, würden eine Stadt überschwemmen, deren Sicherheitsvorkehrungen so strikt waren, dass man erschossen werden konnte, wenn man in der Nähe des alten Kapitols in die falsche Straße bog – was sollte das nur werden?
    »Beunruhigend? Albtraumhaft, würde ich sagen.«
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte er und sackte zusammen, bis er fast unter seinem Tisch lag. »Katastrophe vorprogrammiert.«
    In der Stadt gab es ganze Gebiete, die für Zivilisten tabu waren. Es war schon schwer, die Anwohner davor zu bewahren, versehentlich in einen Haufen Marines zu rennen, von denen jeder ein AK -47 unterm Arm hielt und darauf getrimmt war, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen, wenn ihnen jemand zu nahe kam.
    »Und wer sorgt für die Sicherheit all dieser Menschen? Ganz abgesehen von den Gegendemonstranten, die hinterherlaufen und sie mit Beleidigungen überhäufen werden. Und mit Steinen. Und Handgranaten.«
    Das gezeichnete Gesicht ihres Chefs verhärtete sich noch mehr. »Alle Urlaubsgenehmigungen für die Feiertage sind aufgehoben, alle weiteren Anträge werden abgelehnt. Fröhliche Weihnachten.«
    Sie stöhnte. Denn das bedeutete, dass das D.C.D.P. die Führung übernahm.
    »Das ist ja fantastisch. Welches Genie hat das durchgewunken?«
    »Tippett ist eng mit dem Bürgermeister befreundet.«
    »Kann der Präsident nicht was unternehmen?«
    »Der Präsident ist der Dritte im Bunde ihres wöchentlichen Golf-Quartetts.«
    »Und wer ist der Vierte? Der Papst?«
    »Entweder der, oder
dessen
Chef.« Seine Lippen zuckten für eine Millisekunde bei seinem eigenen Witz, dann fuhr er fort: »Das Ganze ist ein politischer Schachzug. Nächsten Monat wird der neue Kongress eingeschworen, und der Bürgermeister will mit allen Neuen gut Freund sein, die dank Tippetts Lobbygruppe dort hineingeraten sind.«
    Politik. Sie schnallte es einfach nicht.
    »Ich habe Widerspruch eingelegt, glauben Sie mir, genau wie mein Vorgesetzter und dessen Vorgesetzter. Aber es ist beschlossene Sache.«
    »Tja, Scheiße«, brummte sie.
    »Und das gleich tonnenweise.«
    Ihr Chef würde Ronnie weiß Gott brauchen. Er würde jeden einzelnen Polizisten brauchen. Natürlich würden auch andere Behörden Verstärkung stellen – in rauen Mengen –, aber an vorderster Front einer Veranstaltung, die ein antimilitaristischer Amerika-muss-friedlich-bleiben-Medienrummel werden sollte, durfte mit Sicherheit keine große bewaffnete Militärpräsenz stehen.
    Bullen waren das eine. Schwer bewaffnete Scharfschützen das andere.
    Also mussten die Scharfschützen gut versteckt werden.
    Immerhin würden dieses Mal keine hochrangigen Regierungsmitglieder ein Angriffsziel bieten, wie damals im Juli. Kein Präsident, keine Gouverneure, Senatoren oder andere Persönlichkeiten, die einen verrückten Attentäter anziehen könnten. Sie mussten sich lediglich Sorgen machen, dass sich vielleicht ein Terrorist an der größten Zahl US -Bürger versuchen wollte, die seit mehr als fünf Jahren in Washington an einem Ort versammelt war.
    »Himmel«, flüsterte sie.
    Nur ungern sprach sie das Thema an, dessentwegen sie dieses Büro betreten hatte. Aber sie konnte die Nachricht von vorhin nicht an einen anderen OEP -Ermittler weiterleiten, egal wie dringend ihre Stadt sie brauchte. Nicht weil der ungelöste Fall vom Sommer immer noch an ihr nagte und sie dachte, dass diese seltsame E-Mail etwas damit zu tun hatte, sondern weil der Täter ausgerechnet
sie
kontaktiert hatte. Sie konnte ihm schlecht sagen, dass er sich stattdessen an jemand anderes wenden solle, weil sie beschäftigt sei.
    Doch da sie wusste, wie das mit der Bürokratie lief, hatte sie ernste Befürchtungen, dass genau das passieren würde.
    Natürlich würde sich Dr. Tate dagegen aussprechen, aber letztendlich lag die Entscheidung bei den Göttern und Generälen, die das NDLE leiteten – das National Department of Law Enforcement, das jeder polizeilichen Behörde vom kleinsten Büro eines Sheriffs bis zum FBI übergeordnet war. Tates Stimme hatte zwar einiges an Gewicht … aber

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