Der Klang des Verderbens
Freund und Nachbarn vor einer ganzen Weile kennengelernt und wie die meisten Menschen zuerst gedacht, er sei ebenfalls schwul. Er hatte sich geirrt. Max liebte Frauen, so oft und so viele verschiedene wie möglich. Mit Ausnahme von Ronnie. Er stand viel zu sehr auf den femininen Rüschentyp, um sich je an ihr zu versuchen. Was völlig in Ordnung war. Sie stand ihrerseits eher auf den Typ, der weniger wahrscheinlich irgendwelche grauslichen Geschlechtskrankheiten hatte. Sie mochte ihn, aber wenn er mal wieder nachts nach einem Date bei ihr vorbeischaute, wollte sie ihn am liebsten nur mit Handschuhen anfassen. Sie hatte ihm den liebevollen Spitznamen Bazillus Maximus verpasst.
»Der ist wohlauf, soweit ich weiß.«
»Und dein Partner beim D.C.P.D.? Detective Daniels?«
»Dem geht’s auch gut.«
Nach Daniels erkundigte er sich nicht weiter; hoffentlich gab es da kein verbleibendes
Knistern
, nachdem sie nur ein einziges Mal vor fünf Jahren mit ihm geschlafen hatte.
Philip bot ihr zwar an, sie in seinem Lamborghini mitzunehmen, aber sie wollte relativ früh nach Hause und vorher nicht noch ihr Auto hier abholen müssen. Also folgte sie ihm in ihrem eigenen Wagen zu einem Italiener, der nicht zu weit entfernt von ihrer Wohnung nahe dem Rock Creek Park lag. Sie war dran gewesen mit Aussuchen, daher lagen auf den Tischen rot-weiß karierte Tischdecken, und aus den Lautsprechern schallte Dean Martin. Dicke, halb heruntergebrannte Kerzen in alten Chiantiflaschen vervollständigten das Ambiente.
»Die Pizza hier ist großartig«, versicherte sie ihm, als sie den zweifelnden Ausdruck in seinem Gesicht sah.
Er widersprach nicht. Inzwischen hatte er gemerkt, dass sie trotz ihres »proletarischen« Geschmacks sehr wohl beurteilen konnte, was gutes Essen war. Da er sich ein Stück Pizza nach dem anderen nahm, sobald sie ihre Mahlzeit begonnen hatten, schien es ihm offensichtlich zu munden.
Während des Essens plauderten sie über Belanglosigkeiten, aber sobald sie fertig waren, erzählte Ronnie ihm von dem neuesten Fall. Er verwaltete das Labor seines Vaters und hätte ohnehin Zugang zu allem, was vor sich ging, und inzwischen vertraute sie ihm restlos.
»Klingt ganz schön grässlich«, sagte er schließlich.
»Ist es auch.«
»Und Sykes war diesmal derjenige in der Maschine, ja?«
»Du meinst doch sicher das Tor zur Vergangenheit?«
Tate verdrehte die Augen. Anscheinend fand er den neuen Namen auch nicht so gelungen.
»Da wollte wohl jemand unbedingt seine glänzende Rüstung polieren.«
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Noch ein Wort über mich und Sykes, und ich stehe auf und lasse dich mit der Rechnung sitzen.«
»Ich glaube, die kann ich mir gerade noch leisten.«
»Stimmt. Ich lass dich ja sowieso darauf sitzen.« Dann wechselte sie das Thema. »Zurück zu dem, was du heute rausgefunden hast. Es sind also definitiv noch drei weitere Männer gestorben?«
»Genau. Einer an Halloween, einer Mitte November und einer vor zehn Tagen.«
»Wurde bei einem dieser Todesfälle ermittelt oder gab es Hinweise auf Fremdeinwirkung?«
»Der Kerl an Halloween wurde überfahren.«
Ihr Herz klopfte höher. »Fahrerflucht? Das klingt ja nicht gerade nach natürlicher Todesursache.«
»Nein, allerdings nicht. Aber Fahrerflucht war es auch nicht. Seine eigene, schon etwas ältere Nachbarin hat aus ihrer Einfahrt zurückgesetzt und ihn überfahren, als er gerade mit seinem Kind auf Klingeltour gehen wollte. Ziemlich schlimm, genau vor den Augen seiner Familie.«
Sehr schlimm.
»Das ist alles, was ich gefunden habe, bevor ich dich gesucht habe. Mal sehen, was ich noch alles ausgrabe.«
Sie holte eine Visitenkarte von Daniels hervor. »Tu mir einen Gefallen, halt meinen Partner auf dem Laufenden, okay? Dieser ganze Teil der Ermittlung lag bei ihm, bis er verletzt wurde, und das könnte eine gute Möglichkeit für ihn sein, langsam wieder in die Arbeit einzusteigen.«
»Glaubst du immer noch, dass das was mit deinem anderen Fall zu tun hat?«
Sie seufzte schwer. »Ich weiß es nicht. Wir haben gründlich nach einer Verbindung gesucht und keine gefunden. Aber wenn man allein die Zahlen betrachtet: Neun Tote von zweitausendfünfhundert Testpersonen – es sind ja nur die männlichen Probanden – ist ziemlich viel innerhalb eines Jahres.«
»Ich weiß. Statistisch gesehen sollten es nicht mehr als zwei Komma fünf sein.«
»Mathe kannst du also auch, was?«
»Ich hab mehr als nur ein hübsches Gesicht«, sagte er
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