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Der Klang des Verderbens

Der Klang des Verderbens

Titel: Der Klang des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Kleines, Schwarzes sehen zu können. Kann natürlich sein, dass es eigentlich gar nicht schwarz ist – aber es ist was Dunkles.«
    »Ich halte das Video mal an.«
    »Und ich vergrößere den Ausschnitt«, fügte Cavanaugh hinzu.
    Jeremy starrte weiter darauf und versuchte, die Form mit irgendeinem Bild in seinem Gedächtnis in Übereinstimmung zu bringen, aber aus irgendeinem Grund fiel ihm nichts Besseres ein als ein Käfer.
    »Ich glaube, das ist ein Ohrstöpsel«, sagte Ronnie. »Wie von Kopfhörern.«
    Er betrachtete das Ding noch genauer. Nun sah er die kleine Spitze, die aus der Rundung hervortrat. Vermutlich hatte sie recht. Vielleicht hatte sein Verstand das als Insektenbein interpretiert, aber jetzt schien es ziemlich eindeutig.
    »Also hat er womöglich Musik gehört und deswegen nicht mitbekommen, wie dieser Kerl seine Wachen umgebracht und sich an ihn herangeschlichen hat?«, überlegte er.
    »Meinen Sie nicht, dass der Mörder einen, wie nennt man das, Schalldämpfer benutzt hat, um die Wachen zu erschießen?«, fragte Dr. Cavanaugh.
    »Schalldämpfer mindern zwar das Geräusch, aber sie dämpfen den Schuss keinesfalls hundertprozentig«, erklärte Ronnie. »Ich mache mir eine Notiz, dass ich den Gerichtsmediziner danach frage und mich bei den zuständigen Detectives erkundige, ob sie Kopfhörer gefunden haben.«
    Und wenn ja, wo sie sie gefunden hatten. Mit der Angabe konnten sie eventuell klären, wo der Übergriff angefangen hatte. Jeremy konnte sich recht gut vorstellen, wie das Opfer Musik hörte, während sich der Angreifer hinter ihm anschlich. Der Druck eines kalten Pistolenlaufs am Schädel würde wahrscheinlich jeden gefügig machen; er hätte kaum Zeit gehabt zu reagieren, geschweige denn sich zu wehren. Nur so konnte sich Jeremy das Ganze erklären. Ortiz war ein Mann, der sein ganzes Leben hart am Limit gelebt hatte – der war bestimmt immer auf der Hut, immer wachsam. Auf keinen Fall hätte er sich wie ein Schaf unter vorgehaltener Waffe in diesen Raum führen lassen, wenn er den Angreifer vorher gehört und sich zur Gegenwehr hätte entscheiden können.
    Er machte weiter, richtete seine Aufmerksamkeit auf den Hals und weiter nach unten, zu der Kette, die sich in die aufgeschlitzte Kehle des Opfers gegraben hatte. Wieder blieb sein Blick an etwas hängen. Noch einmal beugte er sich vor. Wenn Angelo Ortiz’ Leiche tatsächlich direkt vor ihm gesessen hätte, wären ihre Nasen fast aneinandergestoßen. Na ja, zumindest Jeremys Nase mit Ortiz’ Nasenhöhle.
    »Da klebt irgendwas in der Kette«, murmelte er, als er etwas Ungewöhnliches entdeckte.
    »Was denn?«, fragte Ronnie.
    »Ich weiß nicht genau. Etwas ganz Dünnes. Ein Draht? Vielleicht ein Haar.« Er ging in die Hocke und widerstand dem Drang zusammenzuzucken, als er merkte, dass er sich fast mit dem Unterarm auf Ortiz’ behaarten Knien aufstützen konnte. Die Qualität dieses mehrdimensionalen Bildes war verblüffend – so real, dass er dachte, wenn er tief Luft holte, würde er den Geruch von Blut, Schweiß, Angst und verbranntem Fleisch wahrnehmen, der diesen kleinen Raum am Ende erfüllt haben musste.
    »Ja, ich glaube, es ist ein Haar. Ein helles.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich glaube schon. Und Ortiz sieht auf seinem Fahndungsfoto nun wirklich nicht nach Blondschopf aus.«
    »Er scheint auch nicht der Typ zu sein, der sich die Haare färbt«, fügte sie hinzu. »Sehr gut, Sykes.«
    Vermutlich hatte der Gerichtsmediziner das Haar während der Obduktion sichergestellt – Himmel, hoffentlich hatte er das! Wenn sie die Bestätigung bekamen, dass es blond war, und auch erfuhren, wie lang es war, gelang es ihnen eventuell, die Liste der möglichen Verdächtigen einzugrenzen. Es konnten ja nicht allzu viele blonde Männer beim OEP registriert sein. Hoffentlich hatten von denen, die es gab, einige ihre Back-ups von der fraglichen Nacht hochgeladen. Diesen Kerl würden sie nicht finden, indem sie ihn in den Kreis der Verdächtigen aufnahmen, sondern indem sie nach und nach alle anderen ausschlossen, bis sie die Zahl auf eine realistische Größe reduziert hatten. Dabei konnte ihnen dieses Haar auf jeden Fall behilflich sein.
    Ihm klopfte das Herz in der Brust – nun hatten sie vielleicht einen konkreten Hinweis in der Hand, mit dem sie weiterkamen. Er fuhr mit der Untersuchung fort. Unwillkürlich schluckte er mühsam und behielt das Mittagessen, das Dr. Tate ihnen bereitgestellt hatte, durch reine Willenskraft bei sich, als er den

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